Wächter des Mythos (German Edition)
erinnerte sich dabei an die Informationen, die er heute Morgen von Vincente erhalten hatte, nachdem er ihn darum gebeten hatte, mit dem Computer Nachforschungen anzustellen. »Gabriel Diaz hatte einen Bruder, der Benediktinermönch im Kloster von Silos in Spanien war.«
» Wie bitte? … Benediktinermönch im Kloster von Silos?«, fragte der Kardinal verblüfft.
»Aber ja, er soll Anfang der 90er-Jahre, während des Aufenthalts einer Delegation aus Rom, in der Umgebung von Silos brutal ermordet worden sein.«
» Ermordet? «
»Haben Sie nichts darüber in den Unterlagen gelesen, Eure Eminenz?«
»Von welchen Unterlagen sprechen Sie?«
»Von den Unterlagen des Priesters, der in Basel einen Mord begangen hat. Zufälligerweise war er ein Mitglied dieser Delegation aus Rom.«
Der Kardinal räusperte sich nun ein paar Mal, bevor er heiser bestätigte:
»Ja, sicher, ich kann mich noch vage daran erinnern.«
»Um was ging es damals in Silos?«
»Um Buchmalereien mit Verdacht auf häretischen Inhalt.«
»War das alles? Oder hat man dort in der Sakristei noch etwas anderes entdeckt?«
»In welcher Sakristei? Ach so. Ja, ich glaube, dort hat man per Zufall ein altes Templer-Relikt gefunden.«
»Und dieses alte Templer-Relikt, war es zufälligerweise dasselbe, das in Dr. Bernards Artikel abgebildet ist?«
»Hören Sie mir zu, Sandino, Ihre voreiligen Schlüsse sind mir zuwider. Kümmern Sie sich um Ihre Angelegenheiten und halten Sie Ihre Nase um Gottes willen aus verbotenen Schriften heraus.«
»Gut, ich habe eine Frage: Die Einsatztruppe der Priesterbruderschaft, was ist aus diesen Offiziers-Exorzisten geworden?«
»Ich nehme an, das wissen Sie bereits. Sie wurde nach dem Fall von Silos aufgelöst, mehr kann ich dazu nicht sagen. Denn offiziell hat es diese Offiziers-Exorzisten nie gegeben.«
»Doch diese Priesterbruderschaft, die gibt es wohl noch immer?«
»Ich fürchte, das braucht Sie nicht zu kümmern. Ich höre von Ihnen, sobald Sie mehr über diesen Diaz herausgefunden haben.«
Es knackte laut im Mobiltelefon, damit war das Gespräch beendet. Sandino fragte sich, ob er etwas zu weit gegangen war, indem er zu viel von seinen Kenntnissen verraten hatte. Doch soviel war ihm jetzt klar, Vincente musste für ihn mehr über diese Priesterbruderschaft in Erfahrung bringen.
* * *
Widerwillig setzte sich Alina zu Gabriel ins Auto, nachdem sie das Gepäck im Kofferraum verstaut hatten. Gabriel fuhr los und kurz darauf befanden sie sich auf der Straße in Richtung Doi Inthanon.
»Du bist wohl noch immer nicht überzeugt, dass wir das Richtige tun«, sagte Gabriel, nachdem das Schweigen zwischen ihnen schon eine Ewigkeit gedauert hatte. »Doch ich habe meine Gründe, vertrau’ mir.«
»Ich finde es nach wie vor vollkommen töricht, doch ich werde das mit dem Vertrauen mal versuchen«, antwortete Alina spitzfindig.
»Also, mein Freund bewegt sich in den höchsten Kreisen …«, erwiderte Gabriel gerade, als er im Rückspiegel einen Pick-up bemerkte, der sich beunruhigend schnell näherte. Plötzlich ertönte ein lauter Knall, dann ein Scheppern. Mit großen Augen sahen sich Alina und Gabriel an, denn sie brauchten einen Moment, bis sie begriffen, dass auf sie geschossen wurde. Darauf ertönte ein zweiter Schuss, die Kugel zerschmetterte brutal einen Außenspiegel.
» Und? Was machen wir jetzt? Willst du jetzt deinen klugen Freund um Rat fragen?«
Gabriel schwieg, er suchte in Gedanken fieberhaft nach einem Ausweg. Die kurvenreiche Straße war sehr gefährlich, doch bot sie auch einen bescheidenen Schutz vor den Kugeln. Gabriel fuhr, so schnell er konnte, und das Auto scherte immer wieder aus, aber er lenkte es mit ruhigen Bewegungen. Alina wunderte sich, dass sie bei diesem Tempo nicht schon lange im Graben gelandet oder in einer Kurve in die Tiefe gestürzt waren. Sie klammerte sich an die Lehne des Sitzes und wandte den Kopf, um nach den Verfolgern zu sehen. Doch der Pick-up jagte entschlossen hinter ihnen her.
»Achtung Alina«, rief Gabriel und legte sich mit quietschenden Reifen in eine scharfe Linkskurve.
Alina wurde mit großer Wucht gegen die Tür gedrückt und prellte sich heftig die Schulter. Am Ende der Kurve ließ sie sich auf den Sitz zurückfallen, zurrte ihren Gurt fest und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. In diesem Moment fiel ein weiterer Schuss. Dann noch einer. Mit einem trockenen, metallischen Knall durchschlugen die Kugeln das Blech des Autos. Alina warf Gabriel einen
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