Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess McConkey
Vom Netzwerk:
kein lebendes Geschöpf, nicht einmal ein Hund, sollte jemals diese Art von Entsetzen erleben müssen. Ihr stockte der Atem, weil die Augen des Tieres sie um Hilfe anzuflehen schienen. Das Blut schoss ihr ins Gesicht, und all der in ihr angestaute Zorn brach sich Bahn. Sie hatte sich selbst nicht retten können, aber vielleicht konnte sie diesen Hund retten. Mit energischen Schritten humpelte sie am Zaun vorbei und marschierte zu der kleinen Vorderveranda des Häuschens.
    »Was machen Sie denn, Sam?«, hörte sie Anne hinter sich rufen, aber sie beachtete sie nicht.
    Mit Hilfe des Geländers schleppte sie sich Stufe um Stufe nach oben. Sie überquerte die Veranda und hämmerte an die Tür. Von drinnen drangen die leisen Klänge eines Saxophons heraus.
    Urplötzlich brach die Musik ab, und ein Mann in Jeans – ohne Hemd, nur in Jeans – öffnete die Tür und trat auf die Veranda heraus. Die braun gebrannte Brust über der schmalen Taille war mit dunklem Haar bewachsen. Nach allem, was Sam sehen konnte, und sie konnte eine ganze Menge sehen, hatte er kein Gramm Fett am Leib.
    »Ja?«, meinte er und sah sie mit seinen dunkelbraunen Augen fragend an.
    Durch den Anblick des halbnackten Mannes verwirrt, blieben Sam die Worte im Hals stecken. Dann dachte sie an den Hund mit den verängstigten Augen, und ihr Zorn wallte wieder auf.
    »Sie sollten sich schämen«, schimpfte sie und stieß mit dem Finger nach dem Mann. »Der arme Hund da draußen. Er braucht Hilfe, und …«
    »Sie ist kein Hund, sondern eine Hündin. Roxy. Und ich weiß, dass sie Hilfe braucht«, unterbrach er Sam, sie ins Auge fassend. »Sie kommen nicht von hier, oder?«
    Sam straffte die Schultern und starrte ihn wütend an. »Wir reden hier nicht über mich – wir reden über die Hündin. Und wenn Sie sich nicht besser um sie kümmern, zeige ich Sie beim Tierschutz an.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit der Schulter an den Türrahmen. »Nur zu.«
    Sie zog die Augen zusammen. »Es ist Ihnen egal, ob ich Sie wegen Grausamkeit gegen Tiere anzeige? Die brummen Ihnen ein Bußgeld auf und nehmen Ihnen die Hunde weg.«
    »Ich weiß.« Er richtete sich auf und griff in seine Hosentasche. »Hier ist meine Karte. Sie wollen ja wohl meinen Namen richtig nennen, wenn Sie mich anzeigen.« Damit reichte er ihr das Kärtchen.
    Im Schatten der Veranda las sie blinzelnd den Text.
    Wieder schoss ihr das Blut ins Gesicht, doch diesmal nicht vor Wut – sondern vor Verlegenheit.
    Auf der Karte stand: Greg Clemons, Verhaltensforscher, Tierschutzverband Scott County.
    »Sie … Sie«, stotterte sie.
    Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Ja, ich nehme misshandelte Hunde bei mir auf …«
    Sam wandte sich ab, bevor er noch mehr sagen konnte, aber er streckte die Hand nach ihrem Arm aus und hielt sie zurück.
    »He, es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Ich habe Sie nur ein bisschen auf den Arm genommen. Ganz ehrlich, ich bewundere Ihre Leidenschaft«, meinte er mit lachender Stimme. »Würden Sie Roxy gerne kennenlernen?« Er blickte zu Anne hinüber und winkte.
    »Nein, nein, vielen Dank«, erwiderte Sam und fuhr vor ihm zurück. Mit gesenktem Kopf eilte sie über die Veranda davon. Sie hörte, wie Anne sie mit einem Ruf zur Vorsicht mahnte, aber vor lauter Hast übersah sie die erste Stufe. Aufschreiend verlor sie den Halt und landete krachend am Fuß der Treppe.
    Ihr rechtes Bein knickte unter ihr ein, und sowohl Anne als auch Greg stürzten zu ihr. Sie wälzte sich auf den Hintern und zog sich in eine sitzende Position hoch.
    Anne kauerte sich vor ihr hin und fuhr mit der Hand sanft Sams Knöchel entlang. »Haben Sie sich verletzt?«
    »Alles in Ordnung«, erwiderte Sam.
    Anne blickte zu Greg auf. »Es fühlt sich nicht nach einem Bruch an, aber die Stelle beginnt anzuschwellen.«
    »Ich habe doch gesagt, dass alles in Ordnung ist«, widersprach Sam, während Anne und Greg ihr aufhalfen. Ein leises Stöhnen entrang sich ihren Lippen, als sie versuchte, den Knöchel zu belasten.
    »Warten Sie hier«, sagte Greg und hob rückwärtsgehend beide Hände. Er drehte sich um und eilte ins Haus, während Sam auf Anne gestützt zurückblieb. Gleich darauf kam er wieder. Er trug jetzt ein T-Shirt und hielt einen Schlüsselbund in der Hand. Er eilte zu Sam und nahm sie auf den Arm, als wäre sie federleicht.
    »Halt, Moment mal.« Die Nähe dieses Fremden war Sam zuwider, und sie wehrte sich gegen ihn. »Setzen Sie mich

Weitere Kostenlose Bücher