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Vyleta, Dan

Vyleta, Dan

Titel: Vyleta, Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pavel und Ich
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sie sogar ihre Sachen. Der Junge schlief, und sie packte das Geld
ein, das ihr noch geblieben war, und ihre Unterwäsche. Als sie schließlich
ihren kleinen Koffer zumachte, wurde ihr bewusst, dass sie wie eine
Prostituierte gepackt hatte: Geld und Arbeitskleidung. Ohne eine Notiz
zurückzulassen, verließ sie die Wohnung und stieg in die Straßenbahn Richtung
Teltow. Zwei Stunden lang lief sie dort herum und hielt nach einem
freundlichen Gesicht Ausschau, das sie nach einer Unterkunft fragen konnte.
Schließlich fand sie eines. Es gehörte der ältlichen Besitzerin eines
Eckladens, die unter der Ladentheke Schokolade und Fahrradschläuche verkaufte.
Sie entschloss sich, die Frau zu fragen, stand eine Viertelstunde an, die Frage
auf der Zunge, kaufte dann aber nur Schokolade und etwas Kakaopulver von vor
dem Krieg für den Jungen. Als sie zurück in Franzis Wohnung kam, war er noch
nicht einmal aufgewacht. Lag bewusstlos auf dem Bett, die Decken in einem
Haufen zu seinen Füßen. Sie deckte ihn wieder zu und sagte sich, sie hätte
länger wegbleiben sollen, damit er Zeit gefunden hätte, sie zu vermissen. Der
Affe schien sich derweil wie ein Verrückter über ihre Rückkehr zu freuen. Er
unterbrach sogar seine systematische Zerstörung des Wohnzimmersofas und kam
herbeigelaufen, um an ihren Schuhen zu riechen. Sie stieß ihn mit einem müden
Fuß zur Seite.
    Sonja
packte aus, holte Wasser von der Pumpe und machte sich daran, den Boden zu
schrubben. Das Wasser im Eimer halb gefroren, ihre Hände bis zu den
Handgelenken taub vor Kälte. Anschließend waren die Bodendielen so glatt wie
eine Eisbahn. Als der Junge bei Anbruch der Nacht endlich aufwachte, wollte er
wieder hinaus auf die Straße. Es war das einzige Mal gewesen, dass sie ihn
offen verwünschte. Sein Gesicht hatte sich verfinstert und einen wilden,
wütenden Ausdruck bekommen.
    Jetzt sah
er sie fragend an.
    »Hat
Paulchen einen gefunden?«, fragte Anders.
    »Ja.
Endlich.«
    »Wie geht
es Pavel?«
    »Ich habe
keine Ahnung. Soweit ich weiß, ist Fosko noch immer verreist. Ich habe
Erkundigungen eingezogen. Ich bezweifle, dass sie ihm etwas tun werden, solange
Fosko weg ist.«
    »Und was
jetzt?«

»Ich gehe
und hole den Projektor. Dann sehen wir uns den Film an und wissen endlich,
worum es bei dieser Geschichte geht, und dann ...«
    »Was?«
    »Ich weiß
nicht. Mir wird schon etwas einfallen.«
    Sie griff
nach ihrem Mantel und der Handtasche und versicherte sich noch einmal, dass
sie das Geld und den Schmuck für Paulchen dabeihatte. Der Affe meckerte vor
sich hin, und sie streichelte ihn geistesabwesend. Sein Fell war verfilzt, mit
Essensresten und Schlimmerem verkrustet.
    »Ich werde
gehen«, platzte es plötzlich aus dem Jungen heraus. »Nein.«
    »Ich gehe.«
    »Du bist krank.«
    »Ich fühle
mich besser. Und ich will Paulchen sehen. Mich mit ihm vertragen.«
    »Dann gehen wir beide.«
    »Was, wenn es eine Falle ist?«
    »Wie meinst du das, eine Falle?«
    »Was, wenn
Paulchen versucht, Sie festzuhalten. Um Sie Fosko zu verkaufen oder so was.
Mich würde er nicht verkaufen.«
    »Warum
nicht? Du hast ihm seine Pistole gestohlen, oder etwa nicht?«
    »Diebesehre«,
sagte er und zwinkerte ihr theatralisch zu. »Ich zahle und bringe den Projektor
her, und dann gehen wir Pavel holen.«
    Sie
stritten noch eine Weile, aber am Ende willigte sie ein. Sie gab ihm das Geld
und den Schmuck und ließ ihn wiederholen, wie viel sie Paulchen schuldeten.
Schrieb ihm Franzis Nummer auf, falls er Schwierigkeiten bekäme, und stopfte
ihm den Zettel in die Tasche. Sie ermahnte ihn, den Projektor mit dem Stückchen
Film auszuprobieren, das sie Paulchen gegeben hatte, und keinesfalls zu
verraten, wo sie wohnten.
    »Halte
dich vor allem warm. Da draußen ist es mörderisch kalt.«
    Der Junge
versprach es, und sie wickelte ihm einen zusätzlichen Schal um Hals und Kopf.
Sein hässliches kleines Gesicht sprühte vor Aufregung, als er aus der Wohnung
lief. »Viel Glück!«, rief sie ihm hinterher und verfolgte, wie er die Straße
hinunterlief, bis er vom Dunkel des hereinbrechenden Abends verschluckt wurde.
    Sonja
setzte sich an den Tisch und versuchte, sich die Gründe klarzumachen, warum sie
ihn statt ihrer hatte gehen lassen.
    »Es könnte
eine Falle sein«, sinnierte sie laut.
    »Wenn es
eine Falle ist, tappt besser er hinein als ich.«
    Sie sagte
es zweimal, um zu sehen, wie sie sich dabei fühlte, sagte es zum Spiegel auf
der Kommode, formte geduldig die Worte, die ihr auf den

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