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VT12 - Die Rückkehr

VT12 - Die Rückkehr

Titel: VT12 - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dokk
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Evakuierungsvorbereitungen warten könnte, Excellenz?«, fragte er, während er sich durch den Hindernisparcours von Antoinettes Koffern kämpfte.
    »Ihr habt dem Kaiser Unseren Palast als Sammelstelle für verdrecktes Volk vorgeschlagen. Das ist ein unverzeihlicher Affront! Wir verlangen, dass ihr mit sofortiger Wirkung von Euren Ämtern zurücktretet!«
    Eine von de Fouchés Augenbrauen wanderte in die Höhe.
    »Habt Ihr Euch jetzt endgültig um den Verstand gefressen?«, fragte er kühl.
    Viel Zeit blieb ihm nicht, um diese Worte zu bereuen.
    Die Prinzessin lachte gekünstelt.
    Man merkte ihr an, dass sie getroffen war. Das Holzgestell des Himmelbetts knarrte, als Antoinette nach einem der vielen Kissen angelte. Sie legte es auf sich, wie um ihren schweren Leib zu verdecken, und begann es zu streicheln.
    »Erinnert ihr euch an Unsere Schwester Lourdes, das arme Ding?« Ihre Stimme klang plötzlich so entspannt, so vollkommen sorgenfrei. Soldaten schlugen manchmal solche Töne an, wenn sie ihren Feind entwaffnet und in eine Ecke gedrängt hatten, aus der er nicht mehr herauskam.
    De Fouché fröstelte unwillkürlich. »Sie möge in Frieden ruhen«, sagte er lahm.
    »Ja, unbedingt.« Antoinette zupfte versonnen an den Kissenfransen. »Sie und ihr kleines Schoßhündchen – wie hieß es doch gleich? Ach ja: Paulette.«
    »Ihr habt ein gutes Gedächtnis, Excellenz!«
    »Das haben Wir, de Fouché. Und es ist nicht nur gut, es ist ausgezeichnet! Deshalb sind uns noch all die kleinen Dinge präsent, die den damaligen Hauptmann de Fouché in Windeseile nach oben befördert haben. Als wären sie erst gestern geschehen. Die bösen, bösen Dinge.« Antoinette sah auf. Sie lächelte kalt. »Und weil der Kaiser nicht erfahren soll, wer seinen geschätzten Kanzler Leclerc damals aus Amt und Leben gestoßen hat, [3] wird der Sonderbeauftragte für Militärisches jetzt den Rücktritt einreichen.«
    »Das könnt Ihr nicht beweisen!« De Fouché griff sich an den Hals.
    Antoinette seufzte gelangweilt und warf das Kissen zur Seite. »Ach, Pierre! Wir dürfen euch doch Pierre nennen, oder? Begreift doch: Wir brauchen nichts zu beweisen! Wir sind die Tochter des Kaisers, und ihr…«, sie maß ihn mit Blicken und ergänzte süffisant, »… ein Mörder.«
    »Es waren Zeugen anwesend, als Leclerc Euch zu vergiften versuchte und ich Euch gerettet habe!« Nervös fuhr sich de Fouché über die Stirn.
    »Eben.« Antoinette nickte. Normalerweise war die fettleibige Frau für den Sonderbeauftragten ein Quell des Spotts und der Geringschätzung. Jetzt nicht. Jetzt verbreitete sie Angst, denn sie zeigte ihm, dass der Verstand zählte, nicht das Äußere.
    »Zeugen sind eine gefährliche Angelegenheit«, sagte die Prinzessin. »Sie können euren dramatischen Auftritt schildern, der Unser Leben rettete – oder aber die Frage anstoßen, warum ihr damit bis zur letzten Sekunde gewartet habt, obwohl ihr nachweislich wusstet, dass Unser Wein vergiftet war.«
    »Ich kam, so schnell ich konnte!«
    »Gewiss. Allerdings habt ihr es versäumt, euren diensteifrigen Füßen einen Warnruf vorauszuschicken.« Antoinette beugte sich vor. Ihre Augen wurden schmal, und sie zischte: »Hätten Wir den Kelch nur einen Moment eher angehoben, wären Wir gestorben. Das war euch bewusst, und ihr habt es billigend in Kauf genommen, denn es ging euch nie um Uns! Ihr wolltet nur Leclerc überführen – ob als Attentäter oder als verhinderten Attentäter, spielte keine Rolle. Der Kaiser sollte beeindruckt werden, und das ist euch ja auch gelungen.«
    »Ich… ich weiß nicht, was ich sagen soll, Excellenz«, stammelte de Fouché.
    Antoinette hob die Schultern.
    »Nichts. Beschafft euch Papier und Feder und schreibt euer Rücktrittsgesuch. Andernfalls werden Wir den Kaiser um ein privates Gespräch bitten.«
    »Aber die Evakuierung! Die Verwundeten! Das ganze Chaos hier!« De Fouché rang die Hände. »Bitte, Excellenz! Gewährt mir wenigstens einen Aufschub, ich flehe Euch an!«
    Der machtvolle Mann sah plötzlich so klein aus, so geschlagen. Antoinette wusste, dass sie in diesem Moment alles von ihm hätte verlangen können. Restlos alles! Es kribbelte angenehm unter der Haut, dieses Gefühl der vollkommenen Überlegenheit, und es verleitete die Prinzessin zu dem gleichen Fehler, den vor ihr schon manch anderer allzu Siegessichere begangen hatte.
    »Na schön«, sagte sie. »Wir geben euch zwei Tage Zeit.«
    ***
    Am Grund der Großen Grube
    Nach der Landung der

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