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VT11 - Flammender Himmel

VT11 - Flammender Himmel

Titel: VT11 - Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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schüttelte den Kopf. »Du willst es nicht wissen, glaube mir!«
    Gegen Mittag erreichten die Banzulu den Wald ohne Namen. Dort legten sie eine Rast ein, damit sich Issa Maganga etwas ausruhen konnte. Ngomane hatte es aufgegeben, sie nach dem Krieger im brennenden Dorf zu befragen. Er nahm an, dass es ein Geist gewesen war. Doch was immer er gesehen hatte, es hatte ihn gegrüßt. Das war ein gutes Omen.
    Issa Maganga kam rasch wieder zu Kräften, und so setzten sie schon bald ihre Wanderung fort. Auf dem Weg durch die Felder sprach Ngomane darüber, wie er die Wolkenstadt jenseits von Kilmalie vom Himmel holen wollte.
    »Die Städte fliegen mit dem Atem der Erde«, erklärte er der Geisterfrau. »Sie stechen einen riesigen Mückenrüssel in die Erde, um ihn aufzusaugen.«
    Ngomane kannte keine Worte wie »Gasleitung« oder »Versorgungsstation«. Er hätte auch nicht sagen können, was Methan war – wohl aber, dass dieser Atem der Erde explodierte, wenn ihn eine Flamme traf. Und eben das war Ngomanes Plan.
    »Wir werden den Rüssel mit unseren Macheten verwunden«, sagte er. »Dann ziehen wir uns ein Stück zurück, und schleudern einen brennenden Speer in seine Haut. Er wird explodieren, das Feuer mit in die Höhe nehmen und die Stadt anzünden.«
    »Woher weißt du, dass sich der iFulentshi in ihr befindet?«, fragte die Geisterfrau.
    »Ich weiß es nicht.« Ngomane lächelte kalt. »Aber ich werde es wissen, sobald sie auf mein Land gestürzt ist.«
    »Yebo! Und sollte er überlebt haben, schneide ich ihm persönlich die Kehle durch!«, schnarrte Dingiswayo. »Ihm und seiner Brut. Diesen fett gefressenen Schweinen. Meine Frau und meine Töchter waren mehr wert als Hundert von iFulentshis Bastarden!«
    »Jeder Banzulu war mehr wert«, sagte Ngomane bitter. »Denn sie waren Krieger. Und was sich da oben in seiner Mast suhlt«, – er wies mit einem Kopfnicken auf die Wolkenstadt –, »ist nichts weiter als ein Haufen ehrloser Schmarotzer…«
    »Ndabe zitha!«
    »Der Weiße stammt aus fremder Erde[1], die Frucht seiner Lenden spricht nicht einmal unsere Sprache. Und doch haben sie die Stirn, auf uns herab zu sehen, als wären wir Dreck und unsere Söhne nichts weiter als Kinder des Drecks.«
    »I-Zulu zo shaya aba-tagati[1]«, riefen die beiden Krieger. Es war ein überlieferter Fluch, der auf die Feinde des Stammesfürsten abzielte.
    Tenga und Dingiswayo beugten das Haupt vor ihrem Anführer. »Bayete, Nkosi!«
    Ngomane nickte kurz und ging weiter.
    »Gut gesprochen!«, raunte ihm Issa Maganga zu.
    »Ja – ins Leere.«
    »O nein, Ngomane!« Die Alte schüttelte den Kopf. »Ich weiß, du fühlst dich verlassen. Aber das bist du nicht. Deine Männer lieben dich, so wie ich dich liebe. Hast du nicht den königlichen Salut gehört? Bayete! Du bist der Nkosi, und du bleibst unser Fürst, bis der Letzte deines Volkes stirbt.«
    »Ich will keinen Banzulu mehr sterben sehen, Mame!«
    »Das brauchst du auch nicht«, sagte die Geisterfrau.
    ***
    In der Soldatenstadt
    Der Anblick war der fleischgewordene Albtraum aller Witveerlenker.
    In einem Chaos aus Schilfmatten, Brettern, Ledereimern und Sätteln saß ein weißer Vogel. Er war umgeben von zerbissenen Witveern, deren Blut über die Bohlen lief. Sie lagen ineinander verkeilt mit verdrehten Hälsen und gespreizten Flügeln. Kein einziger bewegte sich. Das Gefieder des Vogels, der auf dem Trümmerhaufen saß, war über und über mit blutigem Rot und grauer Masse gesprenkelt. Seine sonst so sanft glänzenden schwarzen Augen wirkten bösartig und fiebrig.
    Baptiste hatte so etwas noch nie gesehen. Es sah aus wie die Erfüllung eines bösen Fluchs, wie ein Omen, das vom Ende der Welt kündete.
    Unsinn, beruhigte er sich selbst, das Tier ist nur krank.
    Vorsichtig näherte er sich dem Schwan. Er griff nach einem Seil, das auf dem Boden lag, um ihn einzufangen. Aus den Augenwinkeln sah er Mambotu, der plötzlich hinter einigen Fässern auftauchte.
    »Nein, geh nicht hin zu dem Tier!«, schrie der Witveerlenker.
    »Man muss ihn einfangen! Du siehst doch, dass er völlig verrückt geworden ist!«
    »Komm ihm nicht zu nah!« Die Panik in Mambotus Stimme war es, die Baptiste innehalten ließ. Er drehte sich um, dachte an die seltsame Begegnung am Morgen.
    »Was ist los?«, fragte er. »Was ist mit dem Witveer?«
    Mambotu schüttelte, leichenblass geworden, den Kopf und schwieg. Er starrte stattdessen auf seinen Vogel, der es jetzt geschafft hatte, den Schädel eines Artgenossen

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