Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc
Stellen ist, wo man aus dem Nichts auftauchen kann, ohne bemerkt zu werden. Muss ich wirklich hinzufügen, dass ich nicht an zwei Personen dachte, als ich diesen Ankunftspunkt auswählte?«
»Wieso Paddington?«, wollte ich wissen.
»Es ist ein zentraler Londoner Bahnhof, von dem aus ständig Züge irgendwohin fahren. Man kann sich einfach willkürlich einen aussuchen, aufspringen und spurlos verschwinden. Und jetzt lass uns zusehen, dass wir hier rauskommen! Die Einzigen, die mächtig genug sind, einen Portalzauber abzufangen, dürften Zauberer der obersten Spielklasse sein. Das könnte heißen, deine Familie.«
»Wieso nicht das Manifeste Schicksal?«, wandte ich ein, einfach nur, um zu widersprechen.
»Du hast Truman doch gehört. Sie vertrauen der Wissenschaft, nicht der Zauberei. Leute meiner Art sind nur als Mitläufer geduldet. Was mich allerdings interessiert, ist, wie deine Familie wissen konnte, dass du jetzt mit mir unterwegs bist.«
Ich zuckte die Schulter. »Wahrscheinlich haben wir Agenten tief im Inneren des Manifesten Schicksals. Wir haben überall Leute, in allen möglichen Organisationen, damit wir nicht überrascht werden, wenn sie irgendetwas Übles versuchen. Was denkst du denn, wie wir sonst alles wissen könnten, was vor sich geht?«
Molly schaute mich an. »Und mir das früher zu erzählen, ist dir nicht eingefallen?«
»Entschuldige; ich dachte, du wüsstest, wie meine Familie operiert. Außerdem war ich abgelenkt. Gerade in jüngster Zeit geht mir so einiges durch den Kopf.«
»Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?«
»Irgendwas gluckst in meinem Schuh.«
»Ich hätte dich erstechen sollen, als du noch geschlafen hast!«, sagte Molly.
*
Wir begaben uns nach oben und in den eigentlichen Bahnhofsbereich hinaus. Der weite offene Platz war voller Menschen, die geschäftig hin und her eilten, als hinge ihr Leben davon ab, oder einfach nur wie Schafe herumstanden und mit leeren Blicken auf die wechselnden Anzeigen der Informationsbildschirme starrten. Zugmotoren dröhnten laut, Leute sprachen laut in Handys, wobei sie sich alle Mühe gaben auszusehen, als ob ihre Gespräche lebenswichtig wären, und hin und wieder schmetterten die Bahnhofslautsprecher eine ohrenbetäubende, aber völlig unverständliche Verlautbarung in die Menge.
Ich entspannte mich ein wenig. Ich mochte Menschenmengen. In einer Menschenmenge kann man sich immer irgendwo verstecken. Molly und ich taten, als ob wir die Speisekarte einer nahe gelegenen Imbissbude studieren würden, während wir uns verstohlen umschauten. Alles schien völlig normal. Zwei bewaffnete Polizisten schlenderten vorbei, schwer beladen mit kugelsicheren Westen und Dienstausrüstung, und hielten Ausschau nach alltäglichen Problemen. Für Molly und mich interessierten sie sich nicht. Sie wussten nicht einmal, dass Leute wie Molly und ich existierten, die Glückspilze.
»Dieser Ort gefiel mir vor seiner Renovierung deutlich besser«, sagte ich zu Molly. »Früher gab es hier ein Restaurant, wo man Chili con Carne und Pommes frites und Bohnen und Speck und Würste bestellen und so hoch auftürmen lassen konnte, wie man mochte. Tja, das war mal eine ordentliche Mahlzeit! Ich habe immer Cholesterin-Spezial dazu gesagt; man konnte spüren, wie die Arterien sich verhärteten, wenn man es bloß ansah!«
Molly betrachtete mich mit einem Widerwillen, der hart an Ekel grenzte. »Ich bin erstaunt, dass dein Herz nicht explodiert ist!«
»Ich habe schon immer gern gefährlich gelebt. Apropos, dreh dich nicht zu schnell um, aber sieh dir mal die beiden Typen an, die von vier Uhr kommen! Ich glaube, wir sind erkannt worden.«
»Schon? Verflucht!« Molly riskierte einen verstohlenen Blick in die Richtung, die ich ihr zu verstehen gegeben hatte. Zwei Männer in anonymen dunklen Anzügen kamen mit entschlossenen Schritten auf uns zu, wobei sie die Hände vors Gesicht hielten und mit ihren Handgelenken sprachen. Entweder hatten sie Funkgeräte im Ärmel, oder sie waren ein Fall fürs Fröhliche Delirium. Molly blickte finster drein. »Das könnten auch Polizisten in Zivil sein ...«
Die beiden Männer förderten aus Gewehrriemen unter ihren Jacken automatische Waffen zutage und eröffneten das Feuer, ohne sich um die dicht gedrängte Menge zu kümmern, durch die sie schießen mussten, um uns zu erwischen. Männer und Frauen brachen zusammen, blutend und schreiend und sterbend. Menschen wurden von der Wucht des Aufpralls der Kugeln hierhin und
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