Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VT08 - Anti-Serum

VT08 - Anti-Serum

Titel: VT08 - Anti-Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
Vom Netzwerk:
zum Gruh abgeschlossen ist.«
    »Ich bin kein Gruh!«, stieß Marie hervor.
    Nooga schwieg. Er schien nach Worten zu ringen.
    Marie bemerkte, dass sich andere Dorfbewohner um den Käfig versammelt hatten. Selbst Frauen und Kinder waren darunter. Angstvoll und zugleich neugierig starrten sie Marie an.
    Ich bin eine Attraktion, dachte sie voller Bitterkeit.
    Sie ahnte, dass sie Nooga nicht umstimmen konnte – weil ihm überhaupt keine Wahl blieb. Hatte sie tatsächlich geglaubt, dass er ihr Beschützer war, nur weil er ihr zwei Mal das Leben gerettet hatte? Er war der Beschützer des Dorfes!
    »Wohin werdet ihr ziehen?«, fragte sie mit rauer Stimme.
    »Nach Westen. Wir werden versuchen, anderswo ein neues Leben zu beginnen.«
    »Du läufst davon, Nooga, und du weißt es.«
    »Ich bin für die Frauen und Kinder von Vilam verantwortlich.«
    »Aber du schützt sie nicht, indem du vor den Gruh davonrennst. Sie werden euch überall hin folgen.«
    »Wenn es der Wille der Götter ist, werden wir dieses Schicksal auf uns nehmen.«
    Marie ballte die Hände zu Fäusten. »Nun gut«, sagte sie entschlossen und trat an den Rand des Käfigs, sodass sie Nooga die Brust präsentierte. »Dann eben im Namen der Götter. Mach es wenigstens schnell.«
    Er zückte das Schwert. »Dreh dich um. Ich werde dir das Schwert in den Nacken stoßen. Dann musst du nicht lange leiden.«
    Sie blickte ihm in die Augen, versuchte eine Spur von Mitleid oder Reue darin zu erkennen – und tatsächlich, unter all der Angst und Verwirrung, die aus seinen Augen sprach, funkelte so etwas wie Verständnis und Sorge – Sorge um sie, Marie. Und Sorge darum, dass er einen schweren Fehler beging.
    Er liebt mich, erkannte sie. Aber das wird mir nicht helfen.
    Sie drehte sich um.
    Die Gitterstäbe drückten ihr in den Rücken. Auf dem Boden des Käfigs zeichneten sich ihre beiden Schatten ab – so als stünden sie unmittelbar nebeneinander. Dabei lag eine Entfernung zwischen ihnen, die kein Mensch zu durchschreiten vermochte.
    Noogas Schatten vor ihr bewegte sich. Im nächsten Augenblick spürte sie die kalte Schwertspitze im Nacken.
    »Es tut mir Leid, Marie«, flüsterte Nooga so leise, dass es niemand außer ihnen beiden hören konnte.
    Marie schloss die Augen und lauschte auf das Rauschen des Windes, der durch den Dschungel rund um Vilam strich.
    »Mir auch«, erwiderte sie leise.
    ***
    Goodefroot sprang von dem Witveer herunter und taumelte wie ein Betrunkener über die Lichtung, auf der der Vogel gelandet war. Der Anblick der Gruhleichen bei der Andockstation hatte ihm schon einen schweren Schlag versetzt – aber das Schlimmste war der schaukelnde Rücken des Witveers, der bei jedem Schwingenschlag, bei jeder Kurskorrektur unter ihm bockte.
    »Verzeiht, Kanzler«, ertönte die Stimme des Gardisten hinter ihm. »Wir müssen weiter.«
    »Wie weit ist es noch?«, krächzte Goodefroot.
    »Wir haben die Spur des Maelwoorms im Dschungel verloren. Wenn wir sie rasch wieder finden – höchstens ein paar Stunden.«
    Goodefroot legte den Kopf in den Nacken. Die Sonne hatte bereits den Zenit verlassen und sank unaufhörlich dem Horizont entgegen. Er dachte an Doktor Akselas Prognose.
    Einige Stunden. So viel Zeit haben wir nicht.
    Er drehte sich um, schluckte das penetrante Würgegefühl in der Kehle hinunter und kletterte zurück auf den Witveer.
    ***
    »Doktor Aksela?«
    Die Ärztin ließ von ihrer Arbeit ab und musterte den schlanken Mann mit den humorlosen Gesichtszügen, der im Türrahmen des Labors aufgetaucht war. »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Pierre de Fouché. Ich bin der Sonderbeauftragte für Militärisches in Orleans-à-l’Hauteur. Wie weit seid ihr mit der Vervielfältigung des Serums?«
    »Kanzler Goodefroot hat mir zugesichert, dass…«
    »Mit Verlaub, der Kanzler hat Orleans verlassen. Die Stadt befindet sich jetzt unter meiner Befehlsgewalt. Wenn ihr also jemandem Rechenschaft schuldig seid, Doktor Aksela, dann mir.«
    Ihre Augen wurden schmal. Sie überlegte, wie sie sich verhalten sollte. Kanzler Goodefroot hatte ihr alle Freiheiten zugesichert und ihr einen ausreichenden Arbeitsbereich mit Hilfskräften im Haus der Heiler zur Verfügung gestellt. Dies war auch der Auftrag, den der Kaiser ihr mitgegeben hatte – hier vor Ort in Orleans so schnell wie möglich so viel Anti-Serum wie möglich herzustellen, um damit die Verluste an Menschenleben bei einem Angriff der Gruh auf die Dörfer rings um die Große Grube so gering wie möglich zu

Weitere Kostenlose Bücher