Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc
festklammern und eine Reihe hoffnungsvoller Stoßgebete zu Sankt Christophorus, dem Schutzpatron der Reisenden, hochschicken. Er wurde zwar neulich offiziell außer Dienst genommen, aber mich hat niemand um Erlaubnis gefragt, also ...
Zum ersten Mal merkte ich, dass wir verfolgt wurden, als eine Kugel direkt an meinem Ohr vorbeipfiff. Ich packte Molly fester und riskierte einen Blick nach hinten: Zwei große schwarze Wagen näherten sich uns schnell. Sie mussten wirklich schwer gepanzert sein, denn sie erhöhten die Geschwindigkeit, indem sie alles vor sich beiseiteschoben und -stießen. Wo kein Platz war, fuhren die großen schwarzen Wagen einfach über das, was ihnen im Weg war, hinweg, wobei sie kleinere Fahrzeuge wie Panzer zerquetschten. Andere Fahrer wurden von der Straße gedrängt oder so eingeschüchtert, dass sie plötzlich Abzweigungen nahmen, die sie gar nicht gewollt hatten. Der Verkehr zwischen den schwarzen Wagen und uns nahm rapide ab, und aus den dunkel getönten Fenstern der beiden Wagen lehnten sich Männer und feuerten mit automatischen Waffen auf uns. Zum Glück ist das sehr viel schwieriger, als es in den Filmen immer aussieht.
Ich drehte mich wieder um und schrie Molly ins Ohr. »Manifestes Schicksal, direkt hinter uns! Und sie schießen auf uns!«
»Tatsächlich hatte ich das schon bemerkt! Bist du sicher, dass es nicht deine Familie ist?«
»Hundertpro! Die würden keine Gewehre benutzen; die würden etwas viel Extremeres benutzen!«
Molly ließ die Maschine um eine enge Kurve fliegen und legte sich dabei ganz auf die Seite. Ich tat mein Möglichstes, um ihr zu helfen und mich mit ihr hinauszulehnen, aber alles was ich tun konnte, war mich mit einem Arm festzuhalten. Einen Moment lang schien der Boden furchtbar nah zu sein. Molly rang die Vincent wieder senkrecht und gab Vollgas. Wir donnerten die Straße entlang, schossen wie ein geölter Blitz zwischen erschreckten Autos hindurch, manchmal so dicht, dass wir ihnen den Lack mit unseren Seitenspiegeln verkratzten, und die ganze Zeit über wichen wir Gewehrfeuer von hinten aus. Sie fingen an, sich einzuschießen. Ich drehte mich auf dem Ledersitz um und riskierte noch einen Blick nach hinten. Wie Rammen schoben die schwarzen Wagen alles, was ihnen im Weg war, zur Seite, und was keinen Platz machte, wurde zu Schrott gefahren. Ins Schleudern geratene Zivilfahrzeuge krachten ineinander, einige überschlugen sich, und auf dem gesamten Straßenabschnitt hinter uns gab es Massenkarambolagen. Die schwarzen Wagen fuhren einfach weiter und die Kugeln kamen immer näher, egal wie sehr wir Slalom fuhren und auswichen.
Ich rüstete hoch. Binnen eines Moments floss das lebende Metall glatt über und um mich und schottete mich hermetisch von einer feindlichen Welt ab. Kugeln trafen meinen Rücken und prallten einfach ab; sie konnten mir oder Molly jetzt nichts mehr anhaben. Das Gewehrfeuer wurde heftiger, denn die schwarzen Wagen kamen näher; Kugeln spritzten mir über Rücken, Schultern und Hinterkopf. Ich spürte den Aufprall nicht, aber ich konnte ihn hören. Meinen linken Arm zu panzern hatte ihn wieder stark gemacht, wenn auch die Schmerzen nicht geringer geworden waren. Ich schob ihn vorsichtig um Mollys Taille und fühlte mich ein wenig sicherer.
Die Vincent röhrte über die Straße, und die vorüberziehende Welt war nur noch ein nebelhafter Eindruck. Molly war lauthals am Lachen und jauchzte vor Freude an der Geschwindigkeit; ich war eher besorgt darüber, was passieren würde, falls auch nur eine der Kugeln zufällig den Treibstofftank der Vincent treffen würde. Ich erwähnte das Molly gegenüber.
»Keine Sorge!«, schrie sie nach hinten. »Das hier ist kein richtiges Motorrad! Es sieht nur aus wie eins!«
»Kein richtiges Motorrad? Keine richtige Vincent Black Shadow?«
»Tu doch nicht so! Was hast du von einem Bettelarmband erwartet?«
»Solange es sich nicht um Mitternacht in einen Kürbis verwandelt ...«
Molly lachte wieder und gab noch mehr Gas. Ich nahm den rechten Arm von Mollys Taille und zog den Repetiercolt aus dem Schulterhalfter. Es dauerte eine Weile und tat meiner Schulter höllisch weh, aber schließlich hatte ich ihn draußen. Einen Moment lang atmete ich schwer, bis ich den Schmerz unter Kontrolle gebracht und meine Kräfte für das, was ich als Nächstes tun musste, zusammengenommen hatte. Ich verstärkte den Griff meines wieder erstarkten linken Arms um Mollys Taille, drehte mich auf dem Sitz herum und sah auf die
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