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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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herbeiwinken?«
    »Würde ich nicht. Man kann nie sicher sein, für wen die Fahrer tatsächlich arbeiten. Ich habe eine bessere Idee!«
    Sie bückte sich und zog ihr Kleid hoch, woraufhin an ihrem linken Fußknöchel ein niedliches silbernes Bettelarmband zum Vorschein kam. Sie riss eins der Amulette ab und hielt es hoch: ein zierliches, kleines, silbernes Motorrad. Molly murmelte ein paar Worte in einer rauen Sprache, die ihr bestimmt Halsschmerzen verursachte, und hauchte das Amulett an. Es zappelte unheimlich auf ihrem Handteller herum und sprang dann herunter, wurde noch in der Luft schnell größer, bis vor uns auf der Schräge schließlich ein Vincent-Black-Shadow-Motorrad stand. Ein großes schwarzes Mörderteil, ein Klassiker seiner Art. Ich war beeindruckt.
    »Ich bin beeindruckt!«, sagte ich zu Molly. »Ehrlich! Du hast einen exzellenten Motorradgeschmack; wenn auch ein bisschen nostalgisch.«
    »Bleib mir vom Leib mit den modernen Maschinen!«, antwortete Molly. »Kein Charakter!«
    Wieder flogen Kugeln an uns vorbei. Sie kamen näher. Ich blickte hinter mich die Schräge hinunter: Männer mit Gewehren, denen die Tränen immer noch die Backen hinunterliefen, torkelten in unsere Richtung. Ihre Zielgenauigkeit war noch nicht besonders hoch, aber bei automatischen Waffen musste sie das auch nicht.
    »Steig auf das verdammte Motorrad!«, forderte Molly mich auf.
    Ich schaute wieder nach vorn. Die Vincent erwachte röhrend zum Leben, als Molly sie mit dem Kickstarter anließ und sich auf den Ledersitz schwang.
    »Kommando zurück!«, sagte ich. »Ich fahre nicht auf dem Sozius!«
    »Meine Maschine - ich fahre. Steig auf!«
    »Ich werde nicht auf dem Sozius mitfahren! Ich muss an meine Würde denken!«
    Noch mehr Kugeln pfiffen an uns vorbei. Sie kamen wirklich näher. Molly lächelte mich liebenswürdig an. »Du und deine Würde können jederzeit neben mir herlaufen, wenn dir das lieber ist, aber ich für meinen Teil mache mich jetzt vom Acker.«
    Ich grummelte etwas vor mich hin und schwang mich hinter ihr auf den Sitz. Molly haute den Gang rein, und die Vincent schoss, verfolgt von Kugeln, die Schräge hoch und direkt in den Hauptverkehrsstrom. Empörtes Hupen und aufgebrachte Stimmen empfingen uns von allen Seiten, als wir aufs dem Nichts auftauchten und uns rücksichtslos hineindrängten. Zum Glück beträgt die Durchschnittsgeschwindigkeit des Londoner Verkehrs zwischen den Ampeln selten mehr als zehn Meilen in der Stunde, sodass wir den langsameren Fahrzeugen ausweichen, uns um sie herumschlängeln und eine gesunde Beschleunigung aufbauen konnten. Ich legte meinen rechten Arm fest um Mollys Taille. Ich versuchte, auch den linken zu benutzen, aber es war zu schmerzhaft, also ließ ich den Unterarm auf Mollys linkem Oberschenkel liegen. Sie schien nichts dagegen zu haben. Obwohl ich so dicht hinter ihr hockte, zerrte die Luft an meinen Haaren und bearbeitete mein Gesicht wie mit Ohrfeigen. Ich brachte meinen Mund dicht an Mollys Ohr.
    »Hätte es dich umgebracht, auch noch zwei Sturzhelme hervorzuzaubern?«
    »Helme sind für Weicheier!«, rief Molly über das Motordröhnen der Vincent nach hinten und lachte fröhlich. »Halt dich fest, Eddie!«
    »Ich könnte wetten, du bist nicht versichert!«, sagte ich.

*

    Wir schlängelten uns durch fahrende Autos, als ob sie stillstünden, und erhöhten dabei konstant die Geschwindigkeit. Taxifahrer schrien Beleidigungen, Ladenfronten sausten verschwommen zu beiden Seiten vorbei. Wir hatten schon so oft die Richtung gewechselt, dass ich keinen Schimmer mehr hatte, wo wir eigentlich waren. Ein großer roter Londoner Bus zog direkt vor uns heraus, denn Londoner Busse gewähren nichts und niemandem Vorfahrt, und das Herz sprang mir fast aus der Brust, als Molly den Motor hochjagte und wie ein Lemming auf Amphetaminen durch die sich verengende Lücke schoss. Ich könnte sogar geschrien haben, ein kleines bisschen.
    »Versuch, dich mit mir in die Kurven zu legen, Eddie!«, rief Molly vergnügt nach hinten. »Dann kann ich viel leichter manövrieren!«
    Wir brausten mit Furcht einflößendem Tempo über Kreuzungen und straften rote Ampeln mit Verachtung. Die Maschine neigte sich hierhin und dorthin, fuhr im Zickzack und sprang von einer Seite auf die andere, während sie in den Verkehr ein- und aus ihm hinaustauchte und für niemanden langsamer machte. Es wäre recht erheiternd gewesen, wäre ich gefahren. So aber konnte ich mich bloß mit meinem gesunden Arm

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