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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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Norlinger hat in letzter Minute seine Kündigung zurückgezogen. Tut mir leid, aber da kann ich nichts machen. Er war immer ein vorbildlicher Mieter, und so gesehen ist er immer noch der rechtmäßige … «
    Es dauerte eine Weile, bis die wesentlichen Bestandteile von Eckis Rede zu mir durchgedrungen waren: »Tim kommt zurück? Heißt das, er ist wieder da?«
    »Er war er auf jeden Fall gerade in meinem Laden.«
    Mit einem Mal drehte sich alles in meinem Kopf – Tim, die Wohnung, der Umzug, Silvester, die Hochzeit, Tim: alles versuchte sich gleichzeitig einen Weg in mein Gehirn zu bahnen und verursachte dabei einen akuten Gedankenstau. Aber die eindeutige Nachricht war: Tim kam zurück.
    »O Gott, was mache ich denn jetzt?«, fragte ich Ecki entsetzt.
    »Was weiß ich, ich bin schließlich nur der Vermieter«, grummelte er.
    »Vielleicht sollte ich nochmal mit ihm reden.« Ich sagte es eigentlich mehr zu mir selbst, um mir Mut zuzusprechen. Aber Ecki fühlte sich genötigt, mir zu antworten.
    »Warum nicht? Versuchen sollten Sie es. Vielleicht können Sie sich ja doch noch zusammen irgendwie arrangieren.«
    »Sie haben recht. Ich sollte nochmal mit ihm reden, in aller Ruhe. Ja, aber wie?«
    »Na, da fällt Ihnen schon was ein. Sie sind ja sonst auch nicht auf den Mund gefallen. Aber vielleicht lassen Sie zur Abwechslung mal Ihren Charme spielen.«
    Ich schaute Ecki überrascht an. »Danke. Sie können ja manchmal richtig hilfsbereit sein. Ich … ich … muss mir jetzt nur noch eine Strategie überlegen.« Und damit schlug ich die Tür vor Eckis Nase zu.
    Eine halbe Stunde und eine viel zu heiße Dusche später hatte meine Strategie allerdings immer noch keine weltbewegenden Formen angenommen, außer dass ich Tim mit einer Flasche Sekt einen Besuch abstatten wollte. Das war zwar angesichts seiner Alkoholabneigung nicht gerade erfolgversprechend, an einem Silvesterabend aber eine unauffällige Art, locker ins Gespräch zu kommen. Schließlich könnte Tim seine Prinzipien um Mitternacht mal für einen kurzen Moment außer Acht lassen, wir könnten ohne Hintergedanken auf das neue Jahr anstoßen, und alles Weitere würde sich dann ergeben. Hoffte ich.
    Also postierte ich mich mit dem Sekt vor dem Türspion. Ich konnte schon seit einer Viertelstunde das Poltern im Treppenhaus hören, das ganz deutlich Tims Rückkehr ankündigte. Die Tür zu seiner Wohnung stand offen, und ich sah einen Schatten durch seinen Flur huschen. Das musste er sein. Mein Herz schlug so laut, dass es alle anderen Geräusche übertönte, aber als Tim wieder ins Treppenhaus kam und einen großen Karton hochhievte, nahm ich allen Mut zusammen. Ich riss meine Tür mit einem Ruck auf, damit ich auch ja nicht mehr zurückkonnte. Tim ließ vor Schreck den Karton wieder fallen.
    »Hast du mich erschreckt.«
    »Oh, oh, das wollte ich nicht. Ähm … «
    Na toll, meine Stimme versagte, bevor ich überhaupt etwas gesagt hatte, dabei hatte ich eben meinen Text nochmal geprobt. Aber jetzt starrte ich ihn so sprachlos an, als wäre ich überrascht, ihn zu sehen, und nicht umgekehrt. Tim schaute etwas betreten zu Boden.
    »Hi. Wie geht’s dir?«, machte er schließlich den Anfang.
    »Mir?« Meine Güte, wen sollte er auch sonst meinen. Ich musste mich jetzt wirklich langsam zusammenreißen, sonst war mein Plan hinfällig, noch ehe er überhaupt zum Einsatz kam. »Mir geht’s gut. Und dir? Wie geht es dir so?«
    Tim zuckte nur mit den Schultern. Sein Blick wirkte leicht abwesend und ernst.
    »Wolltest du zu mir?«, fragte er, und mir wurde bewusst, dass ich ihn viel zu lange angestarrt hatte.
    »Äh, was?«
    Tim deutete auf den Sekt. »Wolltest du damit zu mir?«, fragte er nochmal.
    Aber bevor ich antworten konnte, wurde ich mit der Schwachstelle meiner Strategie konfrontiert. Sie polterte laut fluchend die Treppe hoch und blieb zwischen mir und Tim stehen. Sabrina. Irgendwie war sie in meinem Plan überhaupt nicht vorgekommen, und dementsprechend war ich auch nicht auf die Variante vorbereitet, dass Tim zusammen mit ihr hier auftauchen könnte. Sie warf mir einen eiskalten Blick zu, und ich versteckte schnell den Sekt hinter meinem Rücken. Sabrina drückte Tim eine große Kiste in die Hand und lief die Treppe wieder hinunter, aber nicht, ohne mich vorher noch einmal ausgiebig zu mustern. Im Gehen rief sie Tim zu: »Die Kiste kommt in die Küche. Hilfst du mir dann mit dem Schrank, falls du dich heute noch einmal von deiner Nachbarin losreißen kannst.«

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