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Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit

Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit

Titel: Waechter der Unterwelt - Schluessel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Todorovic
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schneien. Um uns herum bildete sich ein Wald tanzender Schneeflocken.
    „Wir sind da.“
    Überrascht sah ich auf die andere Straßenseite. Wir standen schon vor unserem Apartmenthaus. Die Enttäuschung packte mich ein wenig. Ich genoss seine Gegenwart vielleicht ein bisschen zu sehr.
    Ich wollte nicht reingehen, deshalb versuchte ich, den Abschied hinauszuzögern. „Kommst du mich abholen? Dann könnten wir gemeinsam gehen, ich meine Keira, du und ich.“
    Er strich mir sanft mit dem Daumen eine Schneeflocke von der Wange. Für einen Augenblick setzte mein Herz aus. Seine Berührung brannte regelrecht auf meiner Haut.
    In diesem Moment, als alles um mich herum stillzustehen schien und die Schneeflocken in Zeitlupe fielen, wurde mir klar, dass ich mich in diesen fremden Jungen, mit den unglaublichen blauen Augen und dem süßen, schüchternen Lächeln, verliebt hatte. Er war mir so vertraut, dass es mir Angst machte. Seit ich ihn an diesem Klavier sitzen gesehen und seine Musik mich gefangen genommen hatte, gehörte mein Herz ihm. Ohne Vorwarnung war Dante Craven in mein Leben getreten und hatte es, ohne zu wissen, für immer verändert. Empfand er dasselbe? Wie sollte er? Wer außer mir verliebte sich schon in jemanden, den er gerade mal drei Wochen kannte.
    „Ja, sicher, wann soll ich hier sein?
    „Um eins.“
    „Okay. Super, ich freue mich darauf. Es ist gut, dass wir nicht allein sind.“
    „Warum?“, fragte ich überrascht.
    „Mit einem Jungen, den du nicht kennst, ganz allein wegzugehen ist doch ein ziemliches Wagnis, oder? Vielleicht bin ich ja ein Verrückter?“, fragte er mit gerunzelter Stirn und einem neckischen Lächeln.
    „Nein, bist du nicht.“ Ich erwiderte sein Lächeln.
    „Wieso bist du dir so sicher?“
    „Weil ich die Irre bin. Daher bist wohl eher du in Gefahr. Nimm dich in Acht“, sagte ich mit gehobenem Zeigefinger.
    Dante lachte leise und hinreißend. So hinreißend, dass ich fast vergaß, wie kalt es war.
    „Du solltest reingehen, Sara. Deine Nase ist schon ganz rot.“
    Flüchtig strich er mir über die Nase. Ich sah ein unterdrücktes Lächeln.
    „Danke, dass du mich nach Hause begleitet hast.“
    „Das war doch klar. Ich konnte nicht riskieren, dass du noch einmal ausrutschst.“
    „Oh, mein Held.“
    „Also sehen wir uns morgen?“, fragte er.
    „Ja, bis morgen. Ich wünsche dir einen schönen Abend.“
    „Danke, dir auch, Sara“, hörte ich seine sanfte Stimme im Weggehen sagen.
    Mein Herz raste.
    Die Ampel stand auf grün. Ich ging über die Straße, ohne zurückzusehen, sonst hätte ich mich nicht davon abhalten können, umzudrehen und Dante zu küssen. Was keine besonders gute Idee war, da ich ihn nicht vertreiben wollte.
    Mir fiel mein erster Kuss wieder ein, den ich von Sam mit elf bekommen hatte. Wir fanden es beide ganz furchtbar. In dem Alter war das wohl normal. Und ob Dante mich auch küssen wollte, dessen war ich mir noch nicht sicher. Obwohl seine kleine Andeutung mein Herz zum Hüpfen brachte.
     
    Es wurde ein herrlicher Samstagmorgen. In meinem Zimmer war es angenehm warm, fast schon zu schön, um wieder raus zu gehen. Aber nur fast. In ein paar Stunden würde ich Dante wiedersehen.
    Ich atmete tief ein und ging ins Bad, putzte mir die Zähne, wusch mir das Gesicht und cremte mich ein. Jetzt fehlten nur noch die Klamotten. Ich zog eine Jeans, ein T-Shirt und darüber einen grauen Kapuzenpullover an.
    Den restlichen Vormittag verbrachte ich mit Üben. Ich war dermaßen aufgewühlt, dass ich mit der Geige im Zimmer tanzte. Die Musik gab mir etwas, was mir niemand nehmen konnte: ein Gefühl der Freiheit.
    „Essen ist fertig“, rief Granny durch den Flur.
    Ich legte meine Geige in den Koffer und ging in die Küche.
    „Das riecht super“, sagte ich lobend.
    „Danke, Sara. Komm, setz dich.“
    Ich schlang das Mittagessen regelrecht runter, ich wollte bereit sein, wenn Dante mich abholen kam.
    „Langsam, Sara, du erstickst noch“, sagte Dad.
    Es klingelte an der Tür. Das war er. Mein Herz setzte einen Schlag aus, nur um dann umso hastiger zu rasen. Ich versuchte, so gut es ging, meine Nervosität vor Dad zu verbergen. Betont langsam legte ich meinen Teller in die Spüle und wusch mir die Hände.
    „Bis später, Dad“, sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Bye, Granny.“
    „Viel Spaß“, riefen sie mir nach.
    Ich nahm meine Jacke von der Garderobe und öffnete die Tür.
    „Hallo, Sara“, sagte er mit seiner wunderschönen Stimme.

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