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VT12 - Die Rückkehr

VT12 - Die Rückkehr

Titel: VT12 - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dokk
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sich an Akfat. »Folgt mir, Euer Excellenz! Ich bringe Euch…«
    »Wohin? In Sicherheit?«
    »Äääh… in die Kommandantur.«
    Der Prinz winkte ab. »Vergeudet keine Zeit mit unnützen Spaziergängen, Bambooto! Mein Vater hat Euch zum Befehlshaber von Brest-à-l’Hauteur ernannt, also handelt danach. Uns lasst in Frieden! Und bitte – verschont Uns in den letzten Momenten Unseres Lebens mit diesem ewigen Gebrüll!«
    Wie auf ein Stichwort wehten von überall Entsetzensschreie her. Der Soldat, der den nahenden Banzulu erspäht hatte, war mit dieser Nachricht zu seinen Kameraden gelaufen. Panik entstand, fraß sich wie ein Brandloch nach allen Seiten durch die Stadt. Unzählige Soldaten rannten an die Brüstung, um den nahenden Träger des Todes zu sehen. Leutnant Wesamutus Armbrustschützen hatten aus dieser Höhe keine Chance.
    Akfat und Bambooto wurden getrennt von den anstürmenden Massen. Der Hauptmann konnte noch die Hand heben; als letzten, mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen verbundenen Gruß an seinen Prinzen. Dann verschwand er in der Menge. Akfat war allein.
    Ohrenbetäubender Tumult hüllte ihn ein. Der Prinz bewegte sich nicht, und doch kam er immer weiter an die Brüstung heran, geschoben von den vorwärts drängenden Soldaten. Ihre schwitzenden Leiber pressten sich gegen ihn, rieben an ihm vorbei, nahmen ihm die Sicht, die Luft. Er glaubte zu ersticken. Wenn er jetzt das Bewusstsein verlor und zu Boden glitt, würde man ihn zertrampeln.
    Leben! Leben!, schrie sein Verstand. Akfat krallte sich an fremden Ärmeln fest, versuchte sich hochzuziehen. Dorthin, wo noch Luft war. Er sah den blauen Himmel, diese unendliche Weite, glaubte in der Ferne den Umriss des Kilmaaro zu erkennen, mit seinen schneebedeckten Gipfeln. Kühle. Frische. Luft…
    Und plötzlich war es still.
    Das Geschrei erstarb, die Leiber der Soldaten erschlafften. Akfat senkte den Blick. Der Prinz stand an der Brüstung, konnte hinuntersehen auf die Felder. Sie waren leer. Die Versorgungsstation befand sich unterhalb der Stadt, außer Sicht. Hatte der Banzulu sie erreicht?
    Er hatte. Von unten kam ein nie gehörtes Geräusch herauf. Wie ein WUSCH, millionenfach verstärkt, als hätte die Erde selbst es mit aller Macht ausgestoßen. Der anschließende Knall ließ die Trägerplattform erbeben. Als er verhallte, brach eine Massenpanik aus. Hunderte Soldaten begannen zu fliehen – irgendwo hin, nur weg vom Stadtrand. Männer wurden gnadenlos heruntergezerrt. An den Haaren, an der Uniform. Ihre Kameraden krochen und stolperten über sie hinweg.
    Akfat war stehen geblieben. Nicht aus Kalkül, sondern weil er Angst hatte, sich dem Kampf mit der Masse zu stellen.
    Eine weitere Explosion erschütterte die Stadt. Weiter vorn schossen erste Brände hoch. Akfat sah, wie ein Soldat seine Jacke auszog und verzweifelt nach den Flammen schlug. Der Stoff fing Feuer. Der Mann ließ los, wollte wegrennen. Eine Stichflamme fuhr aus dem Boden, erfasste ihn, hüllte ihn ein. Brennend rannte er zur Brüstung und sprang in den Tod.
    Überall waren blutige Schlieren am Boden. Verwundete wälzten sich schreiend herum; hier und da lag jemand, der sich nicht mehr rührte.
    WUMM
    Akfat zuckte zusammen. Unter einem der Stabilisierungsballons war eine Feuersäule hoch gewachsen. Senkrecht stand sie da, meterhoch, und fraß sich durch die Ballonhaut an den Gasvorrat heran. Er zerknallte in einer furchtbaren Explosion. Die Hülle flog in brennenden Fetzen davon.
    Akfat duckte sich unwillkürlich. Mon dieu! Wenn die inneren Kammern des Trägerballons explodieren, kann selbst Gott nichts mehr tun!
    Der Prinz griff nach einem Seil, beugte sich über die Brüstung. Vierzig Meter unter ihm war der rettende Erdboden. Nahe genug, um Gerule zu sehen, wie sie durch die Ackerfurchen flohen. Zu weit, um einen Sprung zu überleben.
    Wieder gab es eine Explosion. Akfat hatte das seltsame Gefühl, an der Brüstung entlang zu gleiten. Die Stadt kippt! Seine Augen weiteten sich, er stieß sich vom Rand weg, fiel. Doch er blieb nicht liegen. Akfat rutschte davon, prallte an ein Hindernis, überschlug sich. Haltlos rollte er weiter. Mit ihm schlidderten Soldaten die Schräge hinunter. Immer mehr. Sie versuchten sich festzuhalten, Hindernissen und Bränden zu entgehen. Es gelang nur wenigen.
    Akfats Körper war gezeichnet, als der Prinz den tiefsten Punkt der Stadt erreichte. Er knallte gegen die Brüstung, schrie auf – und warf sich mit einem verzweifelten Hechtsprung zur Seite.

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