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Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
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hatte, um Sie zu schützen.
    Später, nachdem der Abt sein Wissen uns gegenüber nicht mehr geheim hielt, haben meine Freunde und ich nach Ihnen gesucht, doch die Angaben, die wir hatten, waren zu spärlich, um uns zu Ihnen zu führen. Erst durch Ihren Zeitungsartikel wurde ich auf Sie aufmerksam, vor allem aufgrund des Fotos.«
    Gabriel schwieg nachdenklich, und zitierte dann einen Abschnitt aus Dr. Bernards Artikel: »›Daher ist auch anzunehmen, dass dieser mittelalterliche Templer-Gral ein tief greifendes Geheimnis in verschlüsselter Form zu offenbaren vermag, doch keine Blutswunder Christi. In dem Zusammenhang kann die Strophe ›Vetustatem novitas, umbram fugat veritas‹ aus der Lauda Sion auch als eine Allegorie des Gralmysteriums verstanden werden . ‹ – Nun, was auch immer das heißen mag, mir scheint, Sie wissen inzwischen weit mehr über das Mysterium des Kelches, als meine Vorfahren je geahnt haben. Doch als Hüter hatten wir auch kein Interesse, allzu viel darüber zu erfahren. Der Kelch gehörte seit Langem zu unserem Familienbesitz, ohne dass wir in die Geheimnisse der Templer eingeweiht waren. Ich glaube, nur wenigen Menschen war überhaupt bekannt, was für eine Art von Mysterium sich mit diesem Kelch verbindet.«
    Eine verlegene Pause entstand, Dr. Bernard zuckte plötzlich zusammen, als sei er mit den Gedanken irgendwo anders gewesen.
    »Nun, ich jedenfalls nahm mir die Zeit, mir darüber Gedanken zu machen«, sagte er immer noch etwas abwesend. »Und in all den Jahren fand ich genug heraus, um den Kelch als ein Relikt der Templer zu erkennen und mich seinem Mysterium zu nähern …«
    Gabriel sah ihn nun herausfordernd an, doch Bernard schwieg. Er schien in Gedanken schon wieder abzuschweifen, bevor er leise fortfuhr.
    »›Vetustatem novitas, umbram fugat veritas‹. Wissen Sie, warum mich diese Strophe der Lauda Sion so fasziniert?«
    »›Vor der Wahrheit muss das Zeichen, vor dem Licht der Schatten weichen‹ …«, wiederholte Gabriel fragend.
    »Weil sie das ganze Mysterium offenbart. Wenn man also dazu fähig ist, dieses Mysterium zu begreifen, dann versteht man auch die Angst all jener, die sich vor seiner Wahrheit fürchten. Im Grunde ist es nicht die Wahrheit selbst, vor der man sich zu fürchten braucht, sondern die Art und Weise, wie der Kelch seine Wahrheit sichtbar werden lässt. Denn Wahrheiten gibt es viele, ebenso viele, wie es Menschen gibt.«
    »Also«, begann ihn Gabriel zögernd zu erinnern, »ich bin wegen eines privaten Kultobjektes zu Ihnen gekommen, das seit Jahrhunderten im Besitz meiner Familie ist und ihr unter mysteriösen Umständen vor nicht allzu langer Zeit abhanden gekommen ist.«
    Bernard lächelte amüsiert.
    »Sie sind wegen des Kelches gekommen, der von Rechts wegen Ihrer Familie gehört – das ist es doch, was Sie mir damit sagen wollen? Aber vergessen Sie dabei bitte nicht, dass ich den Kelch von Ihrem Bruder Ismael erhalten habe und somit zu seinem neuen Hüter geworden bin. Zudem kommen Sie leider zu spät, denn ich habe mich schon für einen anderen Hüter entschieden.«
    » Wie bitte ?« rief Gabriel bestürzt.
    »Für meine Tochter.«
    »Aber dieser Kelch wurde Ihnen doch nur vorübergehend anvertraut, in der Erwartung, ihn zurückzubekommen.«
    »Dennoch, ich habe bereits alles dazu veranlasst, ihn an meine Tochter weiterzugeben«, sagte Bernard jetzt mit einer Verschmitztheit und Rätselhaftigkeit, die ihm aus den Augen blitzten. »Der Kelch befindet sich bereits nicht mehr hier bei mir.«
     
    * * *
    Eine knappe halbe Stunde war vergangen, seitdem Roberto mit dem Vatikan telefoniert hatte. Diese Gnadenfrist sollte seinen Opfern genug Zeit gelassen haben, wichtige Informationen untereinander auszutauschen. Doch ab jetzt behielt Roberto die Augustinergasse im Auge, damit ihm nicht einer der beiden entwischte.
    Zuerst musste er seinen Besuch vorbereiten, denn er hatte nicht vor, den Opfern mit seinem Überraschungsbesuch eine Freude zu machen. Roberto blickte sich nach allen Seiten um und ging auf die Münsterfassade zu, die ihm durch ihren reichen romanischen Skulpturenschmuck Schutz vor neugierigen Blicken bot. Rasch machte er sich an seinem Koffer zu schaffen und entnahm aus einem Geheimfach eine Pistole mit Schalldämpfer sowie ein geladenes Magazin.
    Wenige Augenblicke später hatte er die schussbereite Waffe in seinem Mantel verstaut und blickte abwesend auf die grotesken Gestalten der in Stein gemeißelten Fabelwesen und Dämonen. Kurz

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