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Vyleta, Dan

Vyleta, Dan

Titel: Vyleta, Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pavel und Ich
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in Anerkennung dessen,
was sie erlitten hatten, die Hände schüttelten, um sich anschließend an den
Küchentisch zu setzen und gemeinsam eine Zigarette zu rauchen. Wie sie den
Rauch in die Luft bliesen, während Pavel die Möglichkeiten umriss, am Colonel
Rache zu nehmen.
    »Ich bin
kein rachsüchtiger Mensch«, würde er sagen, »aber der Colonel muss sterben.«
    »Das
machen wir zusammen«, würde Anders antworten. »Sag nur wann und wo.«
    An der
Ecke von Paulchens Unterschlupf traf Anders auf einen der Karlson-Zwillinge,
der in Schwierigkeiten geraten sein musste. Seine Nase war auf ihre doppelte
Größe angeschwollen, und um beide Augen herum hatte er purpurne Ringe.
    »Was ist
denn mit dir passiert, Manni?«, rief er zu ihm hinüber. »Du siehst ja aus, als
wäre ein Haus auf dich gefallen.«
    Manni
verzog das Gesicht, antwortete aber nicht. Anders ging auf ihn zu und spuckte
auf den Boden.
    »Hast du
es noch nicht mitbekommen?«, fragte er. »Ich habe Paulchen die Pistole
zurückgebracht. Paulchen und ich, wir vertragen uns wieder.«
    Der Junge
starrte ihn verdrossen an, drehte sich schließlich auf dem Absatz um und ging
davon. Die Karlson-Zwillinge waren keine schlechten Kerle, aber, junge,
schmollen konnten die wie die Weltmeister.
    Dann traf
Anders Woland. Er saß auf der Treppe vor dem Unterschlupf der Bande und legte
auf der Stufe unter sich eine Patience. Auch er musste in eine Art Kampf
geraten sein. Die Unterlippe war aufgeplatzt und verkrustet, und eine Backe war
vom Auge bis hinunter zum Kinn ein einziger übler Bluterguss. Plötzlich war
Anders besorgt.
    »Woland?«, rief er.
    »Anders? Ich dachte, die Frau käme her.«
    »Ich bin für sie hier. Ist alles in Ordnung?« Der Junge
antwortete nicht.
    »Ist es
eine Falle? Das würdest du mir doch sagen, oder? Wenn es eine Falle wäre? Ich
habe schließlich die Pistole zurückgegeben, oder etwa nicht?«
    Woland
drehte eine Karte um, die Pik Zehn, dann noch eine, die Herzdame.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte er. »Du musst da jetzt
rein.«
    Mehr
wollte er nicht sagen. Anders sah ihn noch eine Weile an und legte sich einige
entschuldigende Worte zurecht. Es war klar, dass Paulchen immer noch wütend auf
ihn war. Anders würde ihm anbieten, er solle ihm ruhig eine reinhauen. Würde
sich eine verpassen lassen, damit sie quitt wären, ins Gesicht oder auf den
Körper. Wie Paulchen wollte.
    »Nun mach
schon«, wollte er sagen. »Ich verdiene es.« Und hinterher würden sie sich
umarmen und wieder Freunde sein.
    Anders ging zur Tür und klopfte. Sie öffnete sich fast
sofort.
     
    Paulchen hatte Georg ausgesucht,
um ihm die Prügel zu verabreichen. Georg war neu in der Bande und kannte
Anders nicht so gut. Ein großer Schläger, der abends in Boxhallen herumhing und
den Kämpfern die Handschuhe band, damit sie ihm ein paar Kniffe verrieten. Er
wickelte sich Klebeband um die Finger und nahm eine Rolle Pfennige in den
Hohlraum seiner Fäuste. Ohne ein Wort schlug er auf Anders ein, bösartig,
suchte nach dem kurzen Ende der Rippen und den weichen Teilen neben dem Rückgrat.
Die ganze nächste Woche lang würde Anders Blut pissen. Bis jetzt hatten sie ihm
noch keine Frage gestellt.
    Anders wurde mitten im Raum verprügelt. Sie hatten extra
Platz dafür geschaffen, den Sessel und den Tisch zur Seite geschoben,
Aschenbecher, Milchflaschen und einen Trockenständer voller Strümpfe
weggeräumt. Anders hatte die Vorbereitungen verfolgt, die Hände in die Hüften
gestützt, und auf eine Erklärung gewartet. Paulchen richtete jedoch kein
einziges Wort an ihn. Die Jungen hatten mit der Frau gerechnet, aber jetzt war
Anders da, redete von der Luger und dass Paulchen ihm »eine reinhauen« solle,
allerdings schien der sich den Arm gebrochen zu haben, also sparte er es sich
vielleicht besser für später auf, wenn er wieder in Ordnung war. Anders verstummte,
als Georg sich auf Befehl seines Chefs an ihn heranmachte und grob beim Kragen
packte.
    Paulchen
hatte sofort gewusst, was zu tun war. Kaum dass er Anders gesehen hatte, wusste
er, dass sie ihm wehtun mussten. Sie steckten bis zum Hals in der Scheiße, und
Paulchen kam nicht mal der Gedanke, Anders einfach so zu fragen. Er war mit ihm
seit Ende des Kriegs zusammen gewesen und kannte ihn so gut, wie ein Mann seine
Frau kennen mochte. Nein, Anders machte es einem nicht gerne leicht. Paulchen
sagte Georg, er solle sich nicht zurückhalten.
    Als es
losging, formten die anderen Jungen einen Ring um die beiden

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