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Vyleta, Dan

Vyleta, Dan

Titel: Vyleta, Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pavel und Ich
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Der
Kinder-Gauner-Chef?«
    »Ja, Sir.«
    »Warte
einen Moment, ich gebe dich an meinen Mitarbeiter weiter.« Der Colonel winkte
mich heran und gab mir den Hörer. »Ihr Deutsch ist besser als meins. Es ist
Paulchen, der Kinder-Bandit. Fragen Sie ihn, was er will.«
    Ich hielt
den Hörer an mein Ohr und nannte meinen Namen. Ein merkwürdiges
Dreiecksgespräch folgte.
    »Peterson
hier. Was willst du?«
    »Ich weiß,
wo der Film ist.«
    »Er sagt,
er weiß, wo der Film ist.«
    »Und, wo
ist er?«
    »Wo ist
er?«
    »Die Frau hat ihn. Sonja.«
    »Er sagt, Sonja hat ihn.«
    »Guter Gott. Das weiß ich auch.
Aber wo ist Sonja?«
    »Weißt du, wo Sonja ist?«
    »Nein, aber ich kann sie Ihnen
bringen.«
    »Er sagt, er kann sie uns
bringen.«
    »Wann? Der
Dummkopf soll es ausspucken, oder wir besuchen ihn gleich noch einmal.«
    »Wie
schnell?«
    »Heute noch. Ist aber nicht
umsonst.«
    »Heute. Er
sagt, es geht heute noch. Aber er will etwas dafür.«
    »Geld? Wie viel?«
    »Wie viel?«
    »Dreihundert Dollar. In bar.«
    »Dreihundert Dollar in bar.«
    Der
Colonel lächelte spöttisch. »Sagen Sie ihm, das ist kein Problem. Ich schicke
jemanden, der ihm das Geld in seinen kleinen Hintern schiebt. Er soll nur
dafür sorgen, dass Sonja auftaucht, und der Film. Sagen Sie ihm, wenn er bei
seinem nächsten Anruf nicht beides hat, soll er doch bitte aus dem Fenster
springen. Das spart uns die Mühe.«
    Ich
übersetzte, so gut ich konnte. Mir wollte zum Beispiel das Wort »springen«
nicht einfallen, aber der Junge versicherte mir, er habe alles bestens
verstanden, und legte auf. Ich legte ebenfalls den Hörer auf die Gabel und
wandte mich wieder dem Colonel zu, der mit seiner Zigarre in der Hand nackt
mitten im Raum stand. Rauch kringelte von seinen fetten Lippen. Selten hatte
ich ihn so zufrieden erlebt.
    »Nun, wer
hätte das gedacht? Da geht man hin, bricht ein paar Knochen und denkt sich
nichts dabei, und ein paar Tage später schon wirft einem das Leben einen
Hinweis zu. Das muss es sein, was die Hindus Karma nennen. Was sich wendet und
so weiter.«
    Er kratzte
sich den Bauch und schüttelte sich ein paar Tropfen vom Bein.
    »Machen
Sie sich nützlich, Peterson, legen Sie mir frische Sachen heraus. Und machen
Sie mir Sandwiches. Mit Senf. Ich verhungere. Sie würden nicht glauben, was
für einen Schweinefraß sie einem zu Hause vorsetzen.«
     
    »Paulchen hier.«
    »Hast du ihn?«
    »Fräulein Sonja?«
    »Ja.«
    »Ich bin
so froh, dass Sie anrufen. Wie aufs Stichwort. Ja, wir haben ihn. Teuer, aber
genau, was Sie suchen.«
    »Ist es
die richtige Größe?«
    »Sie haben
mir doch ein Stück Film gegeben, erinnern Sie sich nicht? Ja, es ist die
richtige Größe. Wo soll ich ihn hinbringen?«
    »Ich komme
und hole ihn, und ich hoffe, er taugt was.«
    »Wir sind
hier. Kommen Sie, sobald Sie können.«
    Sonja
legte auf und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Die letzten paar Tage
waren nicht einfach gewesen. Das Fieber wollte den Jungen einfach nicht
loslassen. Alle paar Stunden flammte es neu auf und färbte sein Gesicht
purpurrot. Wann immer er sich besser fühlte, jammerte er, sie solle ihn hinaus
auf die Straße lassen, und brütete kindliche Pläne aus, wie sie Pavel retten
konnten, wollte das »Gelände« des Colonels »infiltrieren« und »Foskos
Handlanger« »ausschalten«. Aber schon fing er wieder an zu zittern und tauchte
die Laken in Schweiß. Sie fragte sich, wo sie gehört hatte, Kinderschweiß
rieche nicht. Der des Jungen stank wie saure Milch. Sie wickelte ihm kalte Kompressen
um die Fußgelenke und legte Glenn Miller für ihn auf. Einmal fragte er sie, ob
sie bete, faltete die Hände, als sie ihn verständnislos ansah, und mimte
Hingebung. Vielleicht sorgte er sich auf seine kindliche Weise um sein Leben.
Sie sagte nein. Sie bete nicht.
    »Ich auch
nicht«, erklärte er ihr. »Das ist alles Aberglaube.«
    Aus
irgendeinem Grund schien er enttäuscht, als sie keine Anstalten machte, ihm zu
widersprechen.
    Zweimal
überlegte sie, ob sie ihn in der Wohnung zurücklassen sollte. Ob sie auch
Pavel zurücklassen und in den äußeren westlichen Teil des amerikanischen
Sektors verschwinden sollte. Dort könnte sie jemanden für ein Zimmer in einer
Wohnung bezahlen, bis sie eine Fahrkarte aus der Stadt hinaus bekam. Mit etwas
Glück würde sie es bis nach München schaffen. Sie war nie dort gewesen, hatte
aber viele Postkarten gesehen. München sah schön aus. Voller GIs natürlich,
aber schön.
    Das zweite
Mal packte

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