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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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Anstoßes, um die schlummernde Fähigkeit zu wecken und dann nach und nach unter geistige Kontrolle zu bekommen.
    Offenbar stellte die Verletzung noch keinen genügend starken Anstoß dar.
    Ich versuchte, das Schmerzempfinden zu ignorieren und wandte mich den Hydrogenium- und Oxygeniumpflanzen zu, die vom Sturm in die Felsnische geweht worden waren und darauf warteten, bis der Sand zurückkehrte.
    Als ich meinen Grundstoffvorrat für die körpereigene Energieerzeugung ergänzt hatte, wollte ich mich dem Ausgang zuwenden, denn das Gewitter hatte aufgehört.
    Erst da entdeckte ich, daß es dunkel geworden war in der Nische.
    »Dunkel« war allerdings ein relativer Begriff. In meinem Venusierkörper empfand ich Dunkelheit nicht so, wie ein Mensch sie empfunden hätte, denn meine Wahrnehmungen basierten auf der Aussendung und Reflexion radarähnlicher Strahlen. Ich bemerkte daher nur das Fehlen einer bestimmten Komponente.
    Gleichzeitig erkannte ich die Ursache dafür.
    Ein Felsklotz hatte sich genau vor den Eingang gelegt und diesen nahezu vollständig gegen die Außenwelt abgedichtet.
    Ich brauchte nur einmal hinzusehen, um zu wissen, daß ich mit meinen relativ schwachen Kräften nicht in der Lage sein würde, das Hindernis zu beseitigen.
    Zuerst war ich nur verblüfft, dann verspürte ich Besorgnis, und erst danach fürchtete ich, daß hier meine Expedition endete – und wahrscheinlich auch meine naturwidrige Existenz im Körper eines Venusiers.
    In logischer Konsequenz wollte ich das kleine Peilfunkgerät an meinem Gastkörper aktivieren, damit die Leute der SKANDERBEG mich zurückholten und meinen Geist in meinen richtigen Körper übertrugen.
    Im letzten Augenblick fiel mir ein, daß ich mich unter Umständen unsterblich blamierte, wenn ich so schnell aufgab, ohne nach einem Ausweg gesucht zu haben. Ich hatte ja noch nicht einmal geprüft, ob ich in einer Felsnische oder in einer richtigen Höhle steckte, die eventuell einen zweiten Ausgang besaß.
    Ich wandte mich wieder um und kroch tiefer in die Höhlung hinein. Plötzlich vermißte ich den Schmerz in meinem linken Fuß. Ich drehte den Kopf soweit, daß ich die Wunde sehen konnte.
    Der Steinsplitter war verschwunden. Die Wunde hatte sich vollständig geschlossen. Wenige Zentimeter entfernt fand ich den scharfkantigen Splitter.
    Jetzt ärgerte ich mich darüber, daß ich nicht mehr auf meine Verletzung geachtet hatte. Das größte Wunder, das ein Mensch sich vorstellen konnte, war an mir geschehen, und ich hatte nichts davon bemerkt.
    Wie es vor sich gegangen war, konnte ich nachträglich nur vermuten. Wahrscheinlich hatten sich die unverletzten Zellverbände von dem Fremdkörper zurückgezogen, so daß er einfach herausfiel. Danach war eine Regenerierung auf molekularer Basis erfolgt.
    Für einige Zeit lenkte mich diese Feststellung dermaßen von der Beobachtung der Umgebung ab, daß ich den Venusier erst sah, als er dicht vor mir stand.
    Er »sendete«, das konnte ich feststellen. Aber was er mir über seinen Körpersender vermitteln wollte, vermochte ich nicht zu verstehen. Vielleicht war ich auch nur zu aufgeregt dazu, denn ich wußte, daß mir nicht mehr viel Zeit blieb, ihn zu überwältigen, bevor er Artgenossen herbeirief.
    Ich vollführte einen Sprung, der wegen meines plumpen Gastkörpers grotesk gewirkt haben mußte. Gleichzeitig bog ich die Krallen der rechten Vordertatze weit nach hinten, so daß die verborgene Injektionspistole hervortrat.
    Als ich gegen den Körper des völlig überraschten Monstrums prallte, zischte die lähmende Flüssigkeit aus der Hochdruckdüse.
    Leider hatte ich nicht die einzige durchlässige Körperstelle meines Gegners gefunden. Im letzten Augenblick drehte er den Kopf, so daß ich sein Maul nicht mehr erreichte.
    Die Lähmungsflüssigkeit zischte wirkungslos in die Luft.
    Ich erhielt einen Prankenhieb, der mich gegen die Seitenwand der Höhlung schleuderte. Instinktiv setzte ich mich zur Wehr. Etwa minutenlang rollten wir über den felsigen Boden, hieben mit den Pranken und stießen mit den keilförmigen Köpfen gegen die Bauchseite des anderen.
    Die Kräfte verließen mich rasch. Vielleicht lag es daran, daß mein menschlicher Geist dem Gehirn, das er beherrschte, noch immer fremd war, daß ich nicht so schnell reagieren konnte wie ein echter Venusier oder auch daran, daß es mir nicht gelang, meine Körperreserven zu mobilisieren.
    Hilflos lag ich auf dem Rücken, und der Kopf des Ungeheuers erschien groß und drohend

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