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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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Atmosphären zusammengepreßt gewesen waren, die nun auseinanderglitten.
    Und auch das war etwas, was ein Venusier niemals hätte wahrnehmen können.
    Immer mehr wurde mir klar, wie wenig vollkommen der Körper eines Molekularverformers war. In ihm war man abgeschnitten von allen diesen vertrauten Dingen wie den Farben eines irdischen Sonnenuntergangs, dem Duft einer blühenden Wiese und dem zärtlichen Geflüster des Windes.
    Ob Agkora überhaupt ahnte, was er den Menschen der Erde wegnehmen wollte?
    Ich glaubte, er ahnte es nicht. Für ihn, der ohne Farbwahrnehmungen, ohne akustische Eindrücke und ohne Geruchsempfinden geboren und aufgewachsen war, konnten dies alles nur verwirrende Begleiterscheinungen sein, die ihm die menschliche Körperform noch mehr verleideten.
    Völlig nackt schob ich mich in den angrenzenden Flur hinaus.
    Hinter mir schlossen sich die Türhälften wieder.
    Ich atmete tief durch.
    Das war geschafft. Ich hatte mein Gefängnis verlassen, ohne daß Agkora etwas davon bemerkte. Nun mußte ich versuchen, an einen Raumanzug zu gelangen. Schließlich durfte ich nicht als Venusier an die Oberfläche gehen.
    Die Frage war nur, wie ich zu einem Raumanzug kommen konnte. Die meisten würden bei der Umwandlung ihrer Träger zerstört worden sein.
    Die Station MOBY DICK fiel mir ein.
    Dort hatten einige intakte Anzüge in den Kabinen gelegen, von ihren Besitzern abgestreift, weil die Umwandlung innerhalb geschlossener Räume mit Erdbedingungen stattfand.
    Folglich mußte ich zur Station gelangen.
    Unwillkürlich schüttelte ich den Kopf.
    MOBY DICK existierte bestimmt nicht mehr. Sie lag zu dicht unter der Oberfläche des Sandmeeres, als daß der Atomschlag sie hätte verschonen können.
    Ich fühlte, wie mich der Mut zu verlassen drohte. Gewaltsam riß ich mich zusammen. Ich durfte nicht noch länger hier herumstehen. Jede Sekunde war kostbar. Vielleicht bedeutete eine einzige vergeudete Sekunde bereits den Untergang der Menschheit.
    Ich blickte mich suchend um.
    Zur Linken lag der Gang im Dunkel, wie es eigentlich für eine von Venusiern für Venusier erbaute Anlage logisch erschien. Aber von der rechten Seite her fiel ein heller Schimmer herein.
    Ich wandte mich dem Licht zu und lief los.
    Agkora stand unmittelbar vor mir, nur durch eine dünne Scheibe transparenten Materials von mir getrennt.
    Ich konnte alle Einzelheiten seiner Radarorgane erkennen. Aber er ignorierte mich.
    Allmählich entspannte sich mein verkrampfter Körper wieder.
    Anfänglich hatte ich gedacht, der Venuswächter hätte mich mit dem Lichtschimmer in eine Falle gelockt, denn als ich auf der Suche nach der Lichtquelle um eine Ecke gebogen war, hatte ich vor diesem großen Fenster gestanden.
    Aber nun sah ich ein, daß meine diesbezüglichen Befürchtungen unbegründet gewesen waren. Die Venusier kannten anscheinend kein Glas, sie verwendeten offenbar transparent gemachtes Metallplastik für die Erzeugung optischer Durchlässigkeit. Metallplastik jedoch ließ keine Radarstrahlen durch. Demnach war das Fenster für Agkora praktisch nicht vorhanden.
    Das gab mir ein weiteres Rätsel auf.
    Weshalb benötigte der Venuswächter ein Fenster, durch das er selbst nicht blicken konnte …?
    Im nächsten Augenblick löste das Rätsel sich ohne mein Dazutun.
    In der Wand, die Agkora gegenüber lag, öffnete sich eine Tür.
    Unwillkürlich wich ich aus dem Lichtkreis des Fensters zurück.
    In der Türöffnung war ein terranischer Raumsoldat in voller Montur aufgetaucht.
    Agkora bewegte sich etwas.
    Der Raumsoldat trat ein und setzte sich in einen Schalensessel, der verblüffend irdisch aussah.
    Agkora bewegte sich erneut.
    Zwischen den beiden unterschiedlichen Wesen leuchtete die Kontrollscheibe eines Gerätes auf. Gleich danach bewegte der Raumsoldat die Lippen.
    Er sprach – und die Pausen zwischen seinen Worten deuteten an, daß Agkora und er sich unterhielten.
    Außerhalb des Raumes vermochte ich natürlich nicht zu verstehen, was sie sagten. Und die Sendung des Venusiers konnte ich mit meinen menschlichen Hörorganen auch nicht auffangen.
    Zweifellos mußte das Gerät mit der leuchtenden Scheibe ein Sprachumformer sein. Entweder wurden die Schallwellen des Raumsoldaten in venusische Funkimpulse verwandelt oder umgekehrt. Jedenfalls vermochten sich beide zu verständigen.
    Mein Herz klopfte bis zum Hals.
    Aufgeregt tastete ich nach einer Tür, um in den Raum zu stürzen und mich dem irdischen Unterhändler bemerkbar zu machen.
    Ich

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