Wächter der Venus
auf diesen naheliegenden Trick verfallen, einen Trick, der mich beinahe verraten hätte – und der mir bald die Verfolger auf den Hals hetzen würde.
Glücklicherweise fand ich bald einen offenen Liftschacht. Ich trat ein und stieß mich ab.
Langsam schwebte ich nach oben, der Venusoberfläche entgegen.
Ich mußte jetzt schnell und durchdacht handeln, um den Häschern zuvorzukommen.
7
»Die Operation Panther läuft reibungslos ab, meine Herren«, verkündete Denis Dubois mit dem Gesicht des Mannes, der sich seines großen Erfolges bewußt ist.
Chefwissenschaftler Cato blickte kühl in die funkelnden Augen des Sicherheitsbeauftragten.
»Wieviel Venusier wurden bisher gefangengenommen, Mr. Dubois?«
Dubois verzog ärgerlich das Gesicht, dann zuckte er herablassend die Achseln.
»Bisher kein einziger. Ich nehme an, sie sind bereits durch das Bombardement getötet worden.«
Er hüstelte.
»Außerdem haben die Landetruppen Order, keine Gefangenen zu machen.«
»Ich formuliere meine Frage anders«, sagte Cato unberührt. »Hat man auf der Venus bereits tote oder lebende Venusier gefunden?«
»Meines Wissens nicht«, gab der Sicherheitsbeauftragte widerstrebend zu. »Aber das ist doch völlig unwichtig und …«
»Durchaus nicht!« fiel Professor Hardenstein ihm ins Wort. »Sie sprachen davon, daß die Operation Panther reibungslos abliefe, Mr. Dubois. Was verstehen Sie denn unter reibungslosem Ablauf einer militärischen Operation‹ in dem Fall, in dem kein einziger Gegner auftaucht?«
Dubois’ Gesicht lief dunkelrot an. Die Augen sprühten Haß, als er dem Psychologen entgegenschleuderte:
»Was haben Sie denn als Laie für eine Ahnung von militärischen Operationen, Mr. Hardenstein? Kümmern Sie sich gefälligst um Ihr eigenes Arbeitsgebiet! Ich beauftrage Sie, unverzüglich eine Verbindung zu dem Geist dieses Grand herzustellen!«
Der Psychologe lachte verächtlich.
»Der Mörder will sein Opfer sprechen, wie? Wer hat denn die Bombardierung der Oberfläche angeordnet? Wer hat alles Leben da unten ausgelöscht? Glauben Sie im Ernst, der Junge hätte diese atomare Hölle überlebt?«
»Soeben haben Sie sich um Ihre krankhafte Persönlichkeit geredet!« fauchte ihn Dubois an. »Ich werde die Maximal-Umstellung für Sie beantragen, Hardenstein!«
»Auf Grund welcher Beweise, Mr. Dubois?« fragte Sergius Cato ruhig.
»Ihre Zeugenaussage – und die von Bucharin – wird meinen Antrag untermauern!«
»Ich habe absolut nichts gehört«, sagte Ahmed Bucharin trocken.
Der Sicherheitsbeauftragte fuhr wild zu dem Stellvertreter Catos herum.
»Sie sind ein Lügner! Ein Verräter! Ich werde …«
»Seltsamerweise«, fiel der Chefwissenschaftler ihm ins Wort, »habe auch ich nichts gehört, was Professor Hardenstein belasten könnte. Aber das Sicherheitskomitee wird sich sehr dafür interessieren, weshalb sein Beauftragter Erfolgsmeldungen am laufenden Band abschickt, obwohl er genau weiß, daß bisher noch kein einziger terranischer Raumsoldat in die subvenusische Anlage eindringen konnte, aus der wir die letzten Gedankenbotschaften Berry Grands empfingen …«
Denis Dubois wurde abwechselnd blaß und rot. Er ließ sich schwer gegen die halbhohe Lehne seines Schalensessels fallen und wischte sich mit einem Tuch über die schweißnasse Stirn.
»Das ist eine Verschwörung«, murmelte er, »eine verräterische Verschwörung! Sie richtet sich gegen das gesamte Komitee. Aber ich werde mir das nicht gefallen lassen!« Seine Stimme steigerte sich zu einem schrillen Diskant.
»Kommen wir wieder zur Sache!« mahnte Sergius Cato, ohne die Stimme im geringsten zu heben. Sein Gesicht blieb auch jetzt ausdruckslos. »Die Invasionsflotte hat eine Menge Raketenbomben auf die Venus abgeschossen, aber ich fürchte, daß die Atomexplosionen nur wenig Schaden anrichten konnten.«
»Und woraus schließen Sie das, wenn ich fragen darf?« bemerkte der Sicherheitsbeauftragte sarkastisch. Er hatte sich wieder in der Gewalt und schien die letzte Auseinandersetzung vergessen zu haben.
»Daraus, daß die Venusier sich nicht gegen das Bombardement wehrten. Zweifellos hätten sie das getan, wenn die Atomexplosionen ihre Existenz bedrohten.«
»Und wenn sie nicht die technischen Mittel besaßen, sich zu wehren? Ohne weitreichende Raketen mit Atomsprengköpfen ist kein Widerstand gegen eine im Orbit kreisende Raumflotte möglich.«
»Sie besitzen die Mittel«, erklärte der Chefwissenschaftler gelassen. »Die Analyse der
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