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Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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sind am Gewinnen.« Bevor Franca etwas
erwidern konnte, lief er zurück auf den Platz zu seinen Kameraden.
    »Gucken
wir halt ein bisschen zu«, meinte Hinterhuber lächelnd. »Ich hab früher auch
gern gebolzt.«
    Als das
Spiel zu Ende war, liefen Franca und Hinterhuber in die Mitte des Spielfelds.
»Könnt ihr alle mal einen Moment zuhören? Es ist wichtig.«
    Ein
Junge, vielleicht zehn Jahre, in kurzen Hosen und mit aufgeschürften Knien kam
direkt auf sie zu. »Sie kommen bestimmt wegen Timo«, sagte er.
    »Könnt
ihr uns was über ihn erzählen?«
    »Der
Timo hat jeden Tag mit uns gekickt«, begann der Junge. »Und da war immer so ein
komischer Mann. Der stellte sich an den Rand und glotzte blöd«, sagte ein
anderer ein wenig älterer Junge.
    »Ja,
den hab ich auch gesehen«, bestätigte ein Mädchen.
    »Was
für ein Mann? Könnt ihr den beschreiben?«, fragte Franca alarmiert.
    Der
Junge mit den aufgeschürften Knien zuckte mit den Schultern. »Der war halt
alt.«
    »Wie
alt?«
    »40
oder so. Der trug so eine altmodische Jacke und ausgebeulte Hosen.«
    »Der
hat sein Auto immer da drüben abgestellt und ist dann zu uns rübergekommen und
hat geglotzt wie ein Weltmeister.«
    »Der
war richtig eklig. Hatte eine Triefnase. Da hing immer so ein Tropfen dran.
Ihhh.« Mit einem Mal sprachen alle durcheinander.
    »Habt
ihr euch zufällig das Kennzeichen des Autos gemerkt?«
    Die
Kinder sahen sich gegenseitig an.
    »KOTZ«,
sagte einer. Die anderen lachten.
    »Also
Koblenz und TZ. Die Nummer weiß ich nicht genau, irgendwas mit einer Sechs und
einer Neun oder so.«
    »Sehr
gut!«, sagte Hinterhuber anerkennend.
    »Ja,
das hab ich mir gemerkt.« Bewunderung heischend sah der Junge um sich.
    »Weil
der zum Kotzen war.« Sein hinter ihm stehender Kumpel schlug ihm auf die
Schulter. »So wie du.«
    »Blöde
Sau.«
    Gelächter
und eine kleine Rangelei.
    »Wisst
ihr auch, was das für ein Auto war?«
    »Es war
ein älterer Ford Fiesta. Dunkelgrün«, meinte der im gelben Trikot. Die anderen
nickten. »Fünftürig«, fügte jemand hinzu.
    »Vielen
Dank, ihr habt uns sehr geholfen.«
    Franca
lief nachdenklich neben Hinterhuber her. Sie selbst war Mitte 50. Da musste sie
in den Augen der Kids uralt sein.
    Sie
waren schon fast an ihrem Dienstwagen angekommen, da kam ihnen einer der
kleineren Jungs nachgelaufen. »Ich glaub, das ist Timos Handy«, sagte er und
drückte dem verdutzten Hinterhuber ein Mobiltelefon in die Hand.
    »Moment«.
Sofort zog Franca einen Klarsichtbeutel hervor und tütete es ein. »Wo hast du
das denn her?«
    Der
Junge hob die Schultern und wich ihrem Blick aus. »Gefunden.«
    »Wo
gefunden?«
    »Ein
Stück weiter da vorn am Straßenrand. Ich glaub, Timo hat es gestern Abend
verloren.«
    »Wie
heißt du denn?«
    Der
Junge blinzelte, als ob er überlegen müsste, was er sagen sollte. »Ich wollte
es nicht behalten«, druckste er schließlich.

20
     
    Er schloss die Augen und
stellte abermals sein Kopfkino an. Wieder und wieder ließ er die Sache ,
wie er das Geschehene nannte, vor seinem geistigen Auge ablaufen. Die Sache ,
die es lange Zeit nur in seinem Hirn gegeben hatte.
    Nach so
vielen Fehlschlägen war diesmal alles gut vorbereitet gewesen. Lang hatte er
auf diesen Augenblick gewartet. Die Sonne sank immer tiefer und blendete ihn.
Endlich sah er den Schatten des Jungen von Weitem auf seinem Fahrrad. Ein
dunkler Umriss, kein Licht brannte. Er drehte den Zündschlüssel um und fuhr
los, dem Jungen entgegen. Das alles hatte er gut berechnet. Er wollte das Kind
nicht wirklich verletzen, nur erschrecken. Die Bremsen quietschten. Ein dumpfer
Aufprall. Der Junge fiel vom Fahrrad.
    Er
öffnete die Tür und sprang auf das Kind zu, das am Boden lag. »Um Gottes
willen, hast du dich verletzt?« Er fand, dass seine Anteilnahme echt klang.
    Der
Junge erhob sich mühsam. Bückte sich, um sein Fahrrad aufzuheben. »Es ist nicht
so schlimm.« Er hinkte sich in Position. Wollte auf das Fahrrad steigen.
    »Ich
fahr dich zum Arzt!«
    »Nein.
Ich muss nach Hause. Meine Eltern warten«, erwiderte er und besah sich sein
Bein.
    »Du
bist ohne Licht gefahren!«
    Der
Junge nickte. »Das ging von Anfang an nicht. Mein Vater hat versprochen, es zu
reparieren.«
    »Du
fährst jetzt mit mir zum Arzt.« Seine Stimme hatte einen Befehlston angenommen.
»Man weiß nie, ob da noch was nachkommt. Und dann macht man sich Vorwürfe.«
    »Aber
es ist doch gar nicht schlimm.«
    »Das
weiß man erst nach einer Untersuchung.« Er nahm dem

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