Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc
Drood-Agenten. Was es an Überwachung gab, konzentrierte sich wahrscheinlich auf die Gegend unmittelbar um meine alte Wohnung herum, für den Fall, dass ich so dumm sein sollte, dorthin zurückzukehren.
Die Sonne stand hoch am Himmel. Ein halber Tag war verstrichen, und wir hatten noch nicht das Geringste vorzuweisen. Unter dem ständigen Druck fiel es mir schwer, richtig nachzudenken oder einen Plan zu fassen. Ich drehte mich zu Molly um und stellte ohne Überraschung fest, dass die Aufzugstür hinter ihr verschwunden war.
»Wie kommt es, dass du Sebastian kennst?«, fragte ich. »Hast du mit ihm auch schon gearbeitet?«
»Du machst wohl Witze!«, sagte Molly und schürzte verächtlich die Lippen. »Den Mann würde ich nicht mal mit 'ner desinfizierten Beißzange anfassen! Er arbeitet allein, weil ihm sonst niemand traut. Er ist ein doppelzüngiger, hinterhältiger kleiner Scheißkerl, der schon so ziemlich jeden irgendwann mal übers Ohr gehauen hat. Allerdings ... er kann der Mann sein, zu dem man geht, wenn man unbedingt einen bestimmten Gegenstand braucht, den einem sonst keiner besorgen kann, legal oder illegal. Für den richtigen Preis kann Sebastian dir alles beschaffen, solange völlig klar ist, dass es keinen Herkunftsnachweis geben wird. Oder irgendeinen Schutz, falls der ursprüngliche Eigentümer herausbekommt, dass du der neue Besitzer bist. Du kannst auch völlig sicher sein, dass es keine Rückzahlung geben wird, wenn sich herausstellt, dass der fragliche Gegenstand nicht ganz genau das ist, was du erwartet hast. Es bleibt dir überlassen, dir Sicherheit zu verschaffen, bevor du irgendwelche Zahlungen leistest. Der Käufer möge sich hüten - und einen verdammt großen Stock bei sich tragen.«
»Und das ist der Mann, von dem du glaubst, er könne mir helfen?«, vergewisserte ich mich.
»Ich sollte vorher besser anrufen«, meinte Molly und nahm ein leuchtend rosa Telefon mit einem Hello-Kitty-Gesicht darauf heraus. »Um sicherzugehen, dass er da ist und bereit, uns zu empfangen.«
»Es könnte unklug sein, meinen Namen über ein Standardtelefon mit ungeschützter Leitung zu erwähnen«, gab ich zu bedenken. »Meine Familie hat Leute, die alles abhören.«
»Da will das Ei wieder klüger sein als die Henne!«, sagte Molly. »Ich habe schon seit Jahren nicht mehr über eine ungeschützte Leitung gesprochen. Die Engel selbst könnten keins meiner Telefonate ohne die Hilfe Gottes abhören.«
Sie entfernte sich ein paar Schritte, während sie die Nummer eintippte. Ich lehnte mich gegen eine dekorative Steinmauer und überdachte meine Lage. Die beiden Vogelfreien, mit denen Molly mich bisher bekannt gemacht hatte, hatten mich nicht beeindruckt. Der Seltsame John war wahnsinnig geworden, und der Maulwurf war vollauf in dieselbe Richtung unterwegs. Beide steckten in Gefängnissen fest, die sie sich selbst geschaffen hatten. Und dieser Sebastian hörte sich nach einem richtigen Drecksack an. Wie konnte ich mich auf irgendetwas verlassen, was so ein Mann mir sagen mochte, falls ich ihn überhaupt dazu überreden konnte, sich mit mir abzugeben? Aber die Zeit drängte, und von irgendwoher musste ich Antworten bekommen. Wenigstens war ich mir ziemlich sicher, die Wahrheit irgendwie zu erkennen, wenn ich sie erst einmal hörte. Mein linker Arm tat höllisch weh, obwohl ich die Hand in den Gürtel gesteckt hatte, damit dieser etwas vom Gewicht trug. Ich massierte die Muskeln mit der anderen Hand, aber es half nichts. Der Schmerz zog sich übelkeiterregend von meiner Schulter hinab in meine Brust. Die fremde Materie breitete sich unerbittlich in meinem Organismus aus. Drei Tage, hatte Molly gesagt. Vielleicht vier. Vielleicht auch nicht. Ich musste meine Antworten bald bekommen, solange sie mir noch etwas nützten.
Die Zeit arbeitete gegen mich ...
Molly schaltete ihr Telefon aus und steckte es weg. »Er sagt, er empfängt uns, aber nur, wenn wir sofort kommen. Es sind von hier aus nur ein paar Minuten Fußweg. Aber Eddie ... versuch, nett zu sein zu Sebastian. Er kann einem echt auf die Eier gehen, aber ... er weiß tatsächlich Dinge, die sonst niemand weiß. Gibt es vielleicht irgendein Wissen, das du ihm im Gegenzug anbieten könntest? Ein Familiengeheimnis vielleicht aus der Zeit nach ihm? Sebastian liebt Geheimnisse! Er kann sie nicht schnell genug weiterverkaufen.«
»Ich bin klug«, erwiderte ich, »und weiß viele Dinge. Und ich werde Sebastian gegenüber die Höflichkeit in Person sein. Genau bis
Weitere Kostenlose Bücher