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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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über mir.
    Ich dachte daran, daß ich augenblicklich die einzige Hoffnung der Menschheit war und daß ich kein Recht besaß, sie dieser Hoffnung zu berauben.
    Der Laserstrahl blitzte auf und verwandelte den Kopf meines Gegners in eine amorphe Masse.
    Ich fühlte mich plötzlich unendlich leicht – und dann spürte ich nichts mehr …

 
3
     
    »Nun, was macht unser Freund?«
    Andreas Hardenstein wandte sich um und sah in die eisgrauen Augen des Chefwissenschaftlers. In ihnen war nichts von der Anteilnahme zu sehen, die aus den Worten Catos gesprochen hatte.
    Der Psychologe zuckte die Achseln.
    »Er ist in einen Sandsturm geraten und läßt sich treiben. Meiner Ansicht nach eine den Umständen maximal angemessene Reaktion.«
    Sergius Cato nickte und ließ sich in dem Schalensessel neben Hardenstein nieder. Er nahm die Zigarette, die der Psychologe ihm anbot und wedelte damit durch die Luft, um sie in Brand zu setzen. Bedächtig breitete er ein gutes Dutzend meterlanger Stanzfolien auf dem Schreibpult aus.
    »Ich habe einige Berechnungen über die Absichten der Venusier angestellt, Mr. Hardenstein. Falls Sie interessiert sind, Sie zu hören …?«
    »Ich glaube nicht, daß mir etwas anderes übrigbleibt, Sir«, erwiderte der Psychologe trocken.
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er, so etwas wie menschliches Verständnis in Catos Augen aufschimmern zu sehen. Aber er konnte sich auch getäuscht haben.
    »Man hat es offenbar auf die Nervenzentren der irdischen Zivilisation abgesehen«, begann der Chefwissenschaftler ohne Umschweife. »Die geglückten Anschläge auf den Komplex für Grundlagenforschung in Phila und die weiteren Sabotagepläne, die verhindert werden konnten, scheinen das zu beweisen.«
    Cato drückte seine Zigarette aus, bevor er sie zur Hälfte aufgeraucht hatte.
    »Da die Anschläge zu einem Zeitpunkt erfolgten, in dem das Gros der dort beschäftigten Wissenschaftler anwesend war – und da alle anderen Anschläge ebenfalls zu Zeitpunkten der größten Kapazitätenkonzentration geplant gewesen waren, geht es den Venusiern nicht nur um die Dezimierung der technischen Mittel unserer Zivilisation, die sich relativ leicht ersetzen ließen, sondern ebenfalls um die Ausschaltung jener Männer und Frauen, die noch Geist genug besitzen, um als Motor der menschlichen Weiterentwicklung zu wirken.«
    Hardenstein nickte.
    »Ausschaltung« ist eine sehr zurückhaltende Umschreibung für die Absicht, Zehntausende von Menschen zu ermorden, dachte er bei sich. Aber was konnte man anderes von einer Denkmaschine wie Cato erwarten!
    Da er wußte, daß der Chefwissenschaftler weder eine Antwort noch eine Zwischenfrage erwartete, hörte er weiterhin schweigend zu.
    Sergius Cato raschelte mit seinen Stanzfolien, ohne einen einzigen Blick darauf zu werfen. Offenbar genügte ihm das Geräusch bereits, um die Schleusen seines phänomenalen Gedächtnisses offenzuhalten.
    »Nach den vorhandenen Informationen und den Antworten, die die Bordelektronik der SKANDERBEG auf meine Fragen gab«, fuhr Cato fort, »wäre den Anschlägen auf die ›Erfinderfabriken‹ die stufenweise Ausschaltung der gesamten menschlichen Technik gefolgt, einschließlich der Anlagen und des Personals zur Wetterregelung, zur Raumfahrt und zur Nahrungsmittelsynthese.«
    Er spreizte die Finger und lehnte sich zurück.
    »Wissen Sie, was das bedeutet, Mr. Hardenstein?«
    Der Psychologe fuhr sich nervös über die schweißbedeckte Stirn.
    »Mord an der ganzen Menschheit, Sir!« stieß er hervor. »Die Venusier wollen uns ausrotten, um danach unsere Welt für sich in Besitz zu nehmen!«
    »Sie drücken sich sehr stark emotionell gefärbt aus«, sagte Cato mit schwachem Vorwurf. »Ganz so dramatisch sehe ich die ganze Sache nicht. Den Venusiern scheint es nicht darum zu gehen, die Menschheit auszurotten. Sie wollen sie nur ihrer Technik berauben sowie der Mittel, sie wieder aufzubauen.«
    »Das kommt auf das gleiche heraus, Sir!« protestierte Hardenstein. »Wer im 22. Jahrhundert die Technik der Menschheit liquidiert, liquidiert die Menschheit selbst!«
    »Es würden Millionen überleben, mein Lieber.«
    »Millionen!« brauste der Psychologe auf. »Millionen von achtzehn Milliarden …!«
    Aber Sergius Cato reagierte nicht auf die von Bitterkeit gefärbte Entgegnung. Er blickte unbewegt auf die Decke des Tankraums.
    »Es muß einen Grund dafür geben«, murmelte er.
    Andreas Hardenstein hätte ihm am liebsten gesagt, daß der Grund auf der Hand läge.

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