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VT07 - Niemandes Welt

VT07 - Niemandes Welt

Titel: VT07 - Niemandes Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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zunächst das Denken erschwerte und dann auch Einfluss auf seine Muskulatur zu nehmen begann. Ihn lähmte.
    Ich muss hier raus. Muss aus dem Labyrinth verschwinden.
    Auf einmal erinnerte er sich wieder, weshalb er die Welt der Gruh überhaupt aufgesucht hatte. Sie hatten Prinzessin Lourdes entführt – seine geliebte Prinzessin. Er hatte sich zusammen mit ein paar Kilmaliern auf den Weg gemacht, doch sie hatten Lourdes nicht retten können. Dann die Begegnung mit dem Bruder Zhulus, der seit Jahrzehnten in der unterirdischen Welt der Großen Grube lebte. Er hatte sich in seinem Wahnsinn als mörderischer Gegner entpuppt. Kinga hatte ihn getötet, doch er war zu spät gekommen, um Lourdes vor den Gruh zu retten.
    Es war seine Schuld gewesen, dass sie sterben musste.
    »Lrrrdes…«
    Er zuckte zusammen, als er begriff, dass er den Namen der Geliebten laut ausgesprochen hatte. Ein elektrisierender Schauer fuhr durch seinen Körper. Er konnte seine Zunge wieder bewegen! Er konnte seine Augenlider schließen!
    »Du solltest nicht länger um sie trauern, Kinga«, klang plötzlich wieder die Stimme auf. »Ich helfe dir dabei. Bald wird dir nichts mehr wichtig sein. Dann gibt es nichts, was du noch vor mir verbergen kannst. Das Serum, das ich dir verabreichen werde, lässt mich an deinen geheimsten Gedanken teilhaben. Ich habe es seit damals verbessert, weißt du?«
    »Llllassssmmmcchhfrraaaiii…«, lallte Kinga.
    »Ich kann dich nicht freilassen«, sagte die Stimme bedauernd. »Erst einmal musst du mir alles erzählen, was es über die Welt da oben zu erzählen gibt. Wie sie sich in den Jahrhunderten verändert hat. Wie ihre Bewohner leben. Und dann wird dein Gehirn mir helfen, klaren Verstandes eben diese Welt zu betreten und zu erobern. Meine Untertanen und ich werden nie wieder hungern müssen…«
    Kinga konzentrierte sich und versuchte seine Finger zu bewegen. Zunächst den Zeigefinger der rechten Hand. Er spürte das kalte Metall unter seinem Fingernagel. Der Nagel schabte über den Untergrund.
    Um ein Haar hätte Kinga sich verraten, indem er seinen Triumph hinausgelallt hätte. Während der Schatten vor dem Tisch auf und ab ging und die Stimme irgendwelche Machtfantasien von sich gab, arbeitete Kinga weiter.
    Langsam ballte er die Hand zur Faust und entspannte sie wieder. Jetzt die Linke. Perfekt. Er krümmte die Zehen und winkelte die Beine ein wenig an – so behutsam, dass die Stimme es unmöglich bemerken konnte.
    Am liebsten hätte er vor Glück aufgeschrien. Er konnte sich wieder vollständig bewegen!
    Jetzt musste er nur noch den richtigen Moment abwarten, um von der Liege zu springen und die Stimme außer Gefecht zu setzen. Er zweifelte nicht daran, dass ihm das gelingen würde. Die Stimme hörte sich nicht an, als gehörte sie einem großen, kräftigen Menschen. Ein solcher Gegner hätte es ja auch nicht nötig gehabt, ihn mit einem Gift zu betäuben.
    »Nicht mehr lange«, sagte die Stimme gerade. »Ich werde deine Geduld nicht mehr lange auf die Probe stellen. Nur noch ein paar letzte Vorbereitungen, und ich kann mit der Injizierung des modifizierten Serums beginnen. Ein Weilchen wird es dauern, bis es seine Wirkung entfaltet – aber dann werden wir uns unterhalten. Das heißt: Ich stelle die Fragen, und du wirst mir antworten.«
    Kinga hörte den Mann, dem die Stimme gehörte, nur ein paar Schritte entfernt hantieren. Glas klirrte leise.
    »Und wenn ich alles weiß«, fuhr die Stimme fort, »werde ich mein Gegenserum an dir testen. Die Hirne meiner Untertanen sind leider schon zu stark geschädigt, als dass es sie ins normale Leben zurückholen könnte. Mich selbst hat es stabilisieren können ­– und auch meine Assistenten. Jedenfalls so lange, bis sie mir als Geistesnahrung dienten.« Die Stimme kicherte. »Geistesnahrung! Wie passend! Ich bin gespannt, welche Wirkung das Antiserum an dir zeigt…«
    Die Stimme war jetzt genau über Kinga.
    Er sah den Schatten, der die helle Lampe verdunkelte, und begriff, dass so eine Chance nie wiederkommen würde.
    Er griff an.
    ***
    ***
    ***
    Der Mond warf sein glitzerndes Licht auf die rückseitige Fassade des Palastes. Der Lenker des Witveers hatte den Vogel wie vereinbart in den Palastgarten geführt, wo das Tier jetzt, flankiert von zwei Gardisten, zwischen Hyazinthenrabatten neugierig die beiden Gestalten erwartete, die soeben den Palast verließen.
    Die linke von beiden war schlank, fast grazil sogar und mittelgroß. Sie trug ein ledernes Wams mit einem

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