Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächter des Mythos (German Edition)

Wächter des Mythos (German Edition)

Titel: Wächter des Mythos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Saurer
Vom Netzwerk:
sie langsam zurücktrat, um sich in Sicherheit zu bringen. Doch zu spät, denn schon standen ihr zwei weitere Männer gegenüber.
    Alina war zu Tode erschrocken, aber immer noch sachlich genug, um ihr Leben nicht durch einen Fehler zu riskieren. Abwartend stand sie da und konzentrierte sich auf ihren Körper und die Kräfte der Natur, um sich mit ihnen zu verbinden.
    Als der erste Mann sie angriff, war sie eins mit dem Fels und spürte die Kräfte aus dem Inneren der Erde, die sie durch ihren Körper wirken ließ. Sie bewegte sich kaum, doch der Angreifer prallte von ihr ab, als sei er gegen einen Baum gerannt. Der zweite ging mit einer Eisenstange auf sie los, doch er schlug ins Leere. Das Geräusch war widerlich, als sein linkes Knie unter ihm zusammensackte und ihn kampfunfähig zu Boden stürzen ließ.
    Blitzschnell fing Alina die Eisenstange auf. Doch als sie bemerkte, dass kein Angreifer mehr da war, warf sie die Stange weg und machte sich so schnell sie konnte auf und davon.
     
    Gabriel erschrak, als Alina die Tür öffnete.
    » Alina , was ist passiert?«
    Trotz ihrer Bemühungen, ihre Gefühle so gut es ging zu überspielen, sah Gabriel sofort den Schrecken und die Angst, die ihr noch immer ins Gesicht geschrieben standen.
    »Setz’ dich«, sagte er besorgt. »Ich bring’ dir ein Glas Wasser.«
    Sie trank in großen Schlucken das ganze Glass leer.
    »Bitte erzähl’ mir, was passiert ist.«
    Gabriel wurde immer blasser, während sie erzählte. Als sie ihm das Foto zeigte, das der Junge verloren hatte, lehnte er sich nachdenklich zurück und verstummte.
    » Gabriel ?«
    »Eine Minute, bitte. Ich muss nachdenken.« Wie Blitze schossen ihm die Gedanken durch den Kopf. Dieser Mordanschlag änderte alles. Er sollte Alina aus der ganzen Sache heraushalten. Mit jedem Schritt, den sie tat, riskierte sie ihr Leben.
    »Hör’ zu Alina«, sagte er kurz darauf mit fester Stimme. »Wie kommt ein hiesiger Junge zu einem Foto von dir, das vor dem Haus deines Vaters in der Augustinergasse in Basel aufgenommen ist? Ich glaube, wir sollten die Suche nach dem Kelch vorerst lassen, bis sich die ganze Sache etwas beruhigt hat.«
    Alina sah Gabriel ernst an und strich sich mit bewegter Geste eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie hatte absolut nicht die Absicht zu warten. Am liebsten wollte sie jetzt gleich das nächste Flugzeug nach Frankreich nehmen.
    »Ich weiß, dass wir nicht in den Urlaub fahren, wenn wir uns in den Flieger nach Frankreich setzen, Gabriel, und ich möchte, dass du das begreifst. Ich habe jetzt noch einen Grund mehr, mich sofort auf den Weg zu machen, und wenn es sein muss, werde ich in Kauf nehmen, dabei mein Leben zu riskieren«, gab sie ihm mit fester Entschlossenheit zur Antwort.
    Als sie fortfuhr, schien ihre Stimme ein wenig zu zittern: »Man hat meinen Vater ermordet, und ich will wissen, warum . Und wenn es sein letzter Wille war, dass ich das Geheimnis dieses Kelches entschlüssele, so werde ich das auch tun. Mit oder ohne deine Hilfe. Wie kann ich sonst je wieder in einen Spiegel schauen ...« Alinas Stimme brach.
    Gabriel nickte verlegen.
    »Ich möchte nicht, dass dir das Gleiche passiert wie deinem Vater«, sagte er leise. »Und ich weiß nicht, ob ich dich davor bewahren kann.«
    »Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen. Außerdem habe ich noch immer Taijiquan im Blut. Meine Mutter war eine Meisterin. Als ich mit meinen Eltern noch in Bangkok lebte, nahm sie mich immer mit in den Lumphini-Park. Dort, mitten im Herzen der Millionen-Metropole, in der weitläufigen Parkanlage unter schattigen Bäumen, wo große Warane und Schildkröten die Teiche und Wasserwege bevölkern, lehrte ein großer Meister diese Kampfkunst. Meine Mutter war seine beste Schülerin. Sie lehrte mich Taijiquan als eine Kampfkunst, die sich mit dem Bewusstsein um die inneren Kräfte unserer Natur verteidigt.«
    »Dennoch halte ich es für besser, die ganze Sache ruhen zu lassen«, erwiderte Gabriel ernst.
    »Glaub’ mir, Gabriel, ich habe einen guten Grund in seinem Haus in Frankreich zu sein. Mein Vater ist tot, und etwas, das er mir geben wollte, wartet dort auf mich. Ich weiß, dass du nichts riskieren willst, weil es zu gefährlich ist, aber es muss so sein.«
    Alina wischte sich ihre Tränen aus den Augen. Sie brauchte noch eine Weile, um sich zu beruhigen. Doch Gabriels Gegenwart wirkte wohltuend und gab ihr Geborgenheit.
    »Ich kann dich verstehen, doch wir dürfen jetzt nicht kopflos handeln.«

Weitere Kostenlose Bücher