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Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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Vater.«
    »Ach,
der Neger. Und die Eltern leben nicht zusammen?«
    »Man
sagt nicht Neger.« Dorothee schüttelte missbilligend den Kopf. »Er ist
schwarzhäutig und ziemlich gut aussehend. Seine Freundin Bianca ist für dich
eingesprungen, als ich mit dir ins Theater wollte und du lieber mit deinen
Kumpels gefeiert hast.«
    »Ja,
ich weiß, das wirst du mir wohl nie verzeihen.« Er stand auf und holte sich
sein Bier, das neben dem Computer stand.
    »Hast
du eigentlich was gegen Gina?«
    »Wieso
sollte ich?« Geräuschvoll trank er ein paar Schlucke aus der Flasche.
    »Weil
sie dunkelhäutig ist wie ihr Vater. Und weil du Neger gesagt hast.«
    »Meine
Güte.« Er unterdrückte einen Rülpser. »Das ist mir halt so rausgerutscht. Du
musst doch nicht immer alles auf die Goldwaage legen.« Seine Stimme klang
entrüstet.
    »Mama«,
piepste ein Stimmchen an der Tür. Dort stand Lucia. Ihr Windelpopo wölbte sich
unter dem Schlafanzug, ihr Frotteehäschen mit den langen Schlappohren hatte sie
fest an sich gepresst. Ihre Wangen waren gerötet, die Haare verwuschelt. »Kann
nicht schlafen«, nuschelte sie.
    Michael
stellte das Bier ab, ging zu seiner Tochter und nahm sie auf den Arm. Den Mund
dicht an ihrem Kopf, sprach er ruhig auf sie ein und blies ihr ins Ohr, bis sie
kicherte und die Schultern hochzog. Sie versuchte, seine Nase zu fassen. Er
wich ihr lachend aus. Nachdem er ein bisschen mit Lucia herumgealbert hatte,
sagte er: »So, jetzt ist es aber Zeit. Auf geht’s.«
    Dorothee
sah den beiden mit zärtlichem Blick nach. Wie liebevoll Michael mit Lucia
umging. Mit Elias hielt er es ebenso. Er war eindeutig der Geduldigere von
ihnen beiden. Allerdings verbrachte er auch weniger Zeit mit den Kindern als
sie.
    Bald
darauf kam Michael zurück und setzte sich wieder neben sie.
    »Kannst
du den Fernseher mal ausmachen oder willst du das noch sehen?«, fragte er.
    Sie
schüttelte den Kopf. Die Nachrichten waren zu Ende.
    Sie sah
ihn erwartungsvoll an. Es kam nicht oft vor, dass er etwas mit ihr besprechen
wollte.
    »Ich
hab doch nächste Woche Urlaub. Wollen wir uns mal ein paar Tage gönnen und
wegfahren? Du und ich und die Kinder?«, begann er.
    Dorothee
sah ihren Mann verwundert an. »Können wir uns das denn leisten?«
    Er
lächelte vielsagend. »Im Internet gibt es tolle Sonderangebote. Ich hab vorhin
ein bisschen gestöbert. Last minute . Das ist echt günstig, besonders,
wenn man kein bestimmtes Ziel hat. Die Kleinen kosten in der Regel nichts
extra, wenn sie bei uns mit im Zimmer schlafen. Und du weißt doch, dass ich
nach Vaters Tod ein bisschen was geerbt habe.«
    Ihr
Blick war skeptisch. »Das wolltest du doch ins Haus stecken. Hast du nicht
gesagt, die Heizanlage tut’s nicht mehr lang?«
    »Die
hält schon noch ein Weilchen. Das hatte ich hauptsächlich wegen der
Energieersparnis überlegt. Aber ich finde, wir sollten uns was gönnen. Ich
meine, der Mensch ist in dem Fall wichtiger als die Sache. Wir sollten einfach
mal weg, die Seele baumeln lassen. Wann waren wir zuletzt in Urlaub?«
    Das war
in der Tat lange her. Vor der Geburt der Kinder, wenn sie sich recht erinnerte.
Dennoch, als sie versuchte, die Kosten zu überschlagen, schien ihr der Preis zu
hoch.
    »Wenn
wir campen, wird es billiger. Das Wetter ist momentan gut, und wir haben doch
noch das große Zelt. Wir könnten nach Frankreich fahren. Oder nach Holland. Das
ist nicht so weit. Ich denke, das würde uns allen gut tun. Die Kinder würden
ihren Spaß haben.«
    Er
verstand es, ihre Zweifel zu zerstreuen. Schließlich wurde sie von seinem
Optimismus angesteckt. Sie schmiegte sich eng an ihn. Dann küsste sie ihn. »Ich
hab ja gewusst, dass ich den wunderbarsten Mann auf der ganzen Welt geheiratet
habe.«

22
     
    Franca Mazzari saß pünktlich um
Viertel vor acht im Besprechungszimmer. Mit dem bunten Top und ihren roten
Haaren wirkte Clarissa wie ein frischer Farbklecks in dem kahlen, von gedeckten
Farben dominierten Raum. Hinterhuber nahm neben ihr Platz. Franca wartete, bis
die restlichen Mitglieder der ›Soko Timo‹ erschienen waren, bevor sie begann,
den bisherigen Stand der Ermittlungen zu erläutern.
    Zeitungen,
Rundfunk und Fernsehen hatten inzwischen ausführlich über Timos Verschwinden
berichtet und taten jede neue Wendung kund, die der Fall nahm. Franca hatte
bereits mehrere Interviews gegeben, aber natürlich war nicht jedes Detail der
Öffentlichkeit preisgegeben worden. Damit der Täter nicht frühzeitig gewarnt
werden konnte, drang

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