Wächter des Mythos (German Edition)
»Der Code besteht aus Geheimzeichen, die aus den Grundformen der kosmischen Diagramme entwickelt worden sind. Doch das ist noch nicht alles. Ist jemand nicht mit dem Schlüssel der Geheimzeichen vertraut, so ist alles übrige Wissen umsonst.«
»Demnach fehlt uns also auch der Schlüssel, um uns das Mysterium der Botschaft erschließen zu können?«, stellte Alina nachdenklich fest.
»Auch das noch!« seufzte Gabriel. »Ich dachte dieses Verhältnissystem sei der Schlüssel.«
»Nein«, konterte Alina, »jetzt geht es doch um die Botschaft auf dem Kelch. Diese kosmischen Diagramme und damit das Verhältnissystem sind ja nur so etwas wie ein Raster-System, um Grundrisse und geheime Zeichen zu entwickeln.«
»Meine ich doch, dieses Raster-Ding ist der Schlüssel zum kosmischen Mysterium«, beharrte Gabriel.
»Ihr beide bringt alles durcheinander«, mischte sich Felipe liebenswürdig wieder ein. »Der Kelch enthält nur den Code, nicht aber die Botschaft oder den Schlüssel. Und der Code ist nun einmal nur mit Kenntnis des Gegenstücks zu entschlüsseln.«
»Wie bitte?«, Alina starrte ihn aus großen Augen an. »Um die Symbole des Kelches in für uns lesbare Zeichen übersetzen zu können, benötigen wir auch noch das Gegenstück?«
»Ja, den Schlüssel. Das habe ich doch nun schon die ganze Zeit zu erklären versucht. Nur wenn wir den Symbolen auf dem Kelch ihres Vaters lesbare Zeichen zuordnen können, können wir die Botschaft entschlüsseln.«
»Der Kelch enthält also nur den Code. Und wo finden wir dann die tatsächliche Botschaft?«, klinkte sich Gabriel wieder ein.
»In einer Kirche. Bestenfalls in einer in der Gotik gebauten Kathedrale, die als steinernes Glaubensbekenntnis der Templer der Notre Dame geweiht ist. Doch in unserem Fall wurde eine andere, ganz bestimmte Kirche bevorzugt, da es sich beim Thomas-Kelch um einen Kultgegenstand zur Initiation handelt. Die Kirche ist am Ende eines alten Initiationswegs zu finden.«
»Aber so eine Verschlüsselungstaktik ist doch absurd«, entfuhr es Gabriel. »Was wäre denn, wenn diese Kirche längst zerstört wäre?«
»Dieses Bauwerk wurde aber nicht zerstört, die Kirche existiert noch immer«, stellte Felipe sachlich fest.
»Verflixt, und wo finden wir die?«, fragte Gabriel beinahe enttäuscht.
»Sie steht am Jakobsweg, mehr weiß ich leider auch nicht«, entgegnete Felipe.
»Ist das etwa die aus Feldsteinen errichtete Kirche, die Santa María la Real in O’Cebreiro? Sie soll ja aus vorromanischer Zeit stammen und die älteste Pilgerkirche am Weg sein«, frohlockte Gabriel.
»Nun, wie schon gesagt, es handelt sich um eine in der Gotik gebaute Kirche.«
»Ich komme mir langsam wie eine Archäologiestudentin vor«, beklagte sich Alina, »die um mittelalterliche Kirchen am Jakobsweg herumkriecht und nach verborgenen Botschaften sucht. Was wissen Sie noch, Felipe.«
»Also, ihr Vater erzählte mir, dass er seit geraumer Zeit den am Kelch eingravierten Code entziffert und auch die Botschaft in einer Kirche gefunden habe. Doch er weigerte sich, mir den Inhalt der Botschaft mitzuteilen. Gelegentlich behauptete er auch, den Kelch gar nicht mehr bei sich zu haben.«
»Du liebe Güte, wenn er ihn nicht mehr hatte, dann suchen wir diesen verflixten Becher hier im ganzen Haus ja umsonst«, seufzte Gabriel.
»Sind wir denn auf den Kelch selbst angewiesen?«, überlegte Alina laut. »Wir haben doch das Foto, das müsste doch genügen, oder?«
»Wenn wir alle Symbole auf dem Kelch Ihres Vaters kennen würden, dann benötigten wir ihn natürlich nicht mehr, da haben Sie recht. Doch das Foto, das Ihr Vater in seinem Artikel veröffentlicht hat, zeigt nur etwa drei oder vier Symbole, mehr kennen wir nicht. Hinzu kommt, dass die codierte Botschaft teilweise aus falschen Zeichen bestehen könnte. Ich fürchte, ohne den Kelch Ihres Vaters lässt sich die Botschaft nicht den lesbaren Zeichen zuordnen.«
»Felipe«, wandte sich Gabriel nach einer kurzen Pause mit ungewohntem Nachdruck direkt an den alten Mann, »denken Sie, der Vatikan in Rom weiß über all das Bescheid?«
»Nein, jedenfalls nicht alles. Sicherlich kennen sie die Symbole und wissen vielleicht auch, wo sie zu finden sind. Doch, dass sie die Botschaft entschlüsselt haben, das glaube ich nicht.«
»Wovor hat der Vatikan denn Angst? Stellt die Botschaft eine so große Gefahr für den Fortbestand der katholischen Kirche dar?«, wollte Alina wissen.
»Ich denke, dieser Grals-Mythos stellt
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