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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Stückchen weiter. Ich zwängte mich an ihr vorbei, und sofort schloss sie die Tür hinter uns wieder und sperrte sie ab. Ich bemerkte es kaum. Ich stand mit offenem Mund auf einer ausgedehnten Waldwiese. Ich wusste nicht, was ich hinter der Fassade vorzufinden erwartet hatte, aber das hier war es ganz sicher nicht! Molly wohnte stilvoll.
    Mächtige Bäume, schwer beladen mit Sommerlaub, umgaben mich auf allen Seiten. Grasbedeckte Erdhügel bildeten den Boden der Lichtung, und ganz in der Nähe stürzte ein Wasserfall über eine zerklüftete Felswand in einen großen, kristallklaren Teich. Weiter weg unter den Bäumen äste in sicherer Entfernung wachsam Rotwild, während Vögel lieblich sangen und schwere Strahlen goldenen Sonnenlichts durch das Laubdach auf die Erde fielen. Halbschatten verliehen der Lichtung einen verschlafenen, behaglichen Anstrich, und die Luft war geschwängert vom kräftigen, feuchten und erdigen Geruch des Waldlands.
    Molly ignorierte mich und wanderte unter eine kleine Baumgruppe. Sie sprach zu den Bäumen in einer weichen, geflüsterten Sprache, die ich noch nie zuvor gehört hatte, und ich schwöre, sie senkten die Wipfel, um zuzuhören. Rehe mit großen Augen kamen heran, um ihre weichen Nüstern an ihr zu reiben, und sie streichelte ihnen mit sanften Händen die Mäuler. Ein rostbraunes Eichhörnchen ließ sich aus den höheren Zweigen fallen und landete leichtfüßig auf ihrer Schulter. Es schnatterte ihr eindringlich ins Ohr und blickte mich dann direkt an.
    »Hey, Molly«, sagte es. »Wer ist der Trottel? Neue Männerbekanntschaft? Wurde auch Zeit; du kriegst echt schlechte Laune, wenn du's nicht regelmäßig besorgt kriegst!«
    »Nicht jetzt, Liebes!«, sagte Molly nachsichtig. »Geh und spiel ein wenig, während ich mich mit dem netten Mann unterhalte. Und dass du mir nicht lauschst, sonst mache ich etwas Unerfreuliches mit deinen Nüssen!«
    Das Eichhörnchen schnitt ihr ein Gesicht und sprang wieder zurück nach oben in den Schutz der Bäume. Ohne Eile kam Molly wieder zu mir und stellte sich vor mich, neben den Teich. Ich beschloss, sie nicht wegen dem sprechenden Eichhörnchen zu fragen. Ich wollte mich nicht mit etwas verzetteln, was nach einer sehr langen Geschichte aussah.
    »Sprich zu mir, Shaman Bond!«, forderte Molly mich auf. »Erzähl mir diese Sache, die du weißt! Und es wäre besser, wenn sie gut wäre, oder es gibt ein neues niedliches sprechendes Tier für mein Gartenparadies!«
    »Es geht um Edwin Drood«, sagte ich, »den neuen Vogelfreien. Er steckt in echten Schwierigkeiten. Geächtet von seiner Familie, im Stich gelassen von seinen Freunden, ganz allein und auf der Flucht. Man hat ihm guten Grund gegeben, seiner Familie zu misstrauen - oder zumindest einem Teil davon - und er will die Wahrheit erfahren. Er glaubt, dass Sie ihm Dinge erzählen können, die ihm andere nicht erzählen können - oder wollen. Im Gegenzug wäre er bereit, Ihnen das eine anzubieten, dass Sie mehr als seinen Kopf auf einem Spieß wollen: eine Gelegenheit, die ganze korrupte Drood-Familie zu Fall zu bringen.«
    »Geht in Ordnung«, meinte Molly leichthin. Sie setzte sich an den Teichrand und zog die Finger träge durch das mit Seerosenblättern bedeckte Wasser. Fische kamen, um an ihren Fingerspitzen zu knabbern. Ich blieb stehen; im Sitzen wäre ich mir zu verwundbar vorgekommen. Molly blickte aus ihren dunklen, nachdenklichen Augen zu mir auf. »Wie passen Sie in das Ganze, Shaman? Damit spielen Sie doch weit über ihrer üblichen Liga. Wieso sollte ich glauben, was Sie mir da erzählen?«
    »Weil ich Edwin Drood bin«, sagte ich. »Und immer gewesen bin.«
    Ich rüstete hoch, und binnen eines Augenblicks überzog mich das lebende Gold. Molly sprang auf und funkelte mich mit wilden, gefährlichen Augen an. Ihr rubinroter Mund verzerrte sich vor Wut, während sie eine Hand hob und in Zauberspruchposition brachte. Ich zwang mich dazu, ganz still dazustehen, die Arme schlaff an den Seiten und die Hände so, dass deutlich zu sehen war, dass sie offen und leer waren. Sie stand da, sog scharf die Luft ein, und dann kam sie langsam wieder runter und ließ die Hand sinken.
    »Nehmen Sie die Rüstung ab!«, sagte sie schroff. »Ich werde nicht mit Ihnen reden, solange Sie die Rüstung tragen!«
    Ohne Rüstung wäre ich wehrlos. Sie könnte mich töten, mich foltern oder mich zu ihrem geistlosen Sklaven machen - alles Sachen, die sie mir in der Vergangenheit schon angedroht hatte. Andererseits

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