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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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erstarrte.
     
    *
     
    Das erste, was ich wahrnahm, waren undefinierbare Geräusche von irgendwoher. Es dauerte lange, bis ich mich entsann, daß ich sehen konnte, wenn ich es wollte.
    Die Lider schienen bleischwer zu sein, als ich sie zu öffnen versuchte. Endlich aber gelang es mir doch, sie zu heben.
    Mildes, beruhigendes Licht strömte auf mich ein.
    »Er kommt zu sich«, sagte eine weibliche Stimme.
    Etwas stach mich in den Arm. Ein seltsames Gebilde tauchte in meinem Gesichtskreis auf, nahm feste Konturen an – und wurde zu dem freundlich lächelnden Gesicht einer Krankenschwester.
    »Hallo, Berry!« flüsterte sie mir zu.
    Ich seufzte erleichtert.
    »Hallo, Schwester! Was … was war mit mir … los dort … zwischen den Lichtern?«
    »Du hast geträumt«, sagte sie. Aber ihre zitternden Lippen straften sie Lügen.
    Verlegen wandte sie sich ab und kam mit einer Schnabeltasse zurück, die sie mir an die Lippen setzte.
    »Was ist das?« fragte ich mißtrauisch.
    »Fleischbrühe, Berry. Echte Fleischbrühe, kein Chlorellaprodukt.«
    »Lügen Sie nicht schon wieder?« fragte ich.
    Sie errötete.
    »Ich denke, er verträgt die Wahrheit, Schwester Ursula!« sagte eine vertraute Männerstimme – die Stimme von Professor Hardenstein.
    Gleich darauf trat der Psychologe in meinen Gesichtskreis.
    »Herzlichen Glückwunsch, mein Junge«, sagte er. »Du hast dich tapfer gehalten. Aber nun liegt das alles hinter dir. Du wirst dich erholen und bald wieder auf der Erde sein.«
    Ich schluckte automatisch die wohlschmeckende Brühe. Dann schob ich die Hand mit der Tasse von mir.
    »Haben Sie …?« fragte ich beklommen.
    Professor Hardenstein nickte.
    »Du hast deinen Körper wieder, mein Junge. Es war nicht leicht. Dein Geist saß ziemlich fest, wenn ich mich einmal bildhaft ausdrücken darf.«
    Ich senkte den Blick und musterte meine Hände.
    Das waren die braungebrannten Jungenhände, die ich kannte, meine Hände!
    Im selben Augenblick fiel mir ein, welchen Fehler ich bei der Verformung meines Gastkörpers begangen hatte: Ich hatte die braune Haut des Originals nachzuahmen vergessen. Aber das war ja nun nebensächlich geworden.
    »Was haben Sie mit dem … Venusier gemacht, Sir?« fragte ich, einer plötzlichen Eingebung folgend.
    Professor Hardenstein runzelte die Stirn.
    »Wie kommst du auf diese Frage, Berry? Immerhin handelt es sich doch nur um einen synthetischen Körper.«
    Ich richtete mich auf.
    »Sie dürfen ihn nicht vernichten, Sir! Ich … ich glaube, das synthetische Gehirn hat so etwas wie Bewußtsein bekommen!«
    »Das stimmt, Berry. Deshalb haben wir ihn auch nicht beseitigt, wie es ursprünglich vorgesehen war. Aber wie willst du gemerkt haben, daß sich in ihm tatsächlich so etwas wie Bewußtsein entwickelte?«
    »Ich habe es gespürt, Sir. Und … und dann hatte ich Verbindung zu ihm bekommen. Ohne Daniels Hilfe wäre mir die Flucht aus der subvenusischen Stadt niemals gelungen. Er hat die Prozesse gesteuert, mit denen sich körperfremde Molekularverbände verändern lassen, und er hat dafür gesorgt, daß meine Geistesimpulse nicht erkannt wurden.«
    »Das könnte erklären, warum er deinen Geist nicht freigeben wollte«, murmelte der Professor nachdenklich. »So, Daniel hast du ihn genannt! Ich glaube, wir verdanken euch beiden sehr wichtige Erkenntnisse.«
    »Sir!« stieß ich hervor, weil die Kräfte mich schon wieder verlassen wollten. »Das alles ist jetzt nebensächlich! Wir müssen schnellstens zur Erde zurück. Weltpräsident Laval muß unbedingt erfahren, daß der Venusier uns in eine Falle locken will!«
    »Der Venusier …?«
    »Bitte!« flehte ich. »Später! Lassen Sie die SKANDERBEG umkehren!«
    Der Psychologe schüttelte den Kopf.
    »So einfach ist das nicht, Berry. Weißt du was? Du schläfst dich jetzt erst einmal richtig aus, dann sprechen wir noch einmal über die ganze Angelegenheit.«
    Ich wollte protestieren, aber ich war einfach zu müde dazu.
     
    *
     
    Als ich aufwachte, fühlte ich mich bedeutend kräftiger. Sekunden später erschien die Schwester wieder. Sie servierte mir ein Frühstück aus heißem Tee mit Vitaminkonzentrat, einen undefinierbaren weißen Brei und zum Schluß eine noch warme Konzentratwaffel, die förmlich im Mund zerging.
    Danach kamen die Ärzte der SKANDERBEG. Sie untersuchten mich so gründlich, daß es schon wieder beängstigend wirkte.
    Anschließend tätschelte der Chefarzt meine Wangen und meinte, ich dürfte für eine Stunde aufstehen, wenn ich Lust

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