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VT11 - Flammender Himmel

VT11 - Flammender Himmel

Titel: VT11 - Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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keine Soldatenstadt, sondern ein Irrenhaus.
    »Leutnant Wesamutu! Was geht hier vor?«
    Der Leutnant blieb atemlos vor ihm stehen. »Der Lenker!«, stieß er hervor. »Ein Witveerlenker war es. Er hat den Vogel wieder hierher gebracht!«
    Bambooto verstand kein Wort. »Was soll das? Nehmt Haltung an, Mann! Und dann berichtet, aber der Reihe nach. Besteht akute Gefahr?«
    Leutnant Wesamutu knallte die Hacken zusammen. »Jawohl! Melde gehorsamst: Bisher drei Tote und fünf tote Witveer. Einer der Lenker trägt die Schuld, Hauptmann. Nachdem sein Tier einen Kollegen getötet hatte, hat er es gestanden. Er wurde gestern auf der Reise nach Orleans-à-l’Hauteur von einem Grub, angegriffen. Sein Schwan hat ihn gerettet und den Gruh getötet. Es sieht so aus, als hätte sich das Tier dabei angesteckt, Hauptmann!«
    Bambooto wurde blass. »Und warum hat die Mannschaft den Witveer nicht sofort erschossen? Sie weiß doch, wie gefährlich diese Gruh sein sollen und wie man sie erledigt!«
    Leutnant Wesamutu wand sich verlegen. »Darüber kursieren nur Gerüchte. Wir… äh… die kommandierenden Offizieren bekamen eine Anweisung von Prinz Akfat persönlich. Er wollte nicht, dass die Mannschaften über die Gruh informiert werden. Er hielt es für besser, sie über den Feind im Unklaren zu lassen, damit sie ohne Ängste in den Kampf gehen. Ich… ich fürchte, den Soldaten ist die Gefahr nicht bewusst.«
    Hauptmann Bambooto riss sich mühsam zusammen. Er hatte es dem Prinzen überlassen, die Brigaden und Einheiten über die Gruh zu informieren, und sich nicht mehr darum gekümmert. Er hatte angenommen, Akfat sei dieser Aufgabe nachgekommen. Anscheinend ein schwerer Fehler!
    »Los, eine Armbrust, schnell!«
    Der Leutnant starrte ihn verwirrt an. »Aber Hauptmann, der Prinz ist bereits unterwegs! Er will sicher selbst derjenige sein, der den Witveer tötet!«
    Bambooto schob den Leutnant zur Seite und sah sich um. Der Waffenschuppen, den es auf jedem Abschnitt gab, befand sich nur wenige Schritte entfernt.
    »Los, den Schlüssel!«
    »Aber Hauptmann, der Prinz…!«
    »Der ist mir scheißegal! Wir müssen das Tier so schnell wie möglich töten! Oder wollt ihr diese Aufgabe wirklich dem Prinzen überlassen?«
    Wie erwartet wurde der Leutnant blass und reichte ihm wortlos den Schlüssel.
    Bambooto schloss den Schuppen auf, schnappte sich eine der Armbrüste sowie einige Bolzen und rannte in die Richtung, aus der der Lärm kam.
    Es drehte ihm den Magen um, als er zum Zentrum des Schreckens vorstieß. Ein Witveer wütete inmitten von Leichen und Kadavern. Das Tier flatterte wild mit einem Flügel, während der andere schlaff und blutüberströmt zur Seite hing. Sein Schnabel war von einer rotgrauen Masse verklebt. Es zischte und schrie und pickte wild auf die herumliegenden Leichenteile ein. Bambooto hatte ein solch schrilles Kreischen wie das des Witveers noch nie gehört.
    Er spannte die Armbrust und legte an.
    »Was macht ihr da? Das ist meine Beute!«
    Bambooto beachtete den Prinzen nicht. Der Schuss löste sich. Der Witveer stieß ein Gurgeln aus, das in ein feuchtes Röcheln überging.
    Bambooto hatte sorgsam auf den Kopf gezielt, aber bei den hektischen Bewegungen des Witveers war ein präziser Schuss Glückssache. Stattdessen hatte er den Hals des Tieres getroffen – eigentlich eine tödliche Wunde. Doch der Vogel schlug immer noch wie wild mit dem gesunden Flügel.
    Der Hauptmann legte ein zweites Mal an und zielte erneut auf den Kopf des Schwans. Und diesmal saß der Bolzen im Ziel! Der Witveer sank zu Boden. Er zuckte immer noch.
    Bambooto senkte die Armbrust und nickte den Soldaten zu, die nun langsam näher kamen. »Trennt dem Vogel den Kopf vom Rumpf!«, befahl er. »Danach müssen wir ihn zur Erde bringen und verbrennen, damit kein Wildtier sein Fleisch fressen –«
    »Was fällt euch ein?!« Prinz Akfat stemmte die Hände in die Hüften. Sein rosa Anzug biss sich mit dem Blut zu seinen Füßen. »Das war meine Beute! Ich wollte derjenige sein, der dieses Ungeheuer tötet, und ihr mischt euch einfach ein!«
    Bambooto hätte ihm am liebsten den Kolben der Waffe ins Gesicht geschlagen. Sah Akfat denn nicht, was sein Versäumnis, die Truppe umfassend über die Gruh zu informieren, angerichtet hatte? Bemerkte er die Toten nicht?
    Doch er schlug ihn nicht, sondern riss sich zusammen und sprach ruhig weiter zu den Soldaten, als existiere der Prinz neben ihm gar nicht. »Wie ich bereits sagte: Schafft den Vogel von der

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