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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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aufrichtiger Reue. Warum hatte sie ihm nicht geglaubt? »Meine Mom klang einfach so überzeugt.«
    »Wenn ich nur wüsste, was sie gegen mich hat. So ein übler Kerl bin doch gar nicht, oder?«
    »Nein.« Em lachte. Etwas keimte in ihr auf. Sie nahm einen Stift und begann geistesabwesend in ihrem Notizbuch herumzukritzeln – lauter Sechsen. »Ich glaube noch immer, dass es das Motorrad ist.«
    »Vielleicht. Da wir gerade davon reden: Ich bin heute zur Schule gefahren, um dich abzuholen.«
    Em wurde rot. Offenbar war sie von Carlos derart gebannt gewesen, dass sie das laute Röhren des Motorrads überhört hatte. »Tut mir leid, ich muss dich verpasst haben. Ich hab den Bus genommen.«
    »Das habe ich gesehen.«
    »Du hast es gesehen?« Ihr kreisender Fuß erstarrte mitten in der Luft. Was genau hatte er gesehen?
    »Du bist mit einem großen, dunkelhaarigen Kerl in den Bus gestiegen.«
    Offenbar genug. »Er ist neu an der Schule. Seit Montag. Ich war nur nett zu ihm.«
    »Hat der Neue auch einen Namen?«
    Em kaute an einem Fingernagel. Drews Stimme klang fast zu ruhig, zu beiläufig. Horchte er sie aus? »Carlos Rodriguez.«
    »Er ist nicht zufällig an dir interessiert?«
    »An mir?« Sie schluckte.
    »Ja, Süße, an dir.«
    »Kann schon sein«, sagte sie ausweichend. »Ein bisschen vielleicht.«
    »Ich kann nicht behaupten, dass ich es ihm übelnehme. Du bist das schönste Mädchen der Schule. Trotzdem, er ist wie alle anderen, Em. Das weißt du. Am Ende wird er sagen, was er wirklich von dir hält, wie diese Daria. Und dieser rothaarige Junge, der dich in der Cafeteria vor allen eine Lesbe genannt hat. Lass dich nicht auf so einen ein.«
    »Ich glaube nicht, dass er das machen würde. Er wirkt eher wie wir.«
    »Süße, es gibt niemanden, der so ist wie wir. Er wird nie verstehen, worum es uns geht. Vergiss ihn.«
    Die düsteren Samen, die in ihrem Kopf sprossen, schossen mit einem Mal zu voller Blüte auf. Em zeichnete Darias Kopf und verpasste ihr eine Schlinge um den dünnen Hals. »Ja, schätze, du hast recht.«
    »Das ist die Em, die ich liebe. Hey, dein Vater kommt dieses Wochenende, oder? Wirst du mich ihm vorstellen?«
    Em blickte zur Kommode hinüber, auf ihr Lieblingsfoto. Ausnahmsweise war ihr angesichts der lachenden Gesichter darauf diesmal nicht zum Weinen zumute. Vielleicht gewöhnte sie sich allmählich daran, enttäuscht zu werden. »Er kommt nicht.«
    »Das ist doch zum Kotzen. Ich weiß, wie sehr du ihn vermisst. Deine Mom hat ihm schon wieder davon abgeraten, zu kommen, oder?«
    »Ja.« Was sagte die Buchführung? Zum fünften Mal. Em zeichnete einen schlaffen Körper unter den Kopf – durchlöchert von Kugeln. »Neuerdings hat sie gegen alles und jeden etwas.«
    »Außer diesem Priester.«
    »An ihm hat sie gestern Abend auch kein gutes Haar gelassen.«
    »Zum Glück. Er klingt wie ein Irrer.«
    »Ja.« Ems Hand kreiste über dem Papier. Ihr fiel der Nachmittag mit Pater MacGregor wieder ein, das Eis, und wie wohl sie sich gefühlt hatte. Er hatte gar nicht wie ein Irrer gewirkt. Eigentlich war er sogar sehr nett gewesen.
    »Also – kann ich dich morgen von der Schule abholen? Vielleicht fahren wir raus zum Jahrmarktgelände?«
    »Ich habe noch Hausarrest.«
    »Komm schon, Em«, lockte Drew. »Wir sehen uns kaum in letzter Zeit. Kannst du MrWyatt nicht irgendwie loswerden?«
    »Ich habe nur noch einen Tag abzusitzen, und wenn ich ausbüchse, bekomme ich noch mal für zwei Wochen Hausarrest.«
    »Und das können wir uns natürlich nicht leisten, oder?« Trockene Belustigung schwang in Drews Stimme mit. »Ich werde artig sein. Ich hole dich ab und bringe dich sofort nach Hause.«
    Em zeichnete einen zweiten Körper, der neben Daria auf dem Boden lag, und schrieb
Todd
darauf. »Okay.«
    »Du klingst nicht sehr überzeugt.«
    »Meine Mom wird durchdrehen, wenn sie es erfährt.«
    »Deine Mom«, sagte Drew spitz, »sucht nach Gründen, mich zu hassen. Wir müssen ihr Gelegenheit geben, sich zu beruhigen. Sie soll denken, dass wir uns fügen. Lass mich dich nach Hause fahren. Wenn ich dich gesund und munter heimbringe, kann ich bei ihr vielleicht punkten.«
    »Also gut.«
    »In Ordnung, dann lies schön weiter. Du hast nur noch eine halbe Stunde, bis deine Mom anfangen wird, dich wegen der Hausaufgaben zu nerven.«
    »Du kennst mich fast schon zu gut.«
    »Unmöglich. Das gibt’s doch gar nicht«, erwiderte Drew gespielt übertrieben. Dann, nach einer Pause, fügte er hinzu: »Ich liebe dich,

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