Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman
Brummen ein. Rachel musste dringend einen Termin in der Werkstatt vereinbaren … irgendwann, wenn sie wieder einige Dollar übrig hatte.
Beim Klopfen des Fingerknöchels am Fenster fuhr sie zusammen, und schaumige Milch mit Espresso und Vanillesirup schwappte auf ihren lindgrünen Pullover.
»Oh, tut mir leid.«
Rachel sah auf. Durch die Regenrinnsale auf der Fensterscheibe erkannte sie das nussbraune Haar des jungen Mannes aus Lachlans Apartment. Es war Brian. In seinem dunkelgrauen Anzug wirkte er sehr elegant. Und, äh … äußerst lebendig. Aber wenn sie Lachlans Geschichte Glauben schenkte, war dieser Mann ebenfalls ein Seelenwächter – und dementsprechend ziemlich tot. Rachel kurbelte ihr Wagenfenster herunter.
»Können Sie mich in die Stadt mitnehmen?«, fragte er und lächelte freundlich. Brian sah viel besser aus, als Rachel ihn im Gedächtnis hatte. Die Farbe seiner Augen passte zu der silbernen Krawatte, und das Aftershave roch himmlisch.
»Müssen Sie … einen Auftrag ausführen?«
Angesichts ihrer offenkundigen Abscheu wurde Brians Lächeln breiter. »Nein, ich habe frei. Lachlan hat mich nur gebeten, auf Sie aufzupassen.«
Zu hören, dass Lachlan an sie dachte, ließ Rachel dahinschmelzen. Sie nickte. Nachdem Brian neben ihr Platz genommen, die Tür zugezogen und sich angeschnallt hatte, fuhr Rachel los. »Wenn Sie schon unsterblich sind, warum geben Sie sich dann noch mit Sicherheitsgurten ab?«
»Weil ich mit meinem Geld Besseres anzustellen weiß, als es den Cops in den Rachen zu werfen.«
Das klang vernünftig. »Aber wenn Sie durch die Windschutzscheibe fliegen würden, wären Sie noch am Leben, richtig? Ganz gleich, wie schwer der Unfall war.«
»Ja, obwohl ich streng genommen gar nicht mehr am Leben bin.« Brian beugte sich vor und begutachtete das Glas der Frontscheibe. »Was das mit der Windschutzscheibe betrifft … Das habe ich bereits erlebt, und ich kann’s nicht empfehlen.«
Rachel warf ihm einen erschrockenen Blick zu. »Sind Sie bei einem Autounfall gestorben?«
»Ja. Und nein, ich war nicht angeschnallt. Ich war auch nicht nüchtern. Alles, was ich zu meinen Gunsten sagen kann, ist, dass ich dabei wenigstens niemanden umgebracht habe.«
»Wie beruhigend, sie machen Schwachköpfe zu Seelenwächtern.«
»Autsch. Nur fürs Protokoll: Der Tod nimmt keine Schwachköpfe, nur Sünder. Schwachköpfe würden diesen Job nicht lange ausüben.«
»Kommen nicht alle Sünder in die Hölle?«
»Nein. Ob Sie es glauben oder nicht: Viele von ihnen schaffen es in den Himmel. Gott hat die Vergebungsmasche ziemlich gut drauf. Nur die Seelen, die Er absolut nicht haben will, wandern in die Hölle.« Brian grinste. »Für beides habe ich mich nicht qualifiziert. Wir Seelenwächter sind nicht verdorben genug für die Hölle und nicht nett genug für den Himmel. Wir bekommen eine letzte Chance, uns zu beweisen.«
»Verstehe.« Nun ja, mehr oder weniger. »Aber die Seelenwächter sind immer Männer, oder? Was geschieht mit den Frauen, die in der Vorhölle landen?«
»Die werden zu Vertrauenslehrerinnen an der Highschool, glaube ich.«
»Sehr witzig.«
Brian blinzelte schelmisch. »Die wenigsten Frauen genügen den Anforderungen an einen Wächter, da haben Sie recht. Die meisten von ihnen und die Männer, die nicht zum Kämpfen geboren sind, landen im Verwaltungsapparat des Todes. Dort überwachen sie den Kommunikationsfluss, sieben aus den riesigen Datenmengen, die über all die Menschen hereinkommen, die relevanten Informationen aus und erteilen uns die Instruktionen.«
»Aha.« Rachel zog eine Augenbraue hoch.
»Hey, niemand hat gesagt, dass das Fegefeuer vergnüglich ist. Biegen Sie hier links ab.«
Sie sah in den Rückspiegel und scherte dann auf die linke Fahrspur aus. »Lachlan ist also ein Sünder. Was hat er denn gemacht?«
»Ich fürchte, es steht mir nicht zu, Ihnen das zu sagen. Da müssen Sie Lachlan schon selbst fragen.«
Das geschickte Ausweichmanöver eines gewandten Redners. Nachdem Rachel abgebogen war, fragte sie: »Glauben Sie die ganze Geschichte über die Dreifaltige Seele?«
»Ich weiß nicht genau«, gestand Brian. »Allerdings bin ich in Bezug auf dieses Thema wahrscheinlich nicht der geeignetste Gesprächspartner. Schließlich habe ich auch nicht an Gott oder Satan geglaubt, bis mein Weg auf der falschen Seite endete. Aber eins ist sicher: Was hinter den Kulissen geschieht, ist noch viel schräger, als Sie denken.«
Rachel hielt vor einer roten
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