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Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit

Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit

Titel: Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Todorovic
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verschwunden, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Langsam kam ich zu dem Schluss, dass er nur eine Fantasiegestalt war, die ich mir eingebildet hatte. Und als ich ihn loswerden wollte, tat ich das auch. Ganz einfach, weil ich es wollte.
    „Sara, kommst du morgen auch mit?“, fragte Sam.
    Ich hatte ihm gar nicht zugehört. „Wohin denn?“
    „Na, auf die Eisbahn, wir haben gerade darüber gesprochen.“
    „Ach so, ja … tut mir leid … war mit den Gedanken woanders. Sicher, ich komme mit.“
    „Super“, sagte Sam. Er freute sich, da wir schon eine Weile nichts mehr miteinander unternommen hatten.
    Ich beobachtete Dante unauffällig und ging ihm nach, als er die Cafeteria verließ, darauf bedacht, nicht aufzufallen. Meinen Freunden tischte ich auf, ich wolle noch ein wenig lernen, da mein Vater meine Noten bemängelt hätte, was natürlich hinten und vorne nicht stimmte. An meinen Noten war nichts auszusetzen. Zumindest an den meisten.
    Fast jeden Mittag, seit drei Wochen, spielte Dante vor dem Unterricht in demselben Übungsraum. Da ich mich nicht traute hineinzugehen, lehnte ich vor der Tür an der Wand und hörte ihm zum. Mit geschlossenen Augen stellte ich mir vor, wie er in dem weißen Hemd, das er heute trug, am Klavier saß. Mein Herz klopfte beim bloßen Gedanken an ihn schneller.
    Ich war froh, dass an diesem Zimmer mittags kaum jemand vorbeikam. Und für den Fall, dass doch, hielt ich ein Buch in der Hand, damit es so aussah, als würde ich irgendetwas nachschauen. Es war peinlich genug, das ich so etwas tat, auch ohne, dass die ganze Schule davon wusste. Als die Musik verstummte, nahm ich meinen Rucksack und ging in den Unterricht.
     
    Am Ende des Schultages wartete ich vor dem Schulgebäude auf Keira. Nach etwa zehn Minuten fing ich an zu frieren und hüpfte fröstelnd auf der Stelle.
    „Wartest du auf Keira?“, fragte mich Dante, der plötzlich neben mir stand.
    „Ja“, antwortete ich.
    „Die wird nicht kommen.“
    „Warum? Hast du sie gesehen?“
    „Ja. Ich habe sie gebeten es mir heute zu gestatten, dich nach Hause zu begleiten“, sagte er äußerst höflich und auf seine Art irgendwie schüchtern.
    Vor Überraschung erstarrte ich. Ich wusste nicht so recht, wie ich reagieren sollte. „Weshalb möchtest du mich denn begleiten?“
    „Wenn du nicht willst, ist das okay.“ Er zog seine Mütze auf und wollte schon zum Parkplatz laufen.
    „Warte“, bat ich. „Ich habe nicht gesagt, dass ich es nicht möchte, ich wüsste nur gern, warum?“
    Er drehte sich zu mir um. Sein Gesicht strahlte. „Wir haben uns schon lange nicht mehr unterhalten. Und, na ja, ich denke, wir könnten Freunde werden oder möchtest du nicht mit mir befreundet sein?“ Er lächelte mich an.
    Fragte er ernsthaft, ob ich nicht mit ihm befreundet sein wollte? Ich hatte gedacht es sei mehr als offensichtlich, dass ich ihn anhimmelte.
    „Natürlich, ich denke, wir könnten gute Freunde werden. Na dann gehen wir. Langsam frieren mir meine Ohren ab.“
    „Vielleicht solltest du dir eine Kappe kaufen.“
    „Hmm … ich denke nicht.“
    Über die Treppe hatte sich eine Eisschicht gelegt. Es erforderte meine ganze Konzentration, heil über die vereisten Stufen zu kommen. Bei der letzten rutschte ich aus. Dantes Arm um meine Taille stoppte meinen Fall. Die Zeit schien in Zeitlupe zu laufen, als er mich zu sich hochzog.
    „Du solltest aufpassen, wo du hintrittst“, sagte er sanft.
    Wir waren so nahe beieinander … mir wurde plötzlich warm. Mein Gesicht errötete. Dante roch so gut. Ich schrie innerlich über diese bescheuerten Gedanken.
    „Du warst ja da, um mich aufzufangen.“ Verlegen sah ich ihn an.
    Er lachte leise und half mir, mich aufzurichten. Dann gingen wir weiter.
    Höchstens fünfzehn Minuten hatte ich mit ihm und das nur, wenn ich mich langsam bewegte. Ich wollte jede Minute nutzen, die wir nebeneinander gingen, bedacht darauf, höflichen Abstand zwischen uns zu halten. Ab und an schien es mir, als würde er versuchen, näherzukommen, sich aber anders besinnen und einen halben Schritt beiseite schwenken. Ich wusste nicht, wie ich das Schweigen brechen sollte — zum Glück tat es Dante.
    Er blieb stehen. „Ist Sam dein Freund?“, fragte er, ohne mich anzusehen.
    Völlig verdattert blickte ich zu ihm hoch. Ich hätte so einiges erwartet, aber nicht diese Frage. Als er seinen Kopf senkte, traf mich der durchdringende Blick seiner blauen Augen. Ich sah verlegen zu Boden. Mir blieb also nichts zu tun,

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