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VT12 - Die Rückkehr

VT12 - Die Rückkehr

Titel: VT12 - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dokk
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er hatte nur noch Tage, keine Wochen, bis er endgültig zum Gruh wurde.
    Darum klammerte sie sich an die schwache Hoffnung auf diesen nebulösen Meister der Gruh – vielleicht ihr Schöpfer. Wenn er das wirklich war, und wenn es ihn wirklich gab, dann war die Chance hoch, dass er auch ein Gegenmittel gegen diese Seuche hatte, wie Nabuu behauptete.
    Ihr Schritt festigte sich, als sie sich wieder und wieder vorsagte, dass dieser Vorstoß in die dunklen Tiefen die einzige Hoffnung war, um die Menschen ihrer Heimat vor den Gruh zu retten. Und ihn…
    Gib es wenigstens vor dir selbst zu, sagte sie sich. Du tust es erst in zweiter Linie für die Bevölkerung. Vor allem willst du Nabuu behalten. Du willst einfach nicht, dass er der Seuche zum Opfer fällt und dich allein lässt.
    Tala schüttelte unwillig den Kopf und versuchte sich wieder auf den Pfad zu konzentrieren, den sie entlang wanderten, immer tiefer und tiefer in die Höhlen weit hinein. Wie schon so oft seit ihrer ersten Begegnung mit den hageren grauhäutigen Wesen hier unten sah sie einen Schatten verschwinden, der sich ganz knapp außerhalb des Lichtkreises befand, den ihre Fackel warf. Der Anblick ließ ihr eine Gänsehaut über die Arme laufen, auch wenn sie ihn schon gewohnt war. Die Gruh waren immer wieder aufgetaucht; offenbar verfolgten sie Tala und die anderen und schienen genau zu beobachten, wohin sie gingen.
    Aber sie kamen nicht näher heran. Fürchteten sie sich vor ihnen? Wohl kaum. Es sei denn, es lag an dem besonderen Gruh-Gift, mit dem Nabuu infiziert worden war: eine neue Variante der Krankheit, die sich anders entwickelte als die der normalen Gruh. Eine aggressivere Form, die offenbar den Stoffwechsel schneller arbeiten ließ und die damit infizierten Gruh agiler, schneller und intelligenter machte als ihre tumben, ungelenken Brüder und Schwestern. Dafür war auch ihr Hunger stärker, und wenn sie nicht laufend neue Opfer fanden, deren Hirne sie fressen konnten, brannten sie regelrecht aus. Das hatte auch Tala zu spüren bekommen, als Nabuu in seiner Gier aus der Krankenstation auf Orleans-à-l’Hauteur ausgebrochen war, einen Stadtbewohner getötet hatte und beinahe auch über sie hergefallen wäre. [1]
    Der Auslöser dafür war eine unterbrochene Serumszufuhr gewesen, und damit so etwas nicht wieder passieren konnte, kontrollierte Tala seitdem alle paar Minuten den Serumsbeutel an Nabuus Oberarm. Solange er das Gegenmittel bekam, blieb sein Zustand stabil. Für eine gewisse Zeit zumindest, denn die Vergiftung seines Körpers war nicht gestoppt, sondern nur verlangsamt. Irgendwann würde der Gruh in ihm erwachen, und dann würden sie ihn töten müssen…
    Es gab nur eine Hoffnung: Sie mussten diesen Dokk finden, von dem Nabuu berichtet hatte. Ihn und sein Gegenmittel.
    Tala wandte sich kurz um, um ihren vier Begleitern einen ermunternden Blick zuzuwerfen.
    Ein Geräusch ließ sie wieder herumfahren. Es klickerte und kollerte, und bevor Tala sich fragen konnte, was das Geräusch ausgelöst hatte, rieselten ihr kleine Steine vor die Füße.
    Der Sandstrom wurde stärker, und Tala spürte, dass mehr und mehr große Brocken darunter waren.
    »Ein Steinschlag!«, schrie sie. »Vorsicht!« Sie packte den beinahe willenlos hinter ihr her stolpernden Nabuu und rannte los. »Wir müssen aus dem Gang raus!«
    Sie hustete und versuchte den immer lauter werdenden Steinschlag zu ignorieren, ebenso wie ihre Angst, von den Gesteinsbrocken erschlagen zu werden. Die Panik ließ sie ungeahnte Kräfte entwickeln. Sie würde an diesem dunklen Ort nicht sterben. Das durfte einfach nicht sein.
    Es grollte immer lauter, und hinter sich hörte Tala die Männer schreien und husten. Sie riss Nabuu mit sich durch den aufwölkenden Staub und hoffte, dass die Gardisten ihr folgten.
    ***
    Bei den Trümmern von Brest-à-l’Hauteur
    »Wir müssen ihnen helfen!«, ächzte Henri Talleyrand, fahl unter seiner dunklen Haut. Er stand am Fenster der Roziere, die das Emblem der Technikergilde von Brest auf dem Ballonkörper trug. Ein Wunder, dass keines der brennenden Trümmerteile das Luftschiff getroffen hatte. Ein Wunder, dass sie noch lebten.
    »Dass du sie noch alle hast!« Henris Kamerad, Yves Touree, tippte sich hart an die Stirn. Seine Knie schlotterten noch immer, das konnte man deutlich sehen, obwohl Yves ein ganzes Stück von Henri entfernt am Bug stand. Er hielt die Roziere knapp zehn Meter über dem Boden, zog in langsamer Fahrt und großem Abstand eine Runde um

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