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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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oder im Flaggschiff selbst gab es keine echten Menschen mehr …
    Wie dem auch sei, ich würde die Tatsachen hinnehmen müssen, wie sie waren. Es hätte wenig Sinn gehabt, meinen Strahler zu nehmen und den wilden Mann zu markieren.
    Mit gemischten Gefühlen betrachtete ich wenige Minuten später die im Sonnenlicht blinkende Walze der SKANDERBEG. Das Raumschiff sah aus wie ein in flüssiges Silber getauchter Delphin. Unwillkürlich schlug mein Herz schneller. Dort im Weltraum schwamm ein Stück Heimat – und es konnte mich zur Erde zurückbringen.
    Das Bremsmanöver schleuderte mich auf den nachgebenden Kontursitz zurück. Ich tastete nach den Haltegriffen. Anschnallen brauchte ich mich bei einem Anlegemanöver im Raum nicht.
    Kurz darauf spürte ich einen schwachen Stoß. Danach herrschte wieder Stille, bis die Außenmikrophone die ersten Laute aus dem Schleusenhangar übertrugen. Der Druckausgleich war hergestellt.
    Ein wenig benommen von den Strapazen meines Einsatzes erhob ich mich, rückte meinen Waffengürtel zurecht und betrat die kleine Schiffsschleuse.
    Als das Außenschott aufschwang, blickte ich in die Mündung einer Schockwaffe. Unwillkürlich verkrampften sich meine Bauchmuskeln. Ich wußte, daß Schockwaffen nicht töteten, aber der elektrische Schlag, den die ausgestoßene Energie austeilte, war auch nicht gerade angenehm zu nennen.
    »Kommen Sie heraus, Grand!« erscholl die Stimme von Ahmed Bucharin. »Der Strahler ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Wenn Sie tatsächlich Berry Grand sind, brauchen Sie sich nicht zu ängstigen.«
    »Ich ängstige mich nicht!« gab ich wütend zurück.
    Ich war in diesem Augenblick tatsächlich wütend auf den Stellvertreter des Chefwissenschaftlers. Der hatte vielleicht eine Ahnung, was ich auf der Venus alles durchgemacht hatte! Und da sollte ich mich vor einem lächerlichen Schockstrahler fürchten!
    »Mein Gott, seien Sie nicht so empfindlich!« sagte Bucharin begütigend.
    »Das ist nicht Berry Grand!« schrie plötzlich jemand.
    Ich suchte den Mann mit den Augen. Es war einer der Schleusentechniker, die mein Landungsboot damals ausgeschleust hatten.
    »Natürlich nicht«, gab ich ironisch zurück. »Der richtige Berry Grand liegt bekanntlich ›auf Eis‹. Und dort unten hatten sie keinen Spiegel, vor dem ich mich naturgetreu modellieren konnte. – Dennoch, vielen Dank für die Zwischenbemerkung. Sie gibt mir die Hoffnung, daß Sie wirkliche Menschen sind und keine Venusier in menschlicher Maske.«
    Ungefähr die Hälfte der Anwesenden lachte schallend; die andere Hälfte riß nur die Münder auf.
    Nur das Gesicht des Chefwissenschaftlers blieb wie gewöhnlich ausdruckslos.
    Wie unter einem hypnotischen Bann schritt ich auf Sergius Cato zu und salutierte vor ihm.
    »Einsatzagent Berry Grand meldet sich zurück, Sir!«
    Jählings flutete eine Welle von Wärme über das eben noch versteinert wirkende Antlitz. Zwei Hände streckten sich mir entgegen und ergriffen meine Schultern.
    »Wir freuen uns, daß du heil zurückgekommen bist, Berry!« sagte Cato herzlich.
    Ahmed Bucharin wischte sich über die Augen und schimpfte auf die Schleusentechniker, die zuviel kosmischen Staub mit hereingelassen hätten.
    Das war das letzte, was ich sah.
     
    *
     
    Ich kehrte um, als das Licht vor mir plötzlich verschwand. Jetzt war es wieder hinter mir, aber viel weiter entfernt als zuvor.
    So schnell es ging, flog ich darauf zu. Ringsum war finstere Nacht. Nur das eine Licht leuchtete, aber es erhellte nichts als sich selbst.
    Ich wußte, daß ich in das Licht hineinfliegen mußte, wenn ich auch nicht wußte, warum. Bisher war ich jedoch immer wieder genarrt worden.
    Diesmal aber kam ich so dicht heran, daß ich die Wärme spürte, die es ausstrahlte. Gleichzeitig aber verlangsamte sich mein Flug; es war, als bewegte ich mich durch ein zähflüssiges Medium.
    Und dann erlosch auch dieses Licht!
    Erneut wendete ich – und schloß geblendet die Augen.
    Zwei Lichter standen nah und grell vor mir.
    Unentschlossen schwebte ich auf das eine zu. Aber kurz, bevor ich es erreichte, trieb mich die grausame Kälte zurück, die von ihm ausging. Ich flog auf das andere Licht zu – und wieder umschmeichelte mich die Wärme. Aber wiederum wurde meine Fortbewegung gehemmt. Gegen meinen Willen und meine Anstrengungen trieb ich auf das kalte Licht zu.
    Doch dann eilte mir das warme Licht nach und umhüllte mich mit seiner Wärme und Geborgenheit, bevor ich in der eisigen Kälte

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