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Wächter der Venus

Wächter der Venus

Titel: Wächter der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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letzten Gedankenübermittlungen Berry Grands erbrachte diese Folgerung eindeutig. Jener Venusier, der sich Agkora nennt, erwähnte, die Menschheit habe sich zu ihren Ungunsten verändert, ihre Entwicklung stagniere und so weiter. Er konnte das nur dann behaupten, wenn die Erde seit längerer Zeit beobachtet wurde – und zwar von venusischen Raumschiffen aus.«
    »Aha!« machte Dubois zynisch. »Jetzt kommt die alte Leier von den fliegenden Untertassen!«
    »Bleiben Sie bitte sachlich, Mr. Dubois!«
    »Nennen Sie es sachlich, fliegende Untertassen als Beweis anzuführen?«
    »Nein, Mr. Dubois. Eben deshalb bat ich Sie um Sachlichkeit. Ich habe nicht von fliegenden Untertassen gesprochen.«
    Ahmed Bucharin grinste breit, und sogar Professor Hardenstein konnte sich ein schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen.
    Denis Dubois holte tief Luft.
    »Also«, murmelte er, »nehmen wir an, Ihre Vermutung stimmt und die Venusier hätten die Möglichkeit gehabt, wirksam gegen unser Bombardement vorzugehen. Was schließen Sie daraus, daß sie es nicht taten – außer der Annahme, die Atomexplosionen könnten ihnen nicht geschadet haben?«
    »Nur zur Richtigstellung: Es handelt sich nicht um eine Vermutung meinerseits, sondern um das Ergebnis einer wissenschaftlich erarbeiteten Analyse.
    Was Ihre Frage angeht, Mr. Dubois, so habe ich mit Hilfe des Elektronenrechners auch sie zu beantworten versucht. Das Ergebnis sieht so aus, daß die Venusier mit einer Wahrscheinlichkeit von neunundsiebzig Prozent die Landung terranischer Raumsoldaten auf ihrem Planeten provozierten.«
    Er lehnte sich zurück und musterte die Gesichter der anderen.
    Ahmed Bucharin blieb ruhig, da er mit Cato zusammen die Analyse erarbeitet hatte. Andreas Hardenstein dagegen beugte sich abrupt vor, nahm die brennende Zigarette aus dem Mund und ließ sie achtlos auf den Plastikboden fallen. Noch heftiger reagierte Denis Dubois. Er fuhr von seinem Sessel auf, als hätte ihn eine Tarantel gestochen. Mit hervorquellenden Augen starrte er den Chefwissenschaftler an.
    Schweigend stand Bucharin auf, ging zu Hardensteins Platz und trat die qualmende Zigarette aus. Dann kehrte er zu seinem Sessel zurück.
    Das löste die Spannung etwas.
    »Sind Sie vollkommen sicher«, sagte der Psychologe mit veränderter Stimme, »sind Sie wirklich sicher, daß es sich so verhält, Sir?«
    »Die Wahrscheinlichkeit beträgt, wie gesagt, neunundsiebzig Prozent«, antwortete Sergius Cato.
    »Aber das Motiv! Das Motiv!« murmelte Hardenstein.
    Plötzlich brach der Schweiß aus allen seinen Poren.
    »Mein Gott!«
    Er stöhnte auf und schlug die Hände vors Gesicht.
    Dubois zerrte an seinen schmalen Fingern, daß die Gelenke knackten. Er kaute eine Zeitlang auf seiner Unterlippe herum und stieß dann mit der zornigen Entschlossenheit des Fanatikers hervor:
    »Sie wollten unseren Raumsoldaten eine Falle stellen, wie! Aber wir werden es ihnen zeigen. Ich fordere sofort Verstärkung an. Die Venusier werden einsehen müssen, daß gegen die irdische Raumflotte kein Kraut gewachsen ist!«
    »Ich furchte«, warf Bucharin sarkastisch ein, »sie werden es nicht mit Kräutern versuchen, sondern mit anderen Dingen.«
    »Beispielsweise damit«, ergänzte Cato, »daß sie unsere Leute außer Gefecht setzen und in ihrer Gestalt in die Raumschiffe zurückkehren.«
    Denis Dubois schnappte nach Luft. Sein Gesicht wurde leichenblaß.
    »Sie meinen, es …«
    Der Summton der Bord Verständigungsanlage unterbrach ihn.
    Ahmed Bucharin sprang auf und schaltete das Gerät ein. Auf der Bildfläche erschien das Gesicht des Kommandanten.
    »Dringende Anfrage!« erscholl es aus dem Lautsprecher. »Der SKANDERBEG nähert sich ein Raumboot der F-Klasse. Der Pilot bittet darum, eingeschleust zu werden. Er stellte sich als Sergeant Brown vor, vergaß aber in der Aufregung, die Bildübertragung rechtzeitig auszuschalten. Es handelt sich um diesen Jungen, meine Herren. Was soll ich tun?«
    »Berry Grand?« fragte Hardenstein.
    Kommandant Bogunow nickte.
    »Genau der, Professor.«
    »Schießen Sie das Boot ab!« schrie Denis Dubois.
    Alexander Bogunow wölbte die Brauen und beugte sich vor.
    Aber da Dubois im toten Winkel der Aufnahmekamera saß, konnte er ihn nicht sehen.
    »Mr. Dubois hat gesprochen?« fragte er.
    Der Sicherheitsbeauftragte stand auf und trat vor die Kamera.
    »Kommandant, ich erteile Ihnen kraft meiner besonderen Vollmachten den Befehl, das anfliegende Raumboot zu vernichten!«
    »Mit welcher Begründung?«

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