VT11 - Flammender Himmel
Stadt. Er muss verbrannt werden, sobald sein Kopf abgetrennt wurde. Und beseitigt auch das Blut. Achtet peinlichst darauf, dass es nicht mit nackter Haut oder gar Wunden in Berührung kommt! Dann schickt seinen Lenker in mein Quartier. Ich muss wissen, was genau geschehen ist.«
Damit drehte er sich um und ließ Prinz Akfat de Rozier einfach stehen.
***
Auf dem Weg nach Brest-à-l’Hauteur
Es war später Nachmittag, als die Banzulu den Feldweg nach Kilmalie hinauf wanderten. Brütende Hitze lag über den kahl gefressenen Äckern ringsum. Am Himmel in der Ferne, gelblich und verzerrt von flimmerndem Glast, hing die Wolkenstadt.
Das untere Ende des Mückenrüssels war verdeckt, auch die Versorgungsstation, an der er festgemacht war. Ngomane hatte unterwegs darauf geachtet, dass die Dorfsilhouette stets zwischen ihm und der Wolkenstadt blieb. Er wusste, dass deren Bodenstation bewacht wurde.
Jenseits von Kilmalie gab es weit und breit keinen Schatten auf den Fluren, kein Plätzchen zum Ausruhen. Das machte das letzte Stück bis zur Wolkenstadt zum Gewaltmarsch, und den wollte Ngomane der Geisterfrau nicht antun. Deshalb entschied er, die Nacht im Dorf der Toten zu verbringen.
Dingiswayo und Tenga waren entsetzt, als sie die großen Scheiterhaufen zu Gesicht bekamen. Man konnte noch die Stelle sehen, an der sich Ngomane mit Nandi in die Asche gewühlt hatte, um den Frakken zu entgehen. Der Boden ringsum war übersät von verendeten Insekten. Hier und da reckte eine zerfledderte Krähe ihre Vogelfüße hoch. Als wollte sie noch im Tod nach einem Opfer greifen.
Plötzlich sprang etwas hinter den Scheiterhaufen hervor. Sofort hatten die Banzulu ihre Jagdspeere wurfbereit. Tenga, ungeduldig wie immer, schleuderte den seinen mit aller Macht auf den von Asche umwehten Schatten.
Es war eine Hyeena. Sie heulte auf, als der Speer sie durchbohrte und an die Erde nagelte. Doch sie ließ ihre Beute nicht los, einen weiß schimmernden Rippenbogen, den sie aus dem Scheiterhäufen gezerrt hatte.
Tenga drehte durch, als ihm klar wurde, dass es menschliche Knochen waren. Schreiend, mit erhobenem Messer, lief er auf die Hyeena zu, holte wieder und wieder aus, rammte die Klinge in den gefleckten Tierkörper. Irgendwann war kein Knochen mehr heil und kein Fleck mehr zu sehen. Nur noch Blut. Tenga krümmte sich über dem Raubtier zusammen, barg sein Gesicht in dem nassen Fell und weinte wie ein Kind.
Ngomane trat neben ihn, legte wortlos eine Hand auf Tengas Schulter. Der junge Krieger fuhr hoch.
»Warum, Nkosi?«, weinte er. »Warum haben die Geister das zugelassen? Alle sind tot! Kilmalie, kwaBulawayo… zerstört, ausgelöscht! Mein Bruder… warum musste er sterben? Mbisi war ein guter Mann! Ein Banzulu! Was haben wir getan, dass uns so ein Leid widerfährt?«
»Gar nichts«, sagte Ngomane ruhig. »Es ist die Schuld des iFulentshi, Tenga. Und er wird sie begleichen, das verspreche ich dir! Nun komm.«
Er zog den verzweifelten Mann auf die Beine, führte ihn fort. An Issa Maganga vorbei, die dem Banzulu-Fürst gefolgt war.
Sie bückte sich nach den Menschenknochen, löste sie aus dem Maul der Hyeena und trug sie zurück zum Scheiterhaufen. Sacht, als wären sie ein Neugeborenes, legte sie die sterblichen Überreste dort ab. Dann wandte sich Issa Maganga den Kriegern zu. »Ihr solltet ein Lager für die Nacht errichten«, sagte sie. »Irgendwo am Dorfrand, weit weg von diesem Platz.« Sie zeigte auf den von Knochen durchsetzten Ascheberg. »Ich kümmere mich um die Leute.«
***
In den Höhlen der Gruh
Es war dunkel. Nur die Glasdinger an den Köpfen seiner Begleiter verbreiteten trübes Licht, das kaum zwei Schritte weit reichte.
Manchmal schien es durch den einen oder anderen Riss im Gestein rot zu leuchten, aber er konnte sich nicht erklären, warum. Warum zog dieses schmale Wesen, das ihm so ähnlich war, ihn so entschlossen hinter sich her? Warum ging es in dieselbe Richtung, in die er gehen wollte?
Denn dass sie beide die gleiche Richtung eingeschlagen hatten, schien ihm eindeutig.
Aber das Denken fiel ihm schwer, so schwer… er war so müde und konnte eigentlich nicht mehr weiter. Es war dunkel und heiß… und er hatte Hunger. Einen Hunger, den niemand stillen konnte. Er dachte an die graue Masse, die er einem Bewohner der fliegenden Stadt aus dem Schädel geholt hatte. Ja, in den Köpfen steckte Nahrung. Er musste sie sich nur holen…
Oder kann vielleicht Dokk etwas gegen den Hunger unternehmen?
Wo kam
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