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VT12 - Die Rückkehr

VT12 - Die Rückkehr

Titel: VT12 - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dokk
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wütend. Laut sagte sie: »Ich brauche keine Trage, Herr! Wenn Ihr mir nur die Hand reichen wolltet?«
    »Aber sicher. Komm, ich helfe dir hoch.«
    »Erst Mbubu!«
    »Mbubu?«
    »Ja, mein Haustier. Es ist nicht wirklich meins. Es gehörte meinem Sohn.« Issa Maganga zeigte hinter sich, auf den blutüberströmten Toten. Ein Stoffstreifen war um seinen Hals geschlungen. »Er starb unter meinen Händen, Herr!«
    Der Uniformierte war gerührt. »Du hast versucht, ihn zu retten?«
    Nein, ich habe ihn getötet! Issa Maganga nickte. »Das habe ich, Herr.« Sie hielt den Zwergmaaki hoch. Nimm ihn! Lass dich beißen!
    Der Mann griff durch die Gitterstäbe, schwenkte den Käfig herum und stellte ihn auf den Boden. Dann half er Issa Maganga aus den Trümmern. Sie war verärgert, dass der Maaki sich nicht gerührt hatte, doch sie bedankte sich überschwänglich, denn es waren Leute in der Nähe.
    »Meine Tasche!«, sagte die Geisterfrau plötzlich, Erschrecken heuchelnd, und sah zu dem Uniformierten hoch. »Sie liegt noch da unten bei meinem Sohn. O bitte, Herr! Es ist ein Lederbeutel. Darin ist alles, was mir geblieben ist.« Außer meinem Messer, das unter dem Armband steckt.
    Der Mann blickte zögernd in die Grube mit ihrem Schmutz, der Asche und dem Blut. Seine schöne saubere Uniform war verdorben, wenn er dort hinunter klettern würde. Er seufzte. Dann gab er sich einen Ruck.
    »D’accord. Der heutige Tag hat so viel Leid gesehen, da werde ich dir die Freude machen«, sagte er und sprang hinunter. Zwei, drei Soldatenschritte, dann hatte er den Lederbeutel erreicht.
    Oben am Rand machte sich Issa Maganga bereit. Ihre rechte Hand verdeckte das Messer, die linke streckte sie erwartungsvoll herunter. Sobald sie ihren Beutel zu fassen bekäme, wollte sie den Mann erstechen. Außer Sicht. Unbemerkt. Er würde einfach nicht mehr ans Tageslicht kommen.
    »Ist das Mbubu?«, fragte jemand.
    Issa Maganga fuhr herum. Ein Soldat war herangetreten, in zerfledderter, verrußter Uniform. Möglicherweise stammte er aus der abgestürzten Stadt, und er schien den Toten dort unten in den Trümmern gekannt zu haben.
    Er hatte den Käfig gepackt, hielt ihn auf Augenhöhe und starrte Mbubu verwundert an. »Sieht aus wie das Haustier von Alfonse«, meinte er. »Wie kommst du daran?«
    Die Geisterfrau reagierte schnell. »Alfonse ist… war mein Sohn. Ein Gruh hat ihn getötet.«
    Der Soldat runzelte die Stirn. »Du bist seine Mutter? Warum habe ich dich nie auf Brest gesehen?«
    Issa Maganga erkannte, dass sie einen Fehler begangen hatte. Neugierige Fragen, auf die sie keine Antwort wusste, konnte sie jetzt gar nicht gebrauchen.
    »Würde mir vielleicht mal jemand helfen?«, scholl es da gereizt aus der Grube. Issa Maganga atmete auf, als der Soldat losstürzte und eilfertig seine Hand nach dem Mann mit der glänzenden Brustplatte ausstreckte. Der kam herauf, wischte sich den gröbsten Schmutz ab und trat zu der Alten. »Hier hast du deinen Beutel«, sagte er. Man sah ihm an, dass er auf eine freudige Reaktion wartete.
    Issa Maganga zwang sich zu einem Lächeln. Der Uniformierte musste von Schutzgeistern umgeben sein, anders ließ es sich nicht erklären, dass er ihr schon wieder entkommen war.
    »Danke, Herr«, sagte sie, während sie in Windeseile nachdachte. »Vielen, vielen Dank! Wie kann ich Euch nur meine Dankbarkeit zeigen?«
    »Ach, ist schon gut.« Der Uniformierte winkte ab. »Wir helfen doch gern. Nicht wahr, Soldat?«
    »Jawohl, Herr Sonderbeauftragter!«, rief der Mann und knallte die Hacken zusammen. »Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Monsieur de Fouché haben mit seinem persönlichen Einsatz wirklich vorbildlich gehandelt.«
    »Schon gut, Sergeant!«, meinte de Fouché und winkte ab. »Kümmert euch lieber um die Verletzten, anstatt Uns gefallen zu wollen.«
    »Aber… äh… äh…« Der Soldat schnappte erschrocken nach Luft. »Das lag nicht in meiner Absicht.« Das gezielt gesetzte Kompliment war nach hinten losgegangen – und das ausgerechnet beim Sonderbeauftragten de Fouché, von dem es hieß, der Kaiser würde ihn schon bald zum Kriegsminister befördern. Um die Sache nicht noch schlimmer zu machen, salutierte er zackig, drehte sich auf den Absätzen herum und entfernte sich mit leichtem Trab.
    Issa Maganga wusste nichts von diesen Dingen. Sie beobachtete nur, mit welcher Eile sich der Soldat verzog. Das genügte, um ihr aufgesetztes Lächeln in ein echtes zu verwandeln.
    »Ich möchte Euch etwas schenken,

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