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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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hätte.
    Am liebsten hätte ich ihm geantwortet, daß es ganz egal sei, ob ich aufstehen wollte oder nicht, daß ich aufstehen mußte, um meinen Bericht zu geben. Aus Höflichkeit schwieg ich jedoch. Vielleicht auch nur deshalb, um mich in keine langatmige Diskussion einlassen zu müssen.
    Die Krankenschwester half mir beim Waschen und Ankleiden, was mich in ziemliche Verlegenheit brachte. Aber sie war so etwas natürlich gewöhnt und sah mich nicht einmal richtig an dabei.
    Immerhin trug ihre Anwesenheit die Schuld daran, daß ich mich erst dann vor dem Spiegel betrachtete, als ich fertig angezogen war.
    Das, was ich von mir sah, stimmte mit der Erinnerung überein. Man hatte mich demnach nicht belogen.
    »Nun, wie gefällst du dir?« fragte eine Stimme von der Tür her.
    Es war Professor Hardenstein. Er lächelte so gütig wie immer. Ich mochte ihn wirklich gern.
    »So wenig wie zuvor«, gab ich übelgelaunt zurück.
    Das war die Wahrheit, denn ich hatte mich nie besonders anziehend gefunden, obwohl die Mädchen sich manchmal um mich gestritten hatten.
    Nun, vielleicht durfte ein richtiger Mann nicht schön sein, und in meinem Falle würde es ohnehin keine Rolle spielen, nachdem ich zum Helden der Erde geworden war.
    »Pustekuchen!« schimpfte ich. »Ver…«
    »In Anwesenheit von Damen wird nicht geflucht!« ermahnte mich der Professor. Er zog mich am Arm nach draußen.
    »Aber es ist wirklich zum Kotzen, Sir«, sagte ich zu ihm, nachdem die Tür zu meinem Krankenzimmer zugefallen war.
    Der Psychologe lächelte nachsichtig.
    »Ich kann dich verstehen, mein Junge. Unsere Landungstruppen sind in eine Falle gelaufen, nicht wahr?«
    »Genau, Sir!«
    Ich stutzte und sah ihn verwundert an.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Der ›Große Cato‹ hat es ausgerechnet, Berry.«
    Ich fluchte erneut.
    »Weshalb bin ich überhaupt auf der Venus gewesen, wenn man hier oben inzwischen selbst auf die Lösung gekommen ist?« gab ich erbittert zurück.
    Er klopfte mir lachend auf die Schulter.
    »Niemand ist auf die Lösung gekommen, mein Junge. Der Chefwissenschaftler hat lediglich Wahrscheinlichkeitsberechnungen angestellt, und die Fallenhypothese erhielt eben einen Wahrscheinlichkeitsgrad von neunundsiebzig Prozent. Gewißheit werden wir jedoch erst dann haben, wenn du Bericht erstattet hast.«
    »Vielen Dank, Sir«, entgegnete ich ironisch.
    »Wieso …?«
    Ich grinste.
    »Neunundsiebzig Prozent Wahrscheinlichkeit bedeuten in diesem speziellen Fall eine fast hundertprozentige Gewißheit, Sir. Wie Sie wissen, ist mein Onkel James Nexialist, und ich bin durch seine Schule gegangen.«
    Hardenstein zuckte unbehaglich die Schultern.
    »Na schön, Berry, du hast mich durchschaut. Aber ich nehme an, du verfügst über andere Informationen, die für uns ebenso wichtig sein werden.«
    Ich nickte.
    Er atmete erleichtert auf.
    »Komm! Gehen wir! Die anderen werden schon warten.«
    Sie saßen in der Offiziersmesse: Kommandant Bogunow, Chefwissenschaftler Sergius Cato, sein Stellvertreter Bucharin und der Biologe Levinson …
    Nur Denis Dubois fehlte!
    Und Levinson …
    Verwirrt blickte ich von einem zum anderen.
    Wieder war es Professor Hardenstein, der meine Gedanken erriet.
    »Professor Levinson kam vor einer halben Stunde mit einem Beiboot der GOLIATH an, Berry. Und den Sicherheitsbeauftragten mußten wir ins Krankenrevier bringen.«
    Der alte, weißhaarige Biologe blinzelte mir zu wie einem alten Bekannten. Mir wurde warm ums Herz. Er hatte sich viel mit mir beschäftigt, damals in Newton-City, als er mich und den künstlichen Venusier für den Einsatz vorbereitete. Daniel war sein Werk, seine Schöpfung, wenn man bedachte, daß der biosynthetische Körper inzwischen zu eigenem Bewußtsein gekommen war.
    Er war nicht mit uns geflogen, deshalb hatte sein Anblick in der Messe der SKANDERBEG mich für einen Augenblick fassungslos gemacht.
    »Ich freue mich, dich gesund und munter wiederzusehen, mein Junge«, sagte er, und die zahllosen Fältchen in seinem Gesicht strahlten ehrliche Freude aus.
    Ich neigte den Kopf.
    »Danke, Sir«, sagte ich beklommen.
    »Bitte, nimm Platz, mein Sohn!« forderte Sergius Cato mich auf.
    Ich errötete und stolperte beim Gehen, weil ich glaubte, mich anders als sonst bewegen zu müssen.
    Niemand nahm davon Kenntnis. Das gab mir mein Selbstvertrauen zurück.
    Ich setzte mich und schluckte mehrmals, um die Trockenheit in meinem Hals zu beseitigen. Wortlos schob Professor Hardenstein mir ein Glas Wasser zu.
    »Nun,

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