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Herzlichst, Xerxes
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Durch regenverhangene Scheiben betrachtet August die vertraute Einkaufsstraße. Zwischen die Geschäfte, die schon immer hier gewesen sind, haben sich Filialen einer Drogeriekette, einer Papierwarenkette, einer Bäckereikette geschoben. Vor August sitzen zwei Schüler, die diese Straße natürlich ganz anders wahrnehmen, ihnen wird sie nicht vorkommen wie ihm: unzulässig verändert. Die beiden sind so alt, wie er war, als er hier lebte und jeden Tag diesen Bus nahm (Fahrzeuge der alten Flotte noch); er versucht, sich das Kind, das er war, in den modernen Bus hineinzudenken, und sofort kommt es ihm ganz verloren vor, bemitleidenswert. Wie alt würden die beiden Schüler ihn wohl schätzen? Wahrscheinlich registrieren sie ihn gar nicht, er wird jenseits ihres Zeithorizonts liegen. Schwer zu glauben, dass nicht er es ist, der da mit dem Bus von der Schule heimfährt. Es ist lange her; nein, andersrum, gerade eben ist es gewesen, sein Leben ist ja grotesk kurz. Was denn nun, ist das Leben lang oder kurz? Und die Häuser dort draußen, sind die groß oder klein? Damals waren sie ihm selbstverständliches Wohnmaß, heute sieht er, dass sie klein sind, wenn man aus der eigentlichen Stadt kommt, Häuser eines unscheinbaren Vororts, eines Randbezirks, der weder Villenviertel noch Reihenhaussiedlung ist. In so ein Haus, freilich in einer ganz anderen Ecke der Stadt, ist er gestern mit Xerxes gegangen, der ihn eingeladen hatte zur Teilnahme am Arbeitskreis Seelenführung. Die Manager waren den ganzen Tag in Bewegung, liefen auf Socken im Kreis, im Slalom um Seneca- und Buddhafiguren und Pflanzen mit besonderen Eigenschaften, während der Coach in der Mitte des Kreisens stand, sich ungeheuer langsam in die entgegengesetzte Richtung drehte und dabei mit fester Stimme den Teilnehmern erkenntniskitzelnde Fragen zurief: Wie raubst du Atem? Wie ziehst du die zentrale Stellschraube? Führst du zum Erlebnis? Xerxes hatte ein Loch in der Socke, erinnert sich August. Nach dem ayurvedischen Mittagessen gingen sie in einer Grünanlage spazieren und sahen einen großen Vogel in einer Baumkrone sitzen, da murmelte Xerxes: So viel größer als eine Taube – wunderbar gewalttätige Liebe zur Ordnung ! Wenn man einmal so sehen könnte: mit der Schärfe von Raubvogelaugen, noch die geringste Bewegung in Laub und Unterholz erspüren – Wespenbussard – Ameisenbussard – Mikrobenbussard … August dachte im Stillen, es ist ein Habicht, kein Bussard. Die beiden Schüler sind ausgestiegen. August zieht den Reader Anthroposophie der Führungskraft aus der Tasche. Kaum hat er zu lesen begonnen, biegt der Bus überraschend ab, durch diese kleine Wohnstraße ist er nie gefahren, geänderte Linienführung, vielleicht wegen Bauarbeiten. August ist tausendmal zu Fuß durch diese Straße gegangen, und nun sieht er sie aus drei Metern Höhe, vom Oberdeck des umgeleiteten Busses: Da ist sie verwandelt, er kann über die Gartenzäune schauen, die er immer nur von außen gesehen hat.
Vor dem Haus seiner Eltern fragt er sich, was ihn so bedrückt: dass sein Besuch für die Eltern ein herausragendes Ereignis ist, für ihn dagegen eine Pflichtübung, keine schlimme, aber etwas, was man einschiebt (selten genug, er ist wieder monatelang nicht hier gewesen). Oder dass, wenn er vor dem Haus steht, vergangene Mittage in ihm aufsteigen, bedrücktes Schlurfen vom Gartentor zur Haustür? Warum ist er damals immer so traurig gewesen? Weil mit jedem Heimkommen das endlose Nachhausebummeln zu Ende war? In der Wohnung ist es sehr warm, wie immer. Augusts Vater schaut
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