Wach auf, wenn du dich traust
fünfhundert Punkte zu sammeln, sagt das mir, dass man mit euch was anfangen kann. Dann bin ich bereit, das ganze Projekt Jugendzentrum mit euch aufzuziehen. Aber ihr müsst mir schon zeigen, was ihr draufhabt!«
Er beugte sich ein wenig nach vorne. »Ihr könnt das schaffen, aber es wird nicht ganz leicht werden«, sagte er und sah einen nach dem anderen an.
»Glaubt ihr, dass ihr das schafft?«
»Jau!«, schrie jemand. Alle lachten.
Markus richtete sich wieder auf. Er sah auf die Brusttasche seines Hemdes, in die er den Kugelschreiber steckte. »Also, ich glaube an euch«, sagte er. »Ich glaube sogar, in euch steckt viel mehr, als ihr selbst denkt. – Also, was ist jetzt?«, fragte er und hob die Augenbrauen. »Schafft ihr das?«
Zustimmendes Gemurmel kam auf. Markus legte beide Hände hinter die Ohren und runzelte die Stirn. »Entschuldigt, aber ich hab echt nichts gehört.«
Ein paar Stimmen wurden lauter.
Markus sah zu seiner Begleiterin. »Hast du was verstanden?« Beate schüttelte grinsend den Kopf.
»Also noch mal«, sagte Markus. »Schafft ihr das?«
»JAAA!« Das Gebrüll schien Markus zufriedenzustellen. Er nickte mit einem breiten Grinsen.
»Dann beweist es mir und wir werden viel Spaß miteinander haben!«
Er drehte sich um und klopfte dem Busfahrer auf die Schulter. Die Türen schlossen sich.
»Wow«, sagte Debbie, die für einen Moment sogar vergessen hatte, an ihrem Handy herumzudrücken. »Ich hab’s doch gesagt, der ist einfach super!«
Der Bus fuhr an. Eine Zeit lang war Jenny damit beschäftigt, die vorbeiziehende Landschaft anzustieren. Wenn sie eine Woche lang nicht an Tizian dachte, hatte sich die Freizeit wenigstens gelohnt. Sonst hätte sie die Ferien über wohl nur in der Hängematte gelegen, gelesen und sich mehr als ein bisschen die Augen ausgeheult. Jetzt saß sie in diesem Bus und hatte eine Woche Gemeinschaftszelt und Outdoor-Programm vor sich. Nichts mit Augenausheulen.
Vielleicht hätte Tizian sich ja für sie entschieden, wenn er sie beim Klettern gesehen hätte. Aber die Rothaarige hatte einen Rock angehabt. Wenig geeignet zum Klettern und sehr, sehr weiblich. Und sie hatte einen Busen gehabt. Einen richtigen Busen, für den ein BH nicht nur eine nette Verzierung war.
Jenny widerstand der Versuchung, an sich selbst hinunterzuschauen, und knallte stattdessen ihre Stirn an die Scheibe.
»Hey, was ist los?«, fragte Deborah.
Jenny richtete sich auf. »Weißt du, was?«, sagte sie und zwang sich, gut gelaunt zu klingen und jeden Gedanken an einen gewissen Jungen zu verdrängen. »Wenn ich schon kein Glück bei Männern habe, verhelfen wir wenigstens dir dazu.«
»Moment, Moment«, wehrte Debbie ab, »nur weil Tizian nicht hier ist, brauchst du dich nicht an mir zu verausgaben!«
Jenny machte eine wegwerfende Handbewegung. »Quatsch! Ich bin eigentlich ganz froh, mal eine Weile von ihm weg zu sein. Da kann ich auf andere Gedanken kommen.« Sie lächelte verschwörerisch.
»Und was sind das so für Gedanken?«, fragte Debbie misstrauisch.
»Na, du stehst doch auf diesen Schwarzhaarigen, oder? Dann sorgen wir mal dafür, dass er auch auf dich steht.«
In Deborahs Gesicht trat eine leichte Röte. »Und wie soll das gehen?«, fragte sie betont gelangweilt.
»Wir schaffen das schon«, gab Jenny zuversichtlich zum Besten, ohne genau zu wissen, was sie damit eigentlich meinte.
»Ich weiß nicht recht, ob du so ein guter Ratgeber bist, was so was anbelangt.«
»Jedenfalls eher für andere als für mich«, antwortete Jenny finster.
Von hinten wurde gegen ihre Sitze gerüttelt.
»Hey«, fauchte Debbie und fuhr herum, »mal aufpassen, ja?«
»Reg dich ab«, prustete einer der beiden Jungs, die sich gemeinsam über ein Handy beugten.
Mit lautstarken Kommentaren tippten sie auf dem Gerät herum, ohne Debbie auch nur eines Blickes zu würdigen.
Diese drehte sich wieder um und zuckte mit den Schultern.
»Kicherbrüder«, sagte Jenny achselzuckend, als erkläre das alles. Hendrik und Matthias gab es nur im Doppelpack. Obwohl sie keineswegs verwandt waren, nannte sie praktisch jeder »Kicherbrüder«. Und das Gegiggel hinter ihnen erklärte auch, warum. Schlimmer als jede Zickenversammlung. Und mindestens genauso laut.
Jenny sah sich im Bus um. Auf der hintersten Bank saßen natürlich die Coolen. Oder die, die sich dafür hielten. Der Schwarzhaarige, mit dem sie Debbie verkuppeln wollte, führte ganz offensichtlich das Wort. Max neben ihm versuchte vergeblich, seine
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