Wachtmeister Studer
Polizei
Anzeiger Ausgeschriebenen… Leistete keinen Widerstand… ließ sich abführ…«
»Ist das Verzeichnis der Effekten, die dem Augsburger abgenommen worden sind, auch bei den Akten?« fragte Studer.
»Doch, ich glaube«, sagte der Untersuchungsrichter und spielte wieder mit seinem Papiermesser.
»Ah, ja, hier«, und Studer las:
»Portemonnaie mit 12.50 Fr. Inhalt.
1 Nastuch
1 Hemd
1 Paar Hosen…«
Und dann stand da:
»1 Browningpistole Kaliber 6,5«…
Was war das?
»Du, Augsburger, das ist bös. Waffentragen? Seit wann hast du einen Revolver? Willst du lebenslänglich erwischen? Hä?«
Aber Augsburger schwieg.
»Ich möcht' die Pistole gerne sehen«, sagte Studer.
Der Polizist brachte sie.
»Sie ist geladen«, sagte er.
Studer nahm sie in die Hand, entlud sie. Im Magazin waren noch sechs Patronen, eine im Lauf…
»Hast du eine gebraucht, Augsburger?«
Augsburger schwieg andauernd. Nur die Haut auf der rechten Seite seines Gesichtes zuckte wie bei einem Pferd, das von den Bremsen geplagt wird.
»Nicht einmal geputzt, der Lauf?« Studer sprach immer gedehnter. Der Untersuchungsrichter wurde aufmerksam.
»Sechs Komma fünf«, sagte Studer und nickte. »Das gleiche Kaliber hat die Kugel auch, die in Witschis Kopf stecken geblieben ist…«
»Aber Wachtmeister, wir wissen doch jetzt, daß es ein…«
»Gar nichts wissen wir, Herr Untersuchungsrichter. Wir haben von einem Plan gehört, um auf möglichst rasche Weise zu Geld zu kommen, aber der Plan ist scheinbar nicht so gelungen, wie er hätte ausgeführt werden sollen.« Da Studer sah, daß Augsburger ihm eines seiner großen Ohren zugekehrt hatte, sprach er so dunkel als möglich.
»Ich denke immer an das, was mir der Assistent im Gerichtsmedizinischen vordemonstriert hat. Die Stellung, die der selige Witschi hat einnehmen müssen, um sich gerade hinter das rechte Ohr zu treffen… Das Fehlen von Pulverspuren… zugegeben, daß es möglich war mit Zigarettenblättern, ich glaub' es nicht recht, es steckt mehr hinter dem Fall, als wir glauben.«
Studer schwieg unvermittelt. Augsburger hatte die Augen gesenkt.
»Wo warst du die letzten vierzehn Tage?« fragte er plötzlich.
»In… in…«
»Da, nimm eine Zigarette«, sagte Studer freundlich. Es dauerte eine Weile, bis sie brannte.
Schau, Augsburger«, erklärte Studer milde. »Wenn du nicht nachweisen kannst, wo du in der Nacht warst, in der ein gewisser Wendelin Witschi ermordet worden ist, so kann ich dir nur eines sagen: Ich… Aber nein, ich habe dann gar nichts mehr mit dir zu tun. Das Schwurgericht wird dann schon wissen, was es zu tun hat. Es war nämlich ein Raubmord…«
»Aber den hat der Schlumpf doch gestanden!« rief Augsburger.
»Und hat soeben sein Geständnis widerrufen, vielmehr, ich hab' ihm bewiesen, daß er unmöglich den Mord hat begehen können. Und dann hat sich noch ein Zeuge gefunden, der beschwört, mit dem Schlumpf zur mutmaßlichen Zeit des Mordes zusammengewesen zu sein.«
»Dann hat er mich angelogen!« sagte Augsburger böse.
»Wer?«
»Der alte Ellenberger.«
»So, und warum hast du in der Samstagnacht das Auto vom Gemeindepräsidenten gestohlen?«
»Es war zu heiß in Gerzenstein«, sagte Augsburger, aber die Unbekümmertheit klang ein wenig gedrückt.
»Und warum bist du gerade auf den Bahnhofplatz gefahren, wo du doch ganz sicher warst, daß ein Polizist dich schnappt?«
»Ich hab mich verirrt, ich wollt nach Interlaken weiterfahren…
»Und da bist du durch die Stadt gefahren, wo doch jedes kleine Kind weiß, daß die Straße oben durchfährt?«
»Ich hab' noch etwas trinken wollen…«
Immer zögernder die Antworten.
»Und wo hast du den Browning gestohlen?«
»Den Browning?« Augsburger begann die Fragen zu wiederholen, das war ein gutes Zeichen, Studer wußte, nun hatte er ihn bald. »Den Browning?« Dann sehr schnell:
»Der ist beim alten Ellenberger auf dem Schreibtisch gelegen, dort hab ich ihn genommen…«
»Hm.« Studer schwieg. Es schien zu stimmen. Der alte Ellenberger hatte vor vierzehn Tagen in Bern einen 6,5 Browning gekauft. War es dieser? Den andern hatte der Armin verstecken lassen in der Küche der Frau Hofmann, verstecken durch wen? Das war im Augenblick gleichgültig.
»Du hast beim Ellenberger gewohnt?« fragte Studer wieder.
»Ja.« Augsburger nickte ein paarmal.
»In welchem Zimmer?«
»Oben unter dem Dach.«
»Warum hat dich der Ellenberger aufgenommen?«
»Oh, nur so, aus Mitleid.«
»Hast du die andern
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