Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VT07 - Niemandes Welt

VT07 - Niemandes Welt

Titel: VT07 - Niemandes Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
Vom Netzwerk:
nach. Antoinette räkelte sich auf dem Stuhl. »Über die vielen Gespräche ist mir voll und ganz der Appetit vergangen. Es war ein anstrengender Tag. Wenn du erlaubst, Schwesterherz, werde ich mich in mein Gemach zurückziehen.«
    »Aber wir müssen den Rettungsplan für die Dorfbevölkerung besprechen«, beharrte de Fouché.
    »Schon gut«, sagte Marie und warf dem Sonderbeauftragten einen raschen Blick zu. »Geh nur, Antoinette. Morgen wird sicherlich ein ebenso langer und anstrengender Tag werden. Da ist es gut, wenn du ausgeruht bist.«
    Sie wartete, bis Antoinette ihren Leib vom Stuhl gewuchtet und mit watschelnden Bewegungen das Zimmer verlassen hatte.
    »Verlieren wir keine Zeit«, sagte sie dann zu de Fouché. »Ich habe das Gefühl, dass auch wir anschließend etwas Schlaf vor dem morgigen Tag gut gebrauchen können.«
    ***
    ***
    ***
    Ein Lichtstrahl grub sich wie mit Klauen in die Dunkelheit.
    Erst ganz winzig nur, wurde er rasch größer und nahm schließlich Kingas ganzes Sichtfeld ein. Der junge Woormreiter kniff geblendet die Augen zusammen. Wollte die Augen zusammenkneifen.
    Er wusste nicht, was ihn mehr in Panik versetzte – die Tatsache, dass er seine Augenlider nicht bewegen konnte, oder dass das Licht seine Pupillen zum Glühen brachte. Elmsfeuer schienen an seinen Sehnerven zu knistern. Der Schmerz war so unerträglich, dass er sich wünschte, augenblicklich in Ohnmacht zu fallen.
    Dann, nach einer endlosen Anzahl von Schlägen, mit denen das Herz gegen seinen Brustkorb anrannte, wurde das Licht schwächer. Ein quietschendes Geräusch erklang, und eine Stimme sagte: »Legt ihn hier auf den Tisch.«
    Es war die Stimme.
    Kinga fühlte, wie er von Händen gepackt wurde. Ein Geruch nach Schwefel und Fäulnis, der ihm nur zu bekannt vorkam, stieg in seine Nase. Schatten beugten sich über ihn. Schatten, die menschliche Gestalt besaßen.
    »Gruh«, sagte einer der Schatten.
    »Gruuuh«, stimmte ein anderer zu.
    Die Schatten legten Kinga auf eine metallische Unterlage, deren Kälte ihm eine Gänsehaut übel den Rücken zog.
    Seltsamerweise konnte er die Kälte an den Hüften, den Oberschenkeln und Waden spüren, aber er konnte sich nicht bewegen.
    »Gut so. Und jetzt verschwindet.«
    Die Schatten lösten sich auf.
    Immer noch vermochte Kinga nicht einmal zu blinzeln. Seine Gedanken verhedderten sich bei der Frage, wie lange es wohl dauern mochte, bis seine Augäpfel eingetrocknet waren. Ob er mit eingetrockneten Augäpfeln immer noch sehen konnte? Taten eingetrocknete Augäpfel weh?
    »Kinga«, sagte die Stimme.
    Kinga versuchte den Kopf zu wenden. Auch das misslang ihm.
    »Es war leider nötig, dich zu paralysieren« , fuhr die Stimme fort. »Eine reine Sicherheitsmaßnahme. Du brauchst dir deswegen keine Sorgen zu machen. Ich habe dir eine Flüssigkeit in die Augen geträufelt, die den Schmerz in Grenzen halten wird. Wenn wir hier fertig sind, wirst du genauso gut sehen können wie zuvor – und vielleicht sogar noch ein bisschen besser.« Die Stimme kicherte, und Kinga spürte eine leichte, fast zärtliche Berührung an seiner Schläfe. »Zu schade, dieses Festmahl aufschieben zu müssen – nach so vielen Jahren endlich wieder ein frischer Körper… Aber wir alle müssen der Wissenschaft Opfer bringen, auch ich. Und leider sehe ich keine andere Möglichkeit, um deinem verstockten Geist all die Informationen zu entlocken, die ich benötige.«
    Schritte. Die Stimme entfernte sich.
    Kinga überlegte, was er tun sollte. Überlegte, was er tun konnte. Er war sicher, dass die Stimme nichts Gutes mit ihm vorhatte, aber irgendwie konnte er sich nicht erklären, weshalb er davon so fest überzeugt war. Die Stimme hatte ihm nichts getan. Schließlich war es nicht sie gewesen, die ihn in dem schwarzen Verlies gefangen gehalten hatte, sondern die Gruh.
    Aber die Stimme herrschte über die Gruh, und die Gruh gehorchten ihr bedingungslos.
    Die Gedanken flossen zäh wie Sirup durch Kingas betäubtes Gehirn. Er musste zurück nach Kilmalie und den anderen von seinen Erkenntnissen berichten – dass die Gruh einen Anführer hatten und nicht einfach nur einem Trieb nachgaben, indem sie Menschen fraßen.
    Kinga rief sich die Worte der Stimme in Erinnerung. Wir alle müssen der Wissenschaft Opfer bringen.
    Wenn nur dieses verdammte Gift in seinen Adern nicht gewesen wäre, das ihm das Denken erschwerte. Er begriff auf einmal, dass sie ihm bereits vor Tagen etwas eingeflößt haben mussten. Eine Substanz, die ihm

Weitere Kostenlose Bücher