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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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zu dem Punkt, wo er sich weigert, mir etwas zu erzählen, was ich wissen muss, und dann werde ich ihn gegen die nächste Wand klatschen, bis seine Augen die Farbe wechseln. Ich habe wirklich Lust, jemand Widerlichen windelweich zu schlagen; so ein Tag war das heute. Stellt irgendwas davon ein Problem für dich dar?«
    »Machst du Witze?«, meinte Molly. »Ich halte ihm die Arme fest, während du ihn schlägst!«

*

    Es stellte sich heraus, dass Sebastian eine prächtig ausgestattete Wohnung im ersten Stock über einem sehr feinen und exklusiven Antiquitätengeschäft namens »Vergangene Zeiten« hatte. Ich riskierte einen schnellen Blick durchs Fenster: Der Laden war voll von jenen feinen Sachen, die man sich bestimmt nicht leisten kann, wenn man nach dem Preis fragen muss. Molly guckte mir über Schulter, schnaubte geringschätzig beim Anblick des Plunders und drückte dann auf die Klingel neben der diskreten Seitentür. Neben der Klingel befand sich ein Namensschildchen, aber keins, das auf einen Sebastian Drood hätte schließen lassen. Nach einer sehr langen Pause, in der uns Sebastian irgendwie auf unauffällige und wahrscheinlich hoch geheimnisvolle Weise überprüfte, schwang die Seitentür vor uns auf. Dahinter befand sich eine schmale Treppe, die nach oben führte. Schmal genug, um sicherzustellen, dass etwaige Besucher in Sebastians Unterschlupf sie nur im Gänsemarsch erklimmen konnten. Gutes Defensivdenken. Molly ging vor und ich folgte ihr, wobei ich spöttisch die schrecklich veralteten Kupferstiche mit Jagdszenen an der Wand belächelte.
    Die Stufen endeten vor einer weiteren Tür; massive Eiche, verriegelt mit Kalteisen und Silber. Sie öffnete sich von selbst, als Molly und ich uns näherten, und einer nach dem anderen betraten wir die prachtvoll eingerichtete Wohnung dahinter. Sebastian erwartete uns; er stand, elegant und selbstsicher, in der Mitte eines hellen, geräumigen Wohnzimmers und wartete darauf, dass wir zu ihm kamen. Sebastian war groß, gut aussehend und sehr etepetete. Das konnte man erkennen. Er hatte viel Mühe darauf verwandt, dass man es erkennen konnte. Er musste Ende sechzig sein, aber sein Haar war noch pechschwarz und sein Gesicht hatte ein gewisses straffes Aussehen, das von häufigen Liftings und regelmäßigen Botoxinjektionen erzählte. Er hatte kalte, blaue Augen und ein Lächeln, das so schnell kam und ging, dass es überhaupt nichts bedeutete. Er trug einen weißen Rollkragenpullover über einer lässig teuren Freizeithose und der Art von handgearbeiteten Schuhen, für deren Kauf man eine zweite Hypothek aufnehmen muss. Der Rollkragen verhüllte den Goldreif um seinen Hals, aber ich konnte erkennen, dass er da war.
    »Molly! Eddie!«, sagte er mit der tiefen, sonoren Stimme, die man nur durch Übung bekommt, vermutlich vor dem Spiegel. »Tretet ein! Ich bin hocherfreut, euch beide zu sehen!«
    Er drückte uns beiden fest die Hand, setzte sich jedoch nicht und bot auch uns keinen Platz an. Anscheinend wurde nicht erwartet, dass wir lange blieben. Sebastian nahm eine antike, silberne Schnupftabakdose aus der Hosentasche und öffnete sie geziert. Ein versteckter Mechanismus spielte eine klingelnde Version von The British Grenadiers, während Sebastian sich zwei kleine Hügel aus dunklem, pulvrigem Tabak auf den Handrücken klopfte und sie nacheinander in beide Nasenlöcher schnupfte. Anschließend nieste er explosionsartig in ein Seidentaschentuch, ehe er dieses und die Schnupftabakdose wieder wegsteckte. Es war eine Vorstellung, die dazu vorgesehen war, das Publikum zu beeindrucken. Hätte jemand anders sie gegeben, ich hätte applaudiert.
    »Dieses Zeug ist schlimmer als Koks«, sagte Molly. »Du wirst schon sehen; eines Tages wird dir das ganze Naseninnere einfach herausfallen.«
    »Ich mag meine Laster altmodisch«, erwiderte Sebastian gänzlich unbesorgt. »Ich finde die Qualitäten der Vergangenheit so viel befriedigender als die der Gegenwart. Wie ihr sehen könnt ...«
    Mit einer graziösen Geste einer langfingrigen Hand deutete er auf den Inhalt seiner Wohnung. Sie war luxuriös ausgestattet, jedes Objekt von höchster Qualität. Auf dem auf Hochglanz gebohnerten blanken Bretterboden stand antikes Mobiliar aus einem Dutzend verschiedener Perioden, mit Bedacht so angeordnet und präsentiert, dass die unterschiedlichen Stile nicht disharmonierten. Originalgemälde an den Wänden, jedes sorgfältig beleuchtet von verborgenen Schienensystemen. Dazu eine Hand voll

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