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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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ist. Freiwillig. Sie machen sich keine Sorgen
     um ihn. Sie werden keinen Fahndungsaufruf mit einem Phantombild von dir in den Abendnachrichten bringen. Wenn überhaupt,
     werden sie eine Beschreibung bekommen und sie weitergeben. Von einer Person, die jeder für homosexuell hält. Und da Anna
     niemals auf den Gedanken kommen wird, dass du schwul bist, wird sie keine Verbindung herstellen. Denk mal darüber nach!
     Es gibt nichts, absolut nichts, was dich mit jemandem verbindet, den Marty in einem Schwulenclub getroffen hat. Weder ein
     Motiv noch einen Grund. Rein gar nichts.»
    Er war jetzt ruhiger. «Hoffentlich hast du recht.»
    «Habe ich.» Tatsächlich war es mir gelungen, alles so rational zu erklären, dass ich für einen Moment genauso |252| zuversichtlich war, wie ich klang. Dann fielen mir Martys Notizen ein, und plötzlich befiel mich eine Angst, die mein neues
     Selbstvertrauen sofort untergrub. In dem Augenblick wusste ich, dass ich Zeppo nichts davon erzählen würde.
    Aber das alles durfte ich mir nicht anmerken lassen. Immerhin schien Zeppo völlig beruhigt zu sein. «Na schön, dann lasse
     ich mir gerne einen Drink spendieren, wo ich schon einmal hier bin», sagte er. Er ging Richtung Wohnzimmer. Mit einem Mal
     konnte ich den Gedanken nicht ertragen, ihn noch einen Augenblick länger um mich zu haben.
    «Nein. Ich möchte, dass du jetzt gehst.»
    Er drehte sich um und sah mich überrascht an. «Was?»
    «Ich sagte, ich möchte, dass du gehst.»
    Ein erstauntes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. «Sind wir ein bisschen gereizt, Donald? Was ist dir denn über
     die Leber gelaufen?»
    «Nichts. Ich möchte nur, dass du gehst, das ist alles.»
    «Was ist mit deinen Pflichten als Gastgeber? Erst willst du unbedingt, dass ich herkomme, und fünf Minuten später schickst
     du mich wieder weg. Das ist nicht sehr höflich, oder?»
    «Mir ist heute nicht nach Gastfreundschaft.»
    «Dann hättest du mich nicht herbitten dürfen, oder?» Ich konnte ihm ansehen, dass er die Situation genoss. Das verärgerte
     mich noch mehr.
    «Ich habe dich hergebeten, weil ich dir etwas sagen musste. Das habe ich getan, und nun gibt es keinen Grund mehr, dass
     du bleibst.»
    «Donald, du hast mich tatsächlich nur wegen dieser Sache |253| den ganzen Weg herkommen lassen und schickst mich jetzt ohne einen Drink nach Hause? Das hättest du mir auch am Telefon sagen
     können, dann hätte ich mir die Fahrt erspart.» Er hob eine Hand. «Entschuldige – ich vergaß. Die Telefone sind ja angezapft,
     nicht wahr? Du hast es nicht gerne, wenn die CIA zuhört.»
    «Für jemanden, der gerade eine Panikattacke hatte, bist du plötzlich ziemlich cool. Aber du hast recht, ich bespreche solche
     Dinge nicht gern am Telefon. Ich habe keine Lust, im Gefängnis zu landen, weil irgendeine Hausfrau in Tooting Beck zufällig
     in die Leitung gekommen ist.»
    «Warum regst du dich mit einem Mal so auf?»
    «Vielleicht, weil ich genug habe von deinem Verhalten. Ich habe es satt, mir ständig deine Launen gefallen lassen zu müssen.
     Ich habe dich nicht gezwungen, bei der Sache mitzumachen. Du hast dich freiwillig dazu bereit erklärt, und zwar für Geld
     und nicht, um mir einen Gefallen zu tun. Und ich habe langsam genug davon, jedes Mal von dir dafür verantwortlich gemacht
     zu werden, wenn etwas nicht ganz nach Plan läuft! Wir wussten beide, dass es irgendeine Ermittlung geben würde, und dabei
     trage ich die Hauptlast, nicht du. Deshalb möchte ich mich nicht auch noch mit einem   … einem gewalttätigen Dressman herumstreiten, der mir bei dem kleinsten Schluckauf sofort Gewalt androht!»
    Zeppo hatte mir mit leicht zur Seite geneigtem Kopf zugehört. «Heißt das, du liebst mich nicht mehr?»
    «Das heißt, ich möchte, dass du gehst.»
    «Okay, Donald. Wenn du so darüber denkst.» Er ging mit einem amüsierten Gesichtsausdruck zur Wohnungstür. Er öffnete sie
     und drehte sich zu mir um.
    |254| «Übrigens», sagte er. «Dein Hosenstall ist offen.»
    Ich starrte ihn nur an. Lächelnd ging er hinaus. Ich schaute hinab.
    Er hatte recht.

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    |255| Kapitel 18
    Ich konnte auf keinen Fall den Rest des Abends zu Hause bleiben. Ich musste raus. Genauer gesagt, ich musste zu Anna. Der
     Gedanke an Martys Notizen, die Sorge, dass er darin vielleicht etwas über sein Treffen mit Zeppo geschrieben haben könnte,
     machte es mir unmöglich, untätig herumzusitzen und abzuwarten. Nur wenige Augenblicke nachdem Zeppo

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