Wächter des Mythos (German Edition)
die eigentliche Gefahr für die Kirche dar und die Art und Weise, wie sich die Botschaft enthüllt.«
»Diese Gralsgeschichte!« Alina wechselte mit Felipe einen gewichtigen Blick. »Gut möglich, dass mein Vater Bruchstücke der Wahrheit, die die alten Legenden verbergen, zu enthüllen und zusammenzufügen vermochte. Doch ihn deswegen zu ermorden!« Ihr Blick wirkte verloren und ihre Hand, die die ganze Zeit über ruhig auf dem Tisch gelegen hatte, ballte sich jetzt zur Faust.
»Es macht keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen«, brach Felipe das entstandene Schweigen, »der Mord ist dadurch nicht ungeschehen zu machen.« Er seufzte wie ein Mann, der eine Entscheidung zu treffen hatte, die ihm im Augenblick nicht leicht fiel. »Alina, ich habe Ihrem Vater versprochen, Ihnen bei der Suche zu helfen. Es ist nun an der Zeit, Ihnen etwas über das Versteck des Kelches zu erzählen.«
»Hat mein Vater Ihnen denn erzählt, wo der Kelch zu finden ist?«, fragte sie verblüfft.
»Was soll ich dazu sagen? Zumindest weiß ich, wonach Sie suchen müssen.«
»Ich denke, nach dem Kelch?«, fuhr Gabriel nervös dazwischen.
»Nun ja, nur der Zugang zum Versteck des Kelches befindet sich hier im Haus.«
»Ach du liebe Güte, noch mehr Geheimnisse?«, stöhnte Gabriel.
»Nur der Zugang zum Versteck befindet sich hier im Haus?«, wiederholte Alina skeptisch. »Was hat das zu bedeuten?«
Felipe faltete behutsam die Hände. »Also, die Geschichte des Hauses ist ein genauso anregendes Kapitel wie die des Kelches und ist eng mit der Geschichte dieses ereignisreichen Landes verbunden. Ihr Vater hatte ein gutes Gespür für Geheimnisse, das muss man ihm lassen. Nun, die Legenden, die dieses Haus umranken, reichen bist weit ins Mittelalter zurück. Es wird berichtet, dass das Haus hier einst ein altes Schmugglergut gewesen sein soll. Dabei ging es um Salz.«
»Um Salz?« Gabriel war anzusehen, dass er alles andere als überzeugt war von den Ausführungen des alten Mannes.
»Warum hörst du nicht erst einmal zu?«, wies ihn Alina zurecht, woraufhin Felipe mit seiner Erzählung fortfuhr. »Das monarchische Vorrecht auf den Handel mit Salz war im Mittelalter eine schwere Last für die Bevölkerung des Landes. Daher wurde die Salzsteuer mit allen Mitteln, vom Schmuggel bis zum Aufstand, von der nicht privilegierten Bevölkerung bekämpft. Es gab gewitzte Familien, die die Gunst der Stunde nutzten und mit dem begehrten Salz illegalen Handel trieben.
Dies war vor allem dann der Fall, wenn im Verborgenen an große Mengen des begehrten Salzes heranzukommen war. Es gab Orte, an denen das Salz in Minen heimlich abgebaut werden konnte. Eine dieser illegalen Minen soll es hier am Ort gegeben haben. Ihr Vater war schon früh der Meinung, der Zugang zur Mine sei in seinem Haus zu finden!«
Alina starrte ihn aus großen Augen an. »Wollen Sie damit sagen, dass diese geheime Mine noch immer existiert? Ein mittelalterliches Salz-Bergwerk?«
»So ist es«, sagte Felipe.
»Aber das ist doch total absurd«, entfuhr es Gabriel, »Ein solches Bergwerk müsste doch längst zerstört oder zerfallen sein, andernfalls wäre es sicherlich irgendwo erwähnt worden.«
»Es wurde aber nicht zerstört, diese Salzmine und der Zugang existieren noch immer!«
»Der Zugang ?« Alina blickte verwirrt von Gabriel zu Felipe. »Sind Sie sich da so sicher? Sie sagten doch …«
»Ihr Vater hat den Zugang schon vor Jahren hier im Haus entdeckt.«
»Und Sie glauben, dass unser Kelch in dieser Salzmine steckt, sozusagen als mittelalterliches Schmugglergut?«, fragte Gabriel entgeistert.
»So ist es.«
»Dass ich als Tochter von alldem nichts gewusst habe, das empfinde ich nach wie vor als Krönung dieses trostlosen Unterfangens.«
»Immerhin kommst du so zur mittelalterlichen Salzmine«, meinte Gabriel gespielt besänftigend zu Alina.
»Und du zu einem mittelalterlichen Schmugglergut!« antwortete sie missmutig.
»Nun, aus Sicht der katholischen Kirche dürfte der Kelch ein illegales Gut sein. Wie dem auch sei, ich habe alles gesagt, was Sie noch wissen sollten. Bei der Suche nach dem Zugang und dem Kelch muss ich Sie auf Wunsch Ihres Vaters alleine lassen, Alina.«
»Das sind ja rosige Aussichten«, brummte Gabriel mürrisch. »Sollen wir jetzt hier bei all diesen Büchern den ganzen Keller nach irgendwelchen Hohlräumen abklopfen?«
»Ich glaube nicht, dass Sie damit auf einen grünen Zweig kommen«, gab ihm Felipe spitz zur Antwort. »Machen
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