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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Thema interessiert war?»
    Anna zögerte, sie suchte offensichtlich nach einem handfesten Grund, um die versteckten Andeutungen des Polizisten zurückzuweisen.
     «Er ist Anthropologe! Es gehört zu seiner Arbeit. Er hielt es für ein   … für ein lohnenswertes Forschungsthema, das ist alles. Genauso wie die anderen Aspekte seiner Promotion. Diese Recherche
     war nur ein Teil davon.»
    «Haben Sie homosexuelle Freunde?»
    «Nein.»
    «Hat er Bericht über seine Besuche in diesen Clubs geführt? Eine Tagebuch, zum Beispiel?»
    «Tagebuch führt er nicht, aber er macht sich Notizen über die Clubs, die er besucht», sagte Anna. Ich spürte wieder, wie
     mir das Herz stockte. Darauf war ich nicht gekommen.
    |246| «Sind seine ganzen Notizen in der Universität?»
    «Die meisten, ja. Manche sind auch in unserer Wohnung.»
    «Wäre es Ihnen recht, wenn wir mal einen Blick darauf werfen würden?»
    Ich konnte sehen, dass Anna dieser Gedanke nicht gefiel. Und ich hoffte inständig, dass sie nein sagen würde. «Meinetwegen»,
     antwortete sie widerwillig. «Aber wenn Sie hoffen, darin etwas Belastendes zu finden, vergeuden Sie Ihre Zeit.»
    «Wir suchen nicht nach belastendem Material, Miss. Wir wollen nur herausfinden, wo er ist, genau wie Sie», meinte er herablassend.
    «Na ja, ihn als schwul hinzustellen bringt uns jedenfalls nicht weiter. Ich habe keine Ahnung, warum er verschwunden ist,
     aber bestimmt nicht deswegen. Ich lebe mit ihm zusammen, um Gottes willen! Glauben Sie nicht, ich würde es wissen, wenn
     er schwul wäre?»
    «Ich bin mir sicher, dass Sie es wissen würden. Aber wir müssen jede Möglichkeit untersuchen, oder etwa nicht? Es könnte
     zum Beispiel sein, dass jemand, den er in einem dieser Clubs kennengelernt hat, weiß, wo er sich jetzt aufhält.»
    «Sie meinen, er könnte mit einem anderen Mann davongelaufen sein», sagte Anna tonlos.
    «Ich meine gar nichts. In diesem Stadium bin ich bloß für alle Möglichkeiten offen.»
    «So nennen Sie das also?»
    «Hören Sie, Miss   …»
    «Wenn das alles ist, würde ich mich jetzt gern entschuldigen. Ich habe zu tun.» Sie drehte sich um und ging davon. |247| Ich hörte, wie sich ihre Schritte auf der Treppe nach oben entfernten.
    Die Polizisten schauten sich an. Der Sergeant hob seine Augenbrauen. Der Inspector wandte sich an mich. «Können Sie Miss Palmer
     sagen, dass wir uns wegen der Notizen ihres Freundes melden werden? Wir würden sie uns gern so schnell wie möglich anschauen.»
    Ich nickte und versuchte mich zu sammeln. Meiner Stimme traute ich nicht, aber ich konnte die Sache nicht so stehenlassen.
     «Glauben Sie, das könnte etwas mit seinem Verschwinden zu tun haben?»
    Verärgert über Annas Abgang, versuchte er mich einzuschüchtern. Er starrte mich einen Moment schweigend an. «Das weiß ich
     wirklich nicht, Sir. Haben Sie etwas dazu zu sagen?»
    «Ich? Aber nein, überhaupt nicht. Na ja, außer dass ich Marty nie für schwul gehalten habe.»
    «Na schön, vielleicht ist er es auch nicht. Wir werden einfach abwarten müssen, nicht wahr? Vielen Dank, dass Sie uns Ihre
     Zeit geopfert haben.» Sein Ton war so übertrieben höflich, dass es an eine Parodie grenzte.
    «Wie haben Sie das mit den Nachtclubs herausgefunden? Ist das eine Routineuntersuchung?»
    «Ja und nein», sagte er. «Mr.   Westermans Daten sind versehentlich auf die Liste vermisster Jugendlicher geraten. Die Schwulengemeinde wirkt wie ein Magnet
     auf minderjährige Jungen, die von zu Hause weglaufen. Erstaunlich, wie viele von ihnen dort landen. Und dann war Ihr Mr.   Westerman der Einzige, den unsere Kontaktperson wiedererkannt hat.» Er lächelte kalt. Offenbar war er versucht, mich noch
     mehr einzuschüchtern. |248| «Sie sehen also, Schlamperei bei der Polizei ist nicht immer schlecht, oder?»
    Als sie hinausgingen, blieb der Sergeant stehen und betrachtete ein Gemälde. «Das würde meiner Frau gefallen.» Es war das
     erste Mal, dass er gesprochen hatte. «Wie viel kostet es?» Ich sagte es ihm. Er schaute wieder das Bild an. «Meine Güte.»
    Sie gingen davon.
     
    *
     
    Mir war klar, dass ich Zeppo nicht länger im Unklaren über diese Entwicklung lassen konnte. Ich rief ihn noch am selben Abend
     an. Zur Abwechslung nahm er einmal sofort ab. Und er schien aufreizend gute Laune zu haben.
    «Sieh mal an. Wenn das nicht unser Tate für Arme ist. Was kann ich für dich tun? Du willst mir doch nicht erzählen, dass
     du schon wieder eine Dummheit gemacht

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