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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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unrasiertes Gesicht war totenbleich, ein Auge von einem großen purpurnen Bluterguss umgeben. Seine Nase stand in einem unnatürlich schiefen Winkel ab. Über Lachlans Körper verteilt entdeckte sie ein Dutzend Stellen, die angesengt wirkten – und diese Risse in seinem schwarzen Anzug … waren das Schnittwunden von einem Messer?
    Die Mappe schlug heftig gegen Rachels Beine, als sie zu Lachlan rannte. Zitternd fuhren ihre Finger an dem zerfetzten Revers seiner Jacke entlang und spürten verkrustete Nässe, die ihr hämmernder Kopf als Blut deutete. Aus der Nähe sah sie noch mehr Schnittwunden: auf seinen Armen, der Brust, einfach überall. »O mein Gott, was ist passiert?«
    »Drew und ich hatten … ein Plauderstündchen.«
    »Seit wann plaudert man mit Messern? Das muss seine Gang gewesen sein, oder? Du blutest ja noch!«
    »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.«
    »Wirklich?« Rachel versuchte, ruhig zu wirken und bloß nicht daran zu denken, wie viel Blut er wohl bereits verloren hatte. Bei einer derartigen Menge an Wunden mussten es Liter sein. »Du siehst aus, als wäre ein Rasenmäher über dich gefahren.«
    »Seltsamerweise fühlt es sich auch so an.« Der Seelenwächter lächelte in einer seltsamen Mischung aus Belustigung und Verwirrung. Dann versagte ihm sein Bein endgültig den Dienst, und er rutschte am Baumstamm hinab ins Gras.
    Rachel wühlte in der Handtasche. Plötzlich waren ihre Finger vollkommen kraftlos. »Ich rufe Hilfe. Du musst ins Krankenhaus.«
    »Nein.« Er legte seine Hand auf ihre.
    »Lachlan, du stirbst vielleicht!«
    Ein bitteres Lachen quälte sich über seine trockenen, geschundenen Lippen. »Vertrau mir, ich werde nicht sterben. Drew wusste genau, wie weit er gehen konnte. Schau selbst – die Blutung hat fast aufgehört.«
    Rachel schüttelte den Kopf, steckte aber das Handy wieder fort. Er hatte recht: Seine Wunden bluteten wirklich fast nicht mehr.
    »Warum bist du hergekommen, du Dummkopf? Du hättest sofort ins Krankenhaus fahren sollen.«
    »Ich musste zu dir«, antwortete Lachlan leise. Sein dunkler, ernster Blick fand trotz des Zwielichts unter den Bäumen zielsicher den ihren.
    »Warum? Droht Drew mir etwa?«
    »Ich mache mir einfach Sorgen.« Lachlan hielt sich mit einer Hand am Baum fest, richtete sich auf und lehnte sich gegen den Stamm. »Ich werde sehr bald wieder auf die Beine kommen, aber in der Zwischenzeit darfst du nicht mit ihm reden und ihm auch nicht zuhören, selbst wenn es um Emily geht. Versprich mir das.«
    »Wir haben das nicht mehr im Griff, Lachlan. Wir sollten zur Polizei gehen. Ein Blick auf dich genügt, und sie werden ihn einsperren.«
    »Nein, so einfach ist das nicht. Es gab keine Zeugen. Sein Wort steht gegen meins.«
    Aus einem klaffenden Schnitt an Lachlans Oberschenkel, einer hässlichen tiefroten Wunde, trat in diesem Moment Blut, und Sorge verdrängte Rachels aufkeimende Wut darüber, dass Drew vielleicht straffrei davonkommen würde. »Ich fahre dich jetzt sofort ins Krankenhaus. Diese Wunde muss genäht werden.«
    »Es geht mir gut.«
    »Fang nicht an, mit mir zu streiten. Steig ins Auto.«
    »Also gut.« Lachlan streckte sich nach einem niedrigen Ast und zog sich daran in die Höhe – eine Anstrengung, die tiefe Furchen in seine Stirn grub.
    Die Bereitwilligkeit, mit der er sich fügte, trieb Rachel zur Eile an. Lachlan war schwach wie ein neugeborenes Kätzchen, und wenn man seine Vorliebe für körperliche Ertüchtigung berücksichtigte, verhieß das nichts Gutes. Rachel schloss das Auto auf und kehrte zu Lachlan zurück, um ihm zu helfen. Aber als sie einen Arm um seine Hüfte legen wollte, wich er von ihr fort.
    »Ich hab doch gesagt, dass es mir gutgeht.«
    »Aber …«
    Mit mehr Kraft, als sie ihm zugetraut hätte, schleppte er sich zum Wagen, riss die Tür auf und glitt ungelenk auf den Beifahrersitz. »Fahr einfach, Rachel.«
    Sie verdrehte die Augen. Männer und ihr dämliches Machogehabe.
    Rachel stieg ebenfalls ins Auto, parkte aus und hielt auf das Parkplatztor zu. »Das O’Connor-Krankenhaus liegt am nächsten. In ein paar Minuten sind wir da.«
    »Sofern uns dieses Höllengefährt nicht vorher umbringt.«
    Rachel warf einen Blick zu Lachlan hinüber. Er hatte den Kopf zurückgelehnt und die Augen geschlossen, doch er lächelte schwach. »Habe ich da einen Witz gehört? Es steht anscheinend schlimmer um dich, als ich dachte.«
    Lachlan öffnete die Augen. »Beschwerst du dich etwa, dass ich meinen Sinn für

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