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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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fragte Cato. Diesmal klang seine Stimme schneidend.
    »Ich habe es nicht nötig, für meine Befehle Gründe anzugeben!« brauste Dubois auf. »Aber schön, ich will Ihnen eine Begründung geben, Mr. Cato. Sie selbst haben soeben behauptet, die Venusier würden unsere Leute kampfunfähig machen und sich in ihrer Gestalt auf unsere Raumschiffe schleichen.«
    »Stimmt«, bestätigte der Chefwissenschaftler. »Aber in diesem Fall hätte der Junge seinen richtigen Namen genannt. Ich glaube, er hat lediglich seinen synthetischen Venusierkörper umgeformt, aber sein Geist regiert ihn nach wie vor. Deshalb halte ich eine Vernichtung des Raumbootes für sinnlos.«
    Der Kommandant räusperte sich.
    »Ich denke auch, wir können das Boot einschleusen. Selbst wenn ein echter Venusier darin sitzt – mit einem werden wir immer fertig.«
    »Wir gehen kein Risiko ein!« entgegnete Dubois schroff. »Führen Sie sofort meinen Befehl aus!«
    Sergius Cato erhob sich und trat neben den Sicherheitsbeauftragten.
    »Kommandant Bogunow, ich bitte Sie, diesen Befehl nicht zu befolgen. Ganz gleich, wie die Dinge liegen, der Insasse des Bootes ist für uns lebendig wichtiger als tot.«
    Dubois’ Rechte zuckte zum Gürtelhalfter und kam mit der Strahlwaffe wieder hoch. Die Mündung richtete sich auf Catos Gesicht.
    Der Chefwissenschaftler machte eine jähe Bewegung. Im nächsten Augenblick schlitterte die Waffe über den Boden. Ein krachender Laut zeigte an, daß Dubois’ Unterarm gebrochen war.
    »Es tut mir leid«, sagte Cato gelassen, »aber ich glaubte, er würde abdrücken.«
    Alexander Bogunow blinzelte verwirrt. Dann huschte ein Lächeln der Anerkennung über sein Gesicht.
    »Ich nehme an, Mr. Dubois ist augenblicklich außerstande, einen klaren Befehl zu erteilen. Gestatten Sie deshalb, daß ich die Einschleusung des Raumbootes befehle, Sir?«
    »Ich bitte darum«, erwiderte Sergius Cato. »Und schicken Sie ein paar Leute hierher, die den Beauftragten ins Krankenrevier bringen!«
    Bogunow salutierte.
    »Jawohl, Sir!«
    Der Bildschirm erlosch.
     
    *
     
    Ich zuckte unwillkürlich zusammen, als der Lautsprecher des Richtfunkgeräts sich nach langer Pause wieder bemerkbar machte.
    »Hallo, Berry!« erscholl die vertraute Stimme des Kommandanten der SKANDERBEG. »Schalte den Antrieb auf Fernsteuerung, mein Junge. Wir holen dich herein. – Und, du kannst deine Bildübertragung wieder aktivieren. Wir wissen, wer du bist. Bis gleich!«
    »Woher …?« setzte ich an. Aber das leise Knacken bewies mir, daß Bogunow schon abgeschaltet hatte.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Wie konnte Bogunow wissen, daß ich Berry Grand war?
    Gehorsam schaltete ich die Manuellsteuerungsanlage aus und aktivierte die Fernsteuerung. Danach beobachtete ich das Elektronenbild der Venus auf dem Backbordschirm. Die Oberfläche des Planeten verbarg sich immer noch unter der undurchdringlichen Wolkenschicht. Selbst das Bombardement hatte daran nichts ändern können.
    Und unter der nicht sichtbaren Oberfläche lag das Erbe einer uralten Rasse, einer Rasse, die die Menschheit gezeugt hatte – und deren letzter Vertreter nun dabei war, die abtrünnigen Söhne und Töchter wieder heimzuholen.
    Mit welchem Recht? fragte ich mich zum wohl hundertsten Male.
    Wer gab Agkora das Recht, die Menschheit zu etwas zu zwingen, das er als ihr Glück ansah?
    Ich schüttelte diese Gedanken ab.
    Es gab andere Probleme, die dringender gelöst werden mußten. Eines davon war, die Militärs davon zu überzeugen, daß die Invasion der Venus abgebrochen werden mußte.
    Ein intervallartiger Ton zeigte mir an, daß mein Boot von der Fernsteuerzentrale der SKANDERBEG übernommen worden war. Ich suchte auf dem Frontbildschirm nach dem Flaggschiff, aber noch war es in dem Dunkel des Raumes nicht zu erkennen. Nur auf dem Kontrollschirm des Peilgerätes zuckte in regelmäßigen Abständen das Positionslicht auf.
    Eigentlich, so dachte ich, hätte Kommandant Bogunow mir die Einschleusung verweigern müssen. Es gehörte zu meinen Instruktionen, daß ich nur dann eine Chance zur Rückkehr besaß, wenn ich einwandfrei beweisen konnte, daß der Gastkörper von meinem menschlichen Geist beherrscht wurde.
    Diesen Beweis hätte ich vom Boot aus niemals antreten können – und dennoch holten sie mich herein.
    Das konnte eine ganze Menge bedeuten.
    Entweder waren die verantwortlichen Männer auf der SKANDERBEG zu der Einsicht gekommen, daß die Raumlandetruppen dabei waren, einen Pyrrhussieg zu erringen –

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