Wächter der Macht 06 - Inferno
eine, die ihr gefährlich zu werden drohte, weil sie sie in ein Gefühl falscher Sicherheit einlullte.
Alema begann mit einer gründlichen Erkundung der Quartiere. Mit einer Handvoll beigefarbener Schlafzimmer, einem Keet-getäfelten Arbeitszimmer, einem überwölbten Esszimmer und einer versenkten Wohnstube bot die Unterkunft zwar hinreichend Platz, war jedoch alles andere als prachtvoll oder opulent ausgestattet, in keiner Weise die Art von Zuhause, das man bei jemandem mit Lumiyas Macht und Mitteln erwarten würde. Es gab keine Kunstwerke oder Erinnerungsstücke, die einem das Gefühl vermittelt hätten, dass die Quartiere bewohnt waren, auch wenn die deckenhohen Spiegel an jeder Wand auf Lumiyas Eitelkeit hinwiesen.
Irgendwie schienen die Spiegel Alema stets aus dem bestmöglichen Winkel zu reflektieren, um ihre Entstellungen zu verbergen und ihre noch immer gertenschlanke Figur zu betonen. Sie war ungeheuer erfreut – was sie aber nicht daran hinderte, vorsichtig hinter jeden Spiegel zu spähen, um sicherzustellen, dass dahinter kein Tresor oder keine Geheimtüren versteckt waren.
Leider entdeckte sie hinter den Spiegeln keine verborgenen Kammern, und auch nirgendwo sonst in der Unterkunft. Der einzige Hinweis auf einen gesicherten Raum war eine uralte Synthholztür in der Rückwand einer altmodischen Küche. Die Infrarotöfen und Partikelstrahlherdplatten waren zu sauber, um irgendwann in letzter Zeit benutzt worden zu sein, doch die Tür war als einzige in der gesamten Unterkunft verschlossen.
Alema überprüfte sie im Hinblick auf jede Art von Falle, auf die sie bislang gestoßen war, und suchte dann nach allen anderen, die zu erkennen man ihr beigebracht hatte. Als sie keine fand, öffnete sie sich der Macht und fuhr mit ihrer Hand über die Oberfläche der Tür, sorgsam auf das geringste Kribbeln drohender Gefahr achtend.
Sie fühlte nichts. Mit was für einer Falle Lumiya diese Tür auch immer gesichert hatte – Alema konnte sie nicht finden. Und das konnte bloß eins bedeuten: Dahinter lagen die Sith-Schätze verborgen.
Alema trat zurück, nahm sich einen Moment Zeit, um ihr pochendes Herz zu beruhigen, und dachte darüber nach, wie sie dieses Problem in Angriff nehmen sollte. Es stand außer Frage, dass sie die Tür öffnen musste. Um das Gleichgewicht zwischen sich und Leia wiederherzustellen, musste sie Jacen in das verwandeln, was Leia am meisten hasste – einen neuen Imperator. Um Jacen zu einem neuen Imperator zu machen, musste sie in der Lage sein, ihn zu kontrollieren, ihn daran zu hindern, närrische Dinge zu tun wie etwa, die Jedi-Akademie als Geisel zu nehmen. Und um Jacen zu kontrollieren, brauchte sie ein Druckmittel – ein Druckmittel wie die Sith-Artefakte, die hinter dieser Tür versteckt waren.
Nachdem sie einige Minuten lang Beruhigungsübungen gemacht hatte, hörte Alemas Herz schließlich auf zu hämmern. Sie war überzeugt, dass sie das Problem aus jedem Blickwinkel betrachtet hatte, und doch kam sie einfach nicht dahinter, mit was für einer Falle diese Tür versehen war. Ihr einziger Hinweis darauf war ihr Wissen über Lumiya.
Die Dunkle Lady der Sith war eine gebildete und feinsinnige Frau gewesen, die in komplexen Schritten plante und Stolz empfand, wenn sie ihr Opfer genau studierte. Sie würde annehmen, dass jeder, der es so tief in ihr innerstes Heiligtum geschafft hatte, genauso gerissen und intelligent war wie sie selbst; entsprechend würde sie ihre Falle mit diesem Personentyp im Hinterkopf entworfen haben. Womit sie hingegen nicht rechnen würde, war ein Eindringling, der sich wie ein gewöhnlicher Schläger verhielt, der den einfachsten, direktesten Weg zu dem wählte, was er haben wollte.
Alema nahm eine kleine Erschütterungsgranate von ihrem Mehrzweckgürtel, ehe sie einen Klecks Synthkleber benutzte, um sie über dem Schloss der Tür zu befestigen. Sie zog sich in den angrenzenden Raum zurück und nutzte die Macht, um den Zünder auszulösen. Ein silberner Blitz und ein ohrenbetäubender Knall folgten, und eine Wolke schwarzen Rauchs waberte in das Esszimmer.
Sobald sich der Rauch gelegt hatte, nahm Alema tapfer eine Dusche aus Feuerlöschschaum in Kauf und kehrte in die Küche zurück. Die Tür an der Rückwand hing verbogen und halb offen in den Angeln. In ihrer Aufregung vergaß Alema beinahe, nach weiteren Fallen zu suchen, aber sie fand noch immer keine – weder bereits ausgelöste, noch aktive. Sie schaltete einen Glühstab ein und spähte durch
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