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VT08 - Anti-Serum

VT08 - Anti-Serum

Titel: VT08 - Anti-Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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Kopf. Die Zähne streiften Noogas Hals lediglich, als das Mädchen von harter Hand zurückgerissen wurde. Finger packten ihre Wangen und drehten ihr mit einem Ruck das Gesicht auf den Rücken.
    Das Fauchen des Gruh verstummte, reglos sackte der Leib zu Boden.
    So schnell, dass Nooga kaum wusste, wie ihm geschah, wurde auch das zweite Kind von ihm heruntergerissen. Es strampelte mit den Beinen, reckte die Krallen, aber es hatte keine Chance, sich gegen seinen neuen Gegner zu wehren.
    Marie schleuderte es durch die Luft, packte Noogas Waffe und stieß zu. Die Bestie blinzelte erstaunt, und für einen Moment schien das Gift seine unheimliche Macht über sein Opfer zu verlieren. Hinter den blutgierig blitzenden Pupillen schien für einen winzigen Augenblick etwas Anderes durchzuschimmern – eine andere Identität, etwas, das von der Seuche zuvor vollständig verdrängt worden war.
    Ein Zittern ging durch den Leib, dann war es vorbei.
    Atemlose Stille breitete sich aus.
    Marie drehte sich um. Die Spitze der Klinge war jetzt genau auf Noogas Hals gerichtet, der immer noch wie benommen am Boden lag.
    Nur am Rande ihres Blickfelds nahm Marie die Gesichter der anderen Menschen wahr – und die Angst in ihren Augen.
    Niemand wagte die Hand gegen sie zu erheben.
    Sie rammte die Klinge in den Sand und bot Nooga die Hand.
    Der ergriff sie dankbar und richtete sich auf. Dann fiel sein Blick auf den Käfig.
    »Wie konntest du…?« Die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er die zerbrochenen Gitterstäbe erblickte. Eine Urgewalt schien die Schilfknoten zerfetzt und den Bambus in Stücke gerissen zu haben. Marie wusste selbst nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie konnte sich kaum erinnern, was geschehen war. Sie wusste nur, dass sie die Kinder gesehen hatte, wie sie auf Nooga, Mala und die anderen zutaumelten.
    Sie hatte helfen wollen, aber der Käfig, die Gitterstäbe waren im Weg gewesen.
    Und da hatte sie sie einfach… aus dem Weg geräumt.
    »Du bist…« Nooga suchte nach Worten, während sein Blick halb bewundernd, halb furchtsam über ihr Gesicht glitt, als suche er nach irgendetwas, das seine Vermutung – seine Befürchtung – bestätigte. »… anders.«
    Offenbar hatte er nicht gefunden, was er suchte. Marie betrachtete ihre Hände. Sie waren nicht aschgrau, sondern hatten normale Hautfarbe. Marie lauschte in sich hinein. Kein Durst. Kein Hunger nach Menschenfleisch.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Nooga.
    »Ich verstehe es auch nicht«, erwiderte Marie.
    Aber mussten sie das überhaupt? War es nicht viel wichtiger, dass sie den Angriff überlebt hatten? War es nicht wichtiger, dass sie ihre Reise fortsetzten und die Dorfbewohner in Sicherheit brachten?
    Marie begriff selbst nicht, woher sie den Mut nahm und ganz dicht an Nooga herantrat – so nah, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. Auf seinen Wangen mischten sich Schweiß und schmutziger Sand. Sie strich ihm durch das Haar, über den Nacken, über den Hals.
    Und hielt inne.
    »Was ist?«, fragte Nooga.
    Maries Blick war auf seinen Hals gerichtet. »Du blutest«, sagte sie leise.
    Nooga betrachtete das Blut auf seinem Schwert und schloss die Augen. Er fühlte auf einmal alle Kraft aus seinem Körper weichen. Seine Hoffnung, dass sie aufbrechen und den Schrecken einfach hinter sich lassen konnten, erlosch. Sie würden nie davonkommen. Er würde nie davonkommen.
    Es war vorbei.
    In diesem Augenblick wünschte sich Nooga nichts sehnlicher, als dass die Welt aufhörte zu existieren. Von einem Moment zum anderen… alles weg. Fort. Welch eine verlockende Vorstellung! Alle Sorgen wären verschwunden, und nichts wäre mehr übrig von dieser Welt, in der er innerhalb einer einzigen Woche zahllose Freunde verloren hatte und in der sich Kinder in Monster verwandelten.
    Aber die Welt blieb, wie sie war.
    Er blieb, wie er war.
    Bei einem Gruh-Angriff verwundet.
    Infiziert!
    Nooga öffnete die Augen wieder. Er roch den Sand auf der Otowajii, den Duft der Affenbrotbäume – und dazwischen roch er die Angst und Verzweiflung der Frauen und Kinder, denen er Hoffnung und Kraft geben musste.
    Und, bei den Göttern – vielleicht ging es ihm ja wie Marie.
    Sie hatte sich auch nicht verwandelt. Vielleicht würde es ihm vergönnt sein, ihr Schicksal zu teilen.
    Noch gab es Hoffnung…
    Nooga packte den Schwertgriff, zog die Waffe aus der Erde.
    »Wir müssen weiter«, sagte er mit fester Stimme.
    ***
    Der Witveer sackte so unvermittelt ab, dass Goodefroot um ein

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