Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc
fremde Materie in dir«, sagte sie schließlich stirnrunzelnd. »Sie beeinträchtigt meine Zauberkräfte. Ich habe dich stabilisiert, aber das ist so ungefähr alles, was ich für dich tun kann.«
»Schon in Ordnung«, sagte ich und lächelte sie an. Das Lächeln schien mir nicht besonders zu gelingen, aber ich tat mein Bestes. »Es spielt keine Rolle, Molly; ich sterbe sowieso. Und diese Scheiße mit den drei oder vier Tagen hat sich auch erledigt. Bloß ... halt mich lang genug zusammen, dass ich tun kann, was ich tun muss.«
»Was können wir denn tun?«, fragte Molly verzweifelt. »Gegen etwas wie das Herz?«
»Du hast den Torquesschneider, und ich habe den Eidbrecher«, entgegnete ich. »Ich werde das Herz zerstören und die ganze verfluchte Familie zu Fall bringen.«
»Weil sie dich verraten haben«, sagte Molly.
»Weil sie gelogen haben«, sagte ich. »Sie haben uns alle belogen. Darüber, wer wir sind und was wir sind. Wir waren nie die Helden unserer Geschichte: Die ganze Zeit über waren wir die wirklich Bösen.«
Kapitel Einundzwanzig
Eine Familie im Krieg
Es gab nur eine Möglichkeit, die Familie entscheidend zu schwächen, ihre Gewalt über die Welt zu brechen: Ihr die Macht wegzunehmen, die sie stark machte, die sie unantastbar machte - ihre ruhmreiche goldene Rüstung. Und die einzige Möglichkeit, das zu tun, war die Quelle der Rüstung zu zerstören: das Herz. Noch vor ein paar Tagen hätte ich das für undenkbar gehalten - Teufel auch, ich hatte mein Leben riskiert, um das verdammte Ding vor einem Angriff von außen zu schützen! Aber Schritt für schmerzlichen Schritt war ich zu diesem Ort, zu diesem Moment getrieben worden, war ich gezwungen worden, mich von allem abzukehren, woran zu glauben ich gelehrt und erzogen worden war. Alles, was mir jetzt noch übrig blieb, war jene eine Sache zu zerstören, die vor allem anderen zu verehren und zu beschützen man mir beigebracht hatte. Das verderbte, korrupte, lügnerische Herz der Droods.
Das Leben ist manchmal beschissen.
Ich wog den Eidbrecher in der Hand. Eigentlich bloß ein Stock; ein langer, hölzerner Stecken, in den Symbole geschnitzt waren, die ich nicht einmal lesen konnte. Er machte nicht viel her, sah nicht so aus, als ob er einen Eindringling aus einer anderen Dimension vernichten und jahrhundertelange Lügen beenden könnte. Aber wie bei so vielen anderen Dingen, die meine Familie betrafen, trog auch hier der Schein. Ich brauchte den Eidbrecher bloß mit meinem Blick zu betrachten, um eine Macht zu sehen, so groß, so entsetzlich, dass ich wegschauen musste, oder es hätte mir die Augen aus dem Kopf gesprengt. Der Eidbrecher war uralt und schrecklich, speziell erschaffen, als die Welt jung war, um Wesen zu vernichten, deren Existenz nicht geduldet werden konnte. Es gab Geschichten, die besagten, dass der Eidbrecher seinerzeit alte Götter getötet und Städte und Kontinente so gründlich niedergeworfen hatte, dass sich niemand mehr auch nur an ihre Namen erinnerte.
Mir kam der Gedanke, dass ich mit der Zerstörung des Ursprungs der Rüstung der Familie vielleicht mein eigenes Todesurteil unterschrieb - und das von jedem sonst in der Familie. Ich hatte gesehen, wie der Torquesschneider meinen Onkel James tötete, indem er seinen Halsreif durchtrennte. Es war möglich, dass kein Drood überlebte, wenn ich ihnen ihre Rüstung wegnahm. Aber ich war jetzt zu weit gekommen, um eine Umkehr auch nur in Erwägung zu ziehen. Die Familie, die sich den mörderischen Forderungen des Herzens so lange gebeugt hatte, die sich dafür entschieden hatte, die Menschheit zu regieren, statt sie zu beschützen, die sich die skrupellosen Ziele der Null-Toleranz auf ihre Fahnen geschrieben hatte ... war, keine Familie mehr, die ich anerkannte. Alles, was mir blieb, war, die Ehre der Familie zu retten oder sie für immer von ihren Qualen zu erlösen.
Und zum Teufel damit - mit mir ging es sowieso zu Ende!
Wenn das Herz vernichtet war, bestand immerhin die Chance, dass all die geopferten Seelen, die im Innern des mächtigen Diamanten in der Falle saßen, endlich freikamen, um ins Leben nach dem Tode überzugehen, das ihnen so lange versagt worden war. Vielleicht würden sie an den Himmels- oder Höllenpforten für mich sprechen und darum bitten, dass ich für all meine Sünden und Verbrechen nicht zu streng gerichtet werden möge, zu meinen Gunsten vorbringen, dass ich zumindest ein gutes Werk in meinem Leben vollbracht hatte.
»Die einzige Art, den
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